L O G A N

411 25 4
                                    


Am nächsten Morgen kommt eine Firma, die meine Tür repariert und ein neues Schloss einsetzt. In der Nacht war James die ganze Zeit zuhause, obwohl er sonst Abends immer noch nach draußen verschwindet. Ich rechne es ihm hoch an, dass er mich nicht alleine gelassen hat, auch wenn es sein Job ist. Ein Job, den er nach dem Vorfall wohl umso genauer nimmt.

Ich habe mich mit mit Matt verabredet, doch selbst bei diesem Treffen will James mich nicht alleine lassen. So kommt es, dass Matt und ich an einem Tisch sitzen und ein paar Tische weiter James.

„Also, was ist gestern passiert?" Matt sieht mich abwartend an und nimmt einen Schluck aus seiner dampfenden Tasse. Ich bin angespannt und kann nicht offen sprechen, da ich die ganze Zeit James durchdringenden Blick auf uns Spüre. „Jemand ist bei mir eingebrochen und ich bin mir sicher, dass es mein Stalker war. Und seit dem führt sich James etwas komisch auf." Den letzten Satz flüstere ich, da ich nicht weiß wie gut James Gehör ist.

„Und was ist mit Nathan, der muss doch sicherlich ausgerastet sein." Ich nicke stumm. „Ja er hat einen riesigen Aufstand gemacht und wollte, dass ich wieder umziehe. Doch seien wir mal ehrlich, wenn er meine jetzige Adresse gefunden hat, wird es bei der anderen nicht anders sein." Diesmal ist es Matt der nur verstehend nickt. „Und deine Eltern, machen sie sich nicht Sorgen?" Ich lache verbittert auf. „Du kennst sie doch. Nur das übliche Geschwafel, dass es normal für einen Menschen des öffentlichen Lebens sei und ich mich nicht so anstellen soll. Es sei ja nichts passiert, haben sie gesagt."

Matt sieht mich mitfühlend an. Er weiß wie es um die Beziehung zwischen mir und meinen Eltern steht, dass kann man nicht ändern. Auch wenn es mich traurig macht, dass sie sich nicht ansatzweise so für mich interessieren, wie es Matts Eltern tuen. Ich bin lediglich ein nettes Accessoire, dass bei Galas einen guten Eindruck hinterlassen kann und die Familie in ein gutes Licht rückt. Mehr bin ich nicht für sie, jedenfalls haben sie mir nie etwas anderes bewiesen. Doch ich habe mich mittlerweile damit abgefunden. Meistens jedenfalls.

„Aber eins muss man deinem Bodyguard lassen, er sieht nicht schlecht aus." Matt grinst mich vielsagend an. Ich hingegen sehe ihn entgeistert an und zeige ihm eine Geste, dass er leiser reden soll. „Sowas kannst du nicht sagen wenn er dabei ist", zische ich. Matt sieht mich mit unschuldigen Augen an und schiebt mir ein Stück seines Muffins in den Mund, als eine Art Friedensangebot. Daraufhin grinse ich ihn an und kaue genüsslich das leckere Stück von dem Blaubeermuffin.

„Wie läuft es bei dir so und deinem Studium?" Ich fühle mich schlecht, da wir meistens nur über mich reden und außerdem interessiere ich mich sehr für Matts Leben, immerhin ist er mein bester Freund. „Wie immer. Anstrengend. Mein Dozent nimmt uns ganz schön hart ran und die Prüfungen werden auch nicht leichter." Ich nicke verstehend. „Ich bin beeindruckt, dass du das so lange durchhältst." Matt grinst mich an. „Mir bleibt keine andere Wahl, wir können ja nicht alle Models sein." Auch wenn es nicht seine Absicht war, verletzen mich seine Worte. Er scheint meinen niedergeschlagenen Blick zu bemerken und fügt schnell hinzu: „Außerdem mag ich mein Studium. Es ist spannend." Matt lächelt mich aufmunternd an, was ich erwidere. Niemals würde er mich absichtlich verletzen, das weiß ich.

„Er sitzt da einfach nur so rum, sollen wir ihn vielleicht zu unserem Tisch bitten", fragt Matt und schaut kurz zu James. Ich folge seinem Blick und sehe, wie James an dem kleinen Tisch sitzt. Er wirkt so fehl am Platz. Es ist ein kleines Café und eingerichtet wie das Wohnzimmer einer älteren Frau. Sehr gemütlich im Großen und Ganzen, doch James mit seiner hochgewachsenen und breiten Statur, mit dem wachsamen Blick, als könnte jeder Zeit eine Person mit Waffe erscheinen, passt nicht ins Gesamtbild.

Ich erinnere mich wieder an Matts frage, doch bevor ich antworten kann, winkt Matt James zu uns. Ich sehe aus dem Augenwinkel wie James sich erhebt und zu uns kommt. „Ist etwas passiert?" James sieht mich prüfend an, ehe sein Blick zu Matt schweift. „Nein, es ist nichts passiert. Wir wollten nur fragen, ob Sie uns Gesellschaft leisten möchten?" Matt ist die Ruhe in Person, mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen. James mustert wieder mich, scheint auf Widerspruch zu warten, doch als dieser nicht kommt, zieht er sich einen Stuhl ran und setzt sich.

„Wollen Sie einen Kaffee? Die machen hier den Besten", versichert ihm Matt. Ich verfluche mich und meine Schüchternheit, die mich daran hindert etwas zu sagen. „Ja, ich würde einen Kaffee nehmen. Schwarz", ist das einzige was James sagt, ehe er wieder seinen Blick prüfend durch die Gegend wandern lässt. Matt winkt den Kellner ran und gibt die Bestellung auf. Es ist der Kellner, der uns auch das letzte mal bedient hat. Wieder ruht sein Blick auf mir, doch diesmal sagt er: „Ich bin mir ganz sicher, du bist Logan McCall." Ich schüttele hastig den Kopf und sage ihm, dass er sich irren muss. James horcht auf und dreht sich nun zu dem Kellner um, dem er vorher keine Beachtung geschenkt hat. „Doch ganz sicher, du bist es!" Der Kellner wirkt aufgebracht. Ehe ich antworten kann, ergreift James das Wort, „Ist es Ihre Aufgabe Kaffee zu servieren oder Menschen zu belästigen? Gehen Sie gefälligst an Ihre Arbeit und belästigen Sie nicht meinen Schützling!" James stimme hat einen befehlsmässigen Ton angenommen, dem man sich nicht zur Wehr setzen sollte.

Der Kellner machte einen beschämten und ängstlichen Ausdruck, ehe er mit einem Nicken verschwand. Ich musterte James ungläubig. „Vielen Dank James", ergreife ich das Wort, doch James blockt ab. „Das ist meine Aufgabe, Kleiner." Ich will ihn zurechtweisen, dass mir der Spitzname nicht recht ist, doch ich bin viel zu dankbar, als dass ich mich darüber beschweren will, dass er mich wieder auf meine Größe reduziert.

Der Kaffee kommt schneller als sonst und ich muss mir ein siegreicheres Grinsen unterdrücken, denn es war ja nicht mein Sieg. Nicht ich habe den Kellner so eingeschüchtert. Das war James. Und er hat seinen Job verdammt gut gemacht.

Bodyguard (boyxman) your love is mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt