J A M E S

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Ich konnte die Nacht über nicht schlafen und auch jetzt sitzt die Anspannung tief bis in meine Knochen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Logan sich in ernsthaften Schwierigkeiten befinden würde, doch ich habe mich geirrt. Jemand hat versucht in sein Haus einzudringen und war damit sogar erfolgreich. Ich habe meinen Job nicht ernst genug genommen, doch das würde sich jetzt ändern.

Immer wieder schweift mein Blick durch die Gegend. Der Kellner wirkte auf mich suspekt, weshalb ich ihn zurechtgewiesen habe. Unsere Getränke stehen vor uns und ich nehme meine Tasse in die Hand, um einen Schluck zu trinken. Ich hätte gestern eigentlich einen Auftrag gehabt, den ich jedoch abgelehnt habe. Auch wenn mir die Konsequenzen bewusst sind, kann ich Logan nicht unbeaufsichtigt lassen. Es ist meine Pflicht.

„Also, seid wann sind Sie in der Branche? Haben Sie schon immer Menschen beschützt?" Matt sieht mich interessiert an.

„Ja", antworte ich kurz, ehe ich mich wieder meiner Tasse zu wende. Es ist die halbe Wahrheit. Eigentlich habe ich einige Nebengeschäfte, doch das hat ihn nicht zu interessieren. Und beschützen tat ich schon mein Leben lang.

„Wie ist das eigentlich, wenn man die Sicherheit von anderen über das Wohlbefinden von einem selber stellt?" Ist das sein Ernst? Ich fühle mich wie in einem Interview. „Es ist mein Job."

Logan scheint das alles unangenehm zu sein, denn er wirft seinem Freund warnende Blicke zu. „Aber es muss doch wirklich schwer sein, immer mit der Gefahr zu leben selbst einmal ein Opf- Autsch!" Er unterbricht sich selbst, denn anscheinend hat Logan ihm unter dem Tisch einen Fußtritt verpasst. „Was denn, ich bin doch nur neugierig!" Matt reibt sich sein schmerzendes Bein.

Logan läuft rot an und ich muss mir ein Schmunzeln unterdrücken. Ich frage mich, wie die beiden Menschen nur Freunde sein können. Sie sind komplette Gegenteile. Logan ist eher introvertiert und schüchtern, während Mat extrovertiert ist und wohl seine Grenzen versucht zu erkunden.

Mir fällt der Schwarze Audi auf, der vor dem Café parkt, doch als ich im Begriff bin aufzustehen, fährt er auch schon los.

Erst jetzt wird mir bewusst, wie dumm es war sich nicht das Kennzeichen zu merken, denn ich bin mir sicher, dass es sich nicht um einen Zufall handelte, dass das Auto direkt vor dem Fenster an unserem Platz geparkt hat.

Logan scheint meinen unruhigen Blick zu bemerken, denn er sieht mich fragend an. „James, alles gut?" Ich nicke nur, da ich ihn nicht beunruhigen will.

Wer auch immer das war, er ist hinter Logan her. Soviel steht fest.

Mit einem Blick auf die Uhr fällt mir auch auf, dass wir gleich zu einem von Logans Shootings müssen. „Logan, es wird Zeit." Der Angesprochene nickt verstehend und verabschiedet sich von seinem Freund.

Wir verlassen das gemütlich eingerichtete Café und machen uns auf dem Weg zu meinem Wagen, wo wir beide einsteigen.

Ich starte den Motor und lege den Rückwärtsgang ein. Während ich zurück gucke, um zu schauen ob hinter uns alles frei ist, lege ich meinen Arm über den Beifahrersitz. Es ist eine alte Angewohnheit von mir, die ich mir damals aus irgendeinem Film abgeguckt habe. Doch sobald ich meinen Arm über den Beifahrersitz lege, kleben die Blicke von dem Kleineren auf mir. Mit einem kurzen Blick stelle ich fest, dass er errötet ist.

Schmunzelnd fahre ich rückwärts. Wie schüchtern kann ein Mensch nur sein? Und warum errötet er so oft? Mache ich ihm vielleicht Angst? Wenn das der Fall ist, dann muss ich vielleicht mal ein klärendes Gespräch mit ihm führen. Immerhin ist es meine Aufgabe ihm Schutz zu bieten und nicht ihn einzuschüchtern.

Während der Fahrt ist es ruhig, was ich als angenehm empfinde. Ich mag es nicht andauernd belanglose Gespräche zu führen und konzentriere mich eher aufs Wesentliche. Vielleicht wirke ich durch meine Art auf einige Menschen verschlossen und abweisend, doch das ist mir egal. Ich bin nicht darauf angewiesen anderen Menschen zu gefallen.

Es dauert nicht lange und wir kommen vor einer großen Halle zum stehen. Es handelt sich um eine kleine Lagerhalle, die sich sehr abseits von der Stadt befindet. Neben dem Eingang befindet sich eine Fläche, die mit Kies bedeckt wurde. Auf dieser Fläche komme ich zum stehen und steige aus, was Logan mir gleichtut.

Wir gehen zum Eingang und als wir die kleine Lagerhalle betreten fällt mir sofort der in der Mitte aufgebaute Shootingplatz auf, der aus einer Weißen Leinwand und einer großen Lampe besteht. Es tummeln sich um die vier Menschen in der Halle herum.

Logan und ich gehen zu den Menschen und Logan begrüßt sie alle höflich. „Hallo Logan. Wir fangen gleich an. Geh du schon mal zu den Beiden und lass dich fertig machen, danach kannst du zu dem Vorhang gehen und dich dahinter umziehen." Ein schlanker, hochgewachsener Mann mit Brille gibt Logan die Anweisungen durch. Mein Blick fällt zu dem Vorhang, der eine kleine Umkleidekabine darstellt.

Logan geht zu den Beiden Frauen, die wohl für das Make-Up und die Haare zuständig sind. Ich komme mir etwas fehl am Platz vor, weswegen ich erst einmal die Umgebung erkunde. Die Lagerhalle bietet nicht viele Versteckmöglichkeiten, da sie, bis auf einige Kleinigkeiten, komplett leer zu sein scheint.

Ich schaue auch draußen nach, ob dort vielleicht irgendein Auto parkt, dass da nicht hingehört, aber auch dort scheint alles normal zu sein.

Plötzlich ertönt ein schriller Schrei aus der Lagerhalle. Adrenalin pumpt durch meine Adern. Sofort laufe ich los und ziehe beim Laufen meine Waffe.

In der Lagerhalle angekommen versuche ich die Situation zu erfassen. Eine der Make-Up-Artistin hüpft von einem Bein auf Das Andere und sieht sehr verängstigt aus.

„Was ist passiert", frage ich, immer noch die Waffe in meinen Händen haltend. Sofort liegen alle Blicke auf mir. „Da war eine Maus!" Die Frau stoppt mit dem Gehüpfe. Ich sehe sie nur verständnislos an, als plötzlich ein helles Lachen ertönt. Es klingt befreit und so natürlich, dass man glatt mitlachen möchte. Mit einem kurzen Blick über die vier Menschen fällt mir auch sofort die Quelle auf. Es ist Logan. Ich glaube ich habe ihn noch nie lachen gehört und ich muss zugeben, dass es ein schöner Anblick ist.

Nachdem ich mich von dem Anblick lösen kann, blicke ich ihn verständnislos an. Warum lacht er?

Nachdem er sich einigermaßen gefangen zu haben scheint, setzt er zu einer Antwort an: „Ich fand den Anblick nur so lustig, dass du mit einer Waffe reingekommen bist. Wolltest du die Maus etwa erschießen?" Erst jetzt scheint ihm aufzufallen, dass sich alle Blicke auf ihn richten und wieder kommt die altbekannte Röte auf seinen Wangen zum Vorschein. Der Moment der Unbeschwertheit ist verstrichen.

„Okay, Logan zieh dich um, wir fangen jetzt mit dem Shooting an!"

Bodyguard (boyxman) your love is mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt