J A M E S

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Ich hatte eigentlich vorgehabt, heute noch einen Auftrag zu erfüllen, doch nun hat Logans Sicherheit oberste Priorität. Da ich Nathan mein Wort gegeben habe, kann ich Logan nicht einfach allein lassen. Nicht dass mir Logans Sicherheit, auch ohne Nathan mein Wort gegeben zu haben, nicht wichtig wäre. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, und diese ist es Logan Schutz zu bieten.

Wir kommen wieder bei Logan Zuhause an und sofort verspannt er sich. Ich kann es genau betrachten, wie er die Schlüssel mit seinem Griff umklammert, sodass seine Knöchel weiß hervortreten. Und noch bevor ich realisieren kann, was ich tue, strecke ich meine Hand nach seiner aus, die den Schlüssel immer noch festhält, als wäre es seine Rettungsleine, und umschließe sie mit meiner. Verwirrt schaut er zu mir auf, und ich schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln.

Verwirrung spiegelt sich in seinen Augen, doch bei mir scheint es wohl nicht anders zu sein, denn nach kurzem fängt er an zu grinsen. Er dreht sich wieder um, um den Schlüssel ins Schloss zu stecken, doch ich kann noch das leise "Danke" aus seinem Mund hören und dieses Wort hat noch nie schöner geklungen.

Als wir die Wohnung betreten wollen, hält er mich plötzlich an meinem Ärmel zurück. Verwirrt drehe ich mich zu ihm um, doch er schaut mir nicht in die Augen und seine Lippen verlieren kein Wort. Plötzlich ist mir klar, was ihn bedrückt. Und es lässt mein Herz erwärmen, wie er auf den Boden schaut und still um meine Hilfe bittet. "Warte hier, ich schaue nach, ob sich jemand Zugriff zur Wohnung verschafft hat", und mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg in die Wohnung.

Ich bin verwirrt. Verwirrt von meinen Taten und meinen Gefühlen, doch ich schiebe all meine Gedanken, die diesen Zwerg betreffen, einfach von mir. Jetzt geht es nicht um mich, es geht einzig und allein um Logan und um das, was ihn in diesem Moment bedrückt.

Ich laufe jeden einzelnen Raum ab, prüfe ob die Fenster verschlossen sind und schaue, ob es jegliche Spuren von einem Einbruch gibt. Doch das Apartment scheint sicher zu sein, weshalb ich Logan hereinhole. Dieser wirft mir einen dankbaren Blick zu, der direkt zwischen meine Leistengegend fährt und mich erschaudern lässt.

Um ein vielfaches verwirrter und verstörter, verschwinde ich auf den schnellsten Weg in mein Zimmer. Dort angekommen, begebe ich mich ins angrenzende Badezimmer und stelle mich vor den Spiegel. Mein Gesicht sieht normal aus, auch wenn es ein wenig verstört in den Spiegel blickt. Außerdem fühle ich mich kerngesund. Wie kommt es denn, dass ich einen Harten bekomme, wenn mich Logan dankbar anlächelt?

Ich schüttele mich bei dem Gedanken und drehe den Wasserhahn auf.
Ich bin nicht schwul, jedenfalls gab es nie Gründe zur Annahme dafür. Ich habe Spaß am Sex mit Frauen und bis zu diesem Tag, hat mich auch kein Mann je erregt.
Ich werfe mir kaltes Wasser ins Gesicht und schaue wieder in den Spiegel. Schon besser. Mit einem Handtuch trockne ich mein Gesicht ab und gehe wieder in mein Zimmer.

Ich habe mehrere verpasste Anrufe von  Kyle, weshalb ich ihn zurückrufe. Während ich dem Tuten lausche, kann ich mir schon denken, warum mich Kyle angerufen hat. Ich muss auch nicht lange warten, ehe Kyle an sein Handy geht und sofort mit der Standpauke loslegt.

"James, wir hatten heute einen Job! Du kannst dir nicht einfach denken: Dann mache ich das wann anders oder, die werden schon sehen wie sie klarkommen. Das war ein großer Deal und er wäre beinahe geplatzt wegen dir! Wie willst du das wieder gut machen? Du kannst froh sein, dass Daniel für dich eingesprungen ist." Nachdem er kurz nach Atem ringt, erlaube ich mir auch etwas dazuzusagen. "Beinahe?" Ich höre Kyle verwirrt stocken. "Das ist das einzige was dir einfällt? Was soll das überhaupt bedeuten?" Nun fange ich an zu grinsen. "Du meintest der Deal sei beinahe geplatzt. Scheint, dass meine Anwesenheit nicht von Nöten gewesen ist."

Nun höre ich ihn genervt die Luft ausstoßen, doch ich bin mir sicher, dass ich bei seinen nächsten Worten ein Grinsen heraushören kann. „Du bist so ein Schwachkopf." Ich stimme ihm in Gedanken zu. Ja, ich bin eben Schwachkopf. Wie wäre es sonst zu erklären, dass mich Logan so aus der Fassung bringt?
Und schon wieder nistet sich der Kleine in meinen Kopf.

"Kannst du mir dann wenigstens erklären, was dich so wichtiges von der Übergabe abgehalten hat?"  Laute Motorengeräusche ertönen im Hintergrund, des Lautsprechers. Kyle scheint wohl noch draußen zu sein. "Es gab einige Komplikationen mit meinem Klienten." Ich versuche es so grob wie möglich zu halten und ich weiß nicht einmal warum. Oder vielleicht weiß ich auch warum. Kyle kennt mich besser als jeder andere. Er durchschaut mich, wie kein zweiter und zuvor hat mir das nie Angst gemacht, oder mich in Sorge gebracht. Doch seitdem Logan in mein Leben getreten ist, weiß ich nicht so recht, ob mir das noch gefällt. Zuvor war es immer erleichternd, da ich nie sagen musste, was mich belastete, denn Kyle konnte es erahnen. Doch das mit Logan, verwirrt mich und ich weiß nicht, ob Kyle vielleicht falsche Schlüsse daraus ziehen würde. Schlüsse, an die ich nicht mal zu denken vermag.

Kyle und ich beenden das Gespräch, ehe ich mich aus meinem Zimmer begebe, weil mir ein köstlicher Duft in die Base steigt. Logan steht am Herd und bereitet Nudeln Bolognese zu. Er dreht sich zum Waschbecken um und als er mich erblickt, schenkt er mir ein Lächeln. Ein warmes Lächeln. Ich versuche es zu erwidern, ehe ich mich zu ihm geselle, um ihm über die Schulter zu gucken.

Vielleicht sollte ich meinen Plan ändern und mich mehr von Logan distanzieren, bevor ich weiß, warum ich in letzter Zeit so auf Logan reagiere. Entweder, es ist die Nähe, die wir Tag für Tag ausgesetzt sind und meine mangelnden sexuellen Erlebnisse. Oder vielleicht, aber nur ganz vielleicht, bin ich doch nicht so hetero, wie ich es immer angenommen habe. Aber dafür brauche ich erstmal den Abstand, den ich aber zu diesen Zeiten nicht schaffen kann.

„Hast du Hunger", fragt Logan, als er sich zu mir umdreht. Ich nicke. „Okay, kannst du den Tisch decken?" Wieder ein Nicken, ehe ich der Aufforderung nachgehe.
Mittlerweile weiß ich, wo sich alles befindet. Ich decke den Tisch, und als ich damit fertig bin, häuft uns Logan etwas vom Essen auf.  Wir essen stillschweigend. Doch es ist keine unangenehme Stille. Ich würde sie eher als beruhigend und nervenkühlend bezeichnen.

Ich helfe Logan abräumen, ehe ich mich wieder in mein Zimmer begebe. So könnte es klappen. Wenn wir diesen Grad an Abstand und Stille beibehalten, könnte es klappen.

Bodyguard (boyxman) your love is mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt