L O G A N

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Ich bin es gewohnt, dass James sich distanziert, aber mir kommt es so vor, als wäre es schlimmer geworden. Er weicht jeder meiner Berührungen aus und auch wenn sie nur zufällig sind. Es ist fast so, als könnte er die Nähe zwischen ihm und mir nicht ertragen. Obwohl ich mir selbst einrede, dass das doch totaler Quatsch ist, kann ich den Gedanken einfach nicht vergessen. Und das komische ist, dass ich das Gefühl erst habe, seitdem wir uns eigentlich Näher gekommen sind.

Nach dem Gespräch mit Nathan, hat er sich um mich gekümmert. Er ist auf meine Ängste eingegangen, ohne dass ich sie ihm hätte erläutern müssen. Aber das scheint so weit in der Vergangenheit zu liegen, denn seit dem ist fast eine Woche vergangen. Er sorgt immer noch für meine Sicherheit, doch es gibt kaum einen Zeitpunkt, in dem wir alleine sind, denn auch wenn wir zusammen leben, hat der Kerl ein Gespür dafür, immer dort zu sein, wo ich nicht bin. Und das komischste an dem Ganzen ist, dass es mich stört. Vielleicht nicht so sehr, dass ich ihn darauf ansprechen würde, aber genug, dass es mir auffällt.

Wir sitzen gerade in James Auto, da uns Nathan zu sich bestellt hat. Wir schweigen uns an, und auch so gern ich diese Stille unterbrochen hätte, so sehr wiegt auch mein Stolz. Deswegen schweigen wir uns an. Es ist nicht das erste mal, doch diesmal ist es anders. Er redet nicht mit mir, weil er es nicht will und nicht, weil es zu seiner Persönlichkeit gehört. Da ich ihm keinen weiteren Grund liefern will, mich anzuschweigen und vielleicht sogar zu ignorieren, schweige ich mit ihm. Ich passe mich ihm an, auch wenn es mich Beherrschung kostet.

Wir kommen in der Tiefgarage, des Gebäudes zum Stehen und steigen aus. Der Weg nach oben ist genauso schweigsam, aber anders als mir, scheint ihm das gar kein Unbehagen zu bereiten. Wir werden von der Sekretärin ins Büro geleitet und dort begrüße ich Nathan. Endlich ein sozialer Kontakt, der sich nicht zu schade war, um mit mir zu sprechen. Natürlich hatte Sophie, Nathan's Sekretärin, auch kurzen Smalltalk mit mir geführt, aber es ist immerhin noch was anderes, wenn sich die Person dazu nicht gezwungen fühlt.  "Setzt euch ihr beiden", sagt Nathan nach unserer kurzen Begrüßen, und wir beide kommen der Aufforderung nach.

"Ich habe mir eine Übergangslösung überlegt, für Logans Sicherheit. Ich denke was Logan braucht, ist etwas Abstand von seinem Stalker und von dem Stress. Ich habe eine abgelegene Berghütte gefunden, die der perfekte Ort ist, um etwas zu entspannen und weit genug entfernt ist, damit dein Stalker dich nicht finden kann." Meine Augen weiten sich. Ich soll mit James in eine abgelegene Berghütte ziehen? Allein? "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", sagt nun James, und auch wie sehr ich seine Meinung teile, macht es mich wütend, dass er wohl genauso wenig mit mir allein sein will, wie ich mit ihm. "Warum das denn nicht", will nun Nathan fragen und ich bin genauso gespannt auf seine Antwort, wie er. James zögert. "Ich bin mir nicht sicher, ob eine abgelegene Berghütte ein so sicherer Ort ist. Außerdem vermitteln wir dem Stalker dann nicht die falsche Massage? Wir zeigen ihm doch nur, dass er das erreicht hat, was sein Ziel war: Logan Angst zu machen."

Es klingt logisch. Es klingt sogar sehr logisch, doch ich glaube ihm nicht. Vielleicht liegt es daran, dass sein Bein auf und ab wippt, oder daran, dass seine Nase zuckt, aber auf jeden Fall bin ich der Meinung, das er lügt. Oder zumindest etwas verheimlicht. "James, so sehr ich deine Meinung auch schätze, geht es hierbei nicht darum, dem Stalker etwas zu beweisen und auf stark zu machen, sondern ausschließlich um Logan's Sicherheit und sein Wohlbefinden. Und dies können wir nur gewähren, wenn er etwas Abstand bekommt. Von dem Stalker, aber auch von der Arbeit. Wie lange ist es her, dass du mal vereist bist, Logan?" Nathan schaut mich auffordernd an. Ich zögere. Er kennt die Antwort doch bereits. „Ich weiß nicht, vielleicht zwei, bis drei Jahre, wenn man die geschäftlichen Reisen außen vor lässt." Meine Geschäftsreisen sind meist alles andere, als erholsam. Klar, ich kann viel von der Welt sehen, aber meistens bleibt mir dazu nicht all zu viel Zeit. Ich habe auf den meisten Reisen mehr von dem Hotelzimmer gesehen, als von dem Land.

„Es wird dir gut tun, mal weg zu kommen. Du wirst schon sehen, es ist etwas anderes, wenn du vereist, ohne dabei auf einen Terminkalender achten zu müssen. Auch wenn du dich immer noch in Deutschland befindest, kannst du trotzdem abschalten. Ihr fahrt morgen nach Bayern, dort haben wir eine Berghütte gemietet. Es wird kaum, bis kein Netz geben, aber dass ist ja auch der Sinn der Sache. Eine Stunde mit dem Auto entfernt ist ein Dorf, wo ihr Netz habt und wo ihr einkaufen könnt. Dort könnt ihr euch bei mir melden und mir Auskunft erstatten, wie es bei euch läuft." Nathan hat alles genau geplant. Und dennoch ist noch immer diese Unruhe in mir, allein mit James zu sein, ohne Internet und Ablenkung. Wie sollen wir miteinander auskommen, wenn wir nicht einmal miteinander reden und sich uns keine anderen sozialen Kontakte bieten?

Ich bin in meinen Gedanken vertieft, ehe ich bemerke, dass mich Nathan aufmerksam mustert. Er scheint auf meine Meinung zu warten. Wie soll ich mich entscheiden? Aber vielleicht ist das die Gelegenheit, um James besser kennenzulernen. Vielleicht können wir den Abstand, der uns trennt verringern und uns näher kommen. Näher... Die Gedanken, die so plötzlich von mir Besitz ergreifen und wie eine Sintflut über mir hereinbrechen, kann ich nur mit Mühe und Not verdrängen.  Was denke ich mir da nur? Doch Nathan wartet immer noch auf meine Antwort, also beschließe ich, sie ihm zu geben. „Ich halte das für einen guten Vorschlag. Wir werden bestimmt gut zurecht kommen und es wird mir gut tun." Ich lächle Nathan an, was er erwidert. Auch wenn er ein bisschen überrascht scheint, da ich sonst immer sehr abgeneigt von seinen Vorschlägen bin.

„Okay, dann haben wir das geklärt. James, für dich ist das auch kein Problem?" Er schaut zu James, was ich ihm gleichtue. James öffnet den Mund, schließt ihn jedoch wieder, ehe er mit dem Kiefer malt und nickt. Was war denn das? Ist er so abgeneigt von der Vorstellung, mit mir alleine zu sein? Und warum ärgert mich das so sehr? Na gut, ich finde ihn sehr attraktiv, aber ich war mir von Anfang an um Klaren, dass das einseitig ist und nichts passieren wird. Dennoch stimmt es mich missmutig. Und diese Stimmung hält an, bis wir zuhause sind und ich mich in mein Zimmer verkrieche.





•••
Ich weiß, es ist schon ein bisschen länger her, seitdem ich was gepostet habe. Ich hatte ein bisschen mit privatem Stress zu kämpfen und dann noch die Klausurenphase. Der ein oder andere kennt das ja. Auf jeden Fall wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr und hoffe, dass ihr ein schönes Weihnachtsfest hattet.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 04, 2023 ⏰

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