Er wollte der Liebe keine Chance mehr geben, doch er hätte nicht gedacht, dass er seine Meinung so schnell ändern würde.
Jungkook wurde das Herz gebrochen, und wie es das Schicksal wollte, traf er auf Taehyung, welcher ihm zeigte wie es sich anfühl...
Das war, was auf Jungkooks Handy stand. Es war nun Dienstag Abend und er hatte Taehyung den ganzen Tag nicht gesehen, aber das würde er gleich tun. Ja, Taehyung hat ihn tatsächlich, endlich angeschrieben.
Jungkook wollte vor Freude hüpfen, doch konnte sich noch unter Kontrolle halten.
Allein, dass er bei dieser einfachen Textnachricht so breit lächeln musste, kam ihm nicht gerade recht, denn damit bestätigte sich nur Namjoons Aussage.
"Du stehst auf ihn". Vielleicht? Vielleicht ist er einfach nur aufgeregt, jemand neues kennenlernen?
Das redete sich Jungkook zumindest ein. "Verdammt, er watetet ja auf mich", fiel es ihm ein und er machte sich daran sich fertig zu machen.
Eine breitere, blaue Hose und ein heller oversize Pullover, dafür entschied sich der Student. Ohrringe trug er auch liebend gerne und er war sogar kurz davor, Parfüm zu benutzen, doch das war ihm doch etwas zu viel. Warum sollte er auch Parfüm benutzen? Es war doch nur ein einfaches Treffen mit einem angehenden Freund.
Oder doch seinem.
Jungkook machte sich so schnell es ging auf den Weg. Er wollte den Schwarzhaarigen nicht warten lassen.
Als er ankam, sah er Taehyung schon auf der Bank liegen. Sein Blick galt dem Himmel, doch er schien Jungkooks Präsenz zu bemerken und drehte seinen Kopf zur Seite. Er setzte sich hin, um dem Älteren Platz zu machen und lächelte.
Er versuchte es zumindest. Man sah ihm an, dass ihm nicht danach zu Mute war und nachdem Jungkook sich hingesetzt hatte, fielen seine Mundwinkel wieder.
Jungkook merkte, dass etwas nicht mit Taehyung stimmte, doch wenn er darüber reden wollte, dann würde er es schon tun. Also fragte er, ob der Lockenkopf schon lange warten würde.
"Ich bin schon seit Stunden hier. Irgendwie bist du mir dann in den Sinn gekommen und ich wollte dich sehen. Danach ist mir eingefallen, dass ich deine Nummer ja habe", erklärte er. "Warst du auch während der Uni hier?", wollte Jungkook wissen. Taehyung bestätigte dies mit einem Nicken und drehte seinen Kopf zum Älteren.
"Tut mir leid, wenn ich dich gestört habe. Ich hab' einfach ein wenig Gesellschaft gebraucht und meine einziger Freund ist viel zu aufgedreht", sagte er. Jungkook zog die Augenbrauen zusammen, "Ich leiste dir gerne Gesellschaft, du musst dich nicht entschuldigen. Und meinst du diesen Felix?", fragte er.
Taehyung lächelte wieder etwas und murmelte ein leises "Ja", ehe er seinen Kopf wieder nach vorne drehte.
"Jungkook, warum verschwindet diese Leere in mir nicht?", durchbrach er wieder die Stille, die der Andere genossen hatte. "Huh?", fragte er nach.
"Du musst wissen, meine Eltern arbeiten nur. Schon als Kind hab' ich sie kaum gesehen. Vor allem meinen Vater. Meine Mutter war nur selten Zuhause, aber sie war da und das bedeutete mir so verdammt viel. Selbst, wenn es nur dreimal in der Woche war. Mein Vater kaufte mir immer alles mögliche, er dachte ich würde dadurch glücklich werden, aber... ich fühlte mich einfach nur leer. Bis heute noch. Als ob etwas fehlen würde, in mir", erzählte er und schniefte leise, doch Jungkook hörte es.
Er drehte Taehyung an der Schulter zu sich und sah Tränen über seine Wangen strömen. Ohne zu überlegen, zog Jungkook den Jüngeren in seine Arme. Dieser krallte sich in den Pullover des Anderen und weinte still weiter.
Er drehte den Kopf etwas, um weiter sprechen zu können. "Meine Mutter hat es selber auch nicht mehr ausgehalten und ist zu ihren Eltern aufs Land gezogen. Sie kommt nur noch so selten... Ich sehe sie kaum, aber sie fehlt mir so sehr. Ich möchte sie um Rat fragen, wissen was ich machen kann, damit diese Leere sich füllt. Jedoch kann ich das nicht und, wenn ich es über Text machen möchte, mache ich immer einen Rückzieher. Mein Vater hat sich nicht geändert. Es ist nicht so, dass meine Eltern keine gute Beziehung führen, im Gegenteil. Ich weiß auch von meiner Mutter, dass sie jeden Tag telefonieren, aber ich möchte, dass wir alle drei zusammen sind. Mein Vater ist auch kein schlechter Vater, er nimmt sich einfach keine Zeit für mich. Ich bin mir sicher, er würde das tun, wenn er wissen würde, wie mich das zerstört. Aber dann würde er das ja nicht von sich aus machen, also würde ich mich wieder schlecht fühlen. Ich hatte nie das Gefühl von Familie, ich weiß nicht wie sowas aussehen soll. Als Kind war ich immer bei den Eltern meines Vaters, bin bis heute noch regelmäßig bei ihnen, aber es ist nicht dasselbe, wie mit meinen Eltern. Ich will doch nur Liebe, Jungkook", weinte er.
Der Ältere war als einfühlsamer Mensch selber kurz davor, loszuheulen, doch er riss sich zusammen. Er streichelte dem Jungen in seinen Armen den Rücken und zog ihn näher an sich.
Wie gern er ihm Liebe geben würde. Wie gerne er diese Leere füllen würde.
"Du hast letztens über dich geredet, als du meintest, dass es Menschen kaputt macht, wenn sie keine Liebe bekommen, hm?", stelle er fest. Seine Hand fuhr durch die weichen Haare Taehyungs, welcher sich langsam beruhigte.
Der Jüngere genoss diesen Augenblick, indem er sich so geborgen fühlte und atmete den Geruch seines Gegenübers ein. Er wünschte, seine Mutter könnte ihn jetzt auch so in den Armen halten und durch die Haare streicheln.
Langsam löste er sich, wischte sich die Tränen ab und tatsächlich, er brachte ein ehrliches Lächeln zu Stande. "Danke dir so sehr", brachte er mit verweinter Stimme heraus.
"Weißt du was? Wir gehen jetzt ein Eis essen und ich bezahle. Das sollte sich wieder aufmuntern", schmunzelte Jungkook und erhob sich. Dass sein Pullover nass war, interessierte ihn ziemlich wenig. Lieber schenkte er dem hübschen Jungen vor sich seine Beachtung.
Wie Jungkook sich wohl fühlen würde, wenn er wüsste, dass er die erste Person war, die Taehyung so gesehen hatte? Und der Taehyung das alles anvertraut hat?
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