Kapitel 12

451 20 1
                                    

Adrian

Die Musik dröhnt durch das ganze Haus, überall sind Menschen. Ich stehe mit Bletchley und Flint im Flur, neben mir steht ein blondes Mädchen und erzählt mir irgendetwas, wenn ich ihr zuhören würde, dann wüsste ich bestimmt auch, was sie mir erzählt, aber ich höre ihr nicht zu. Denn es interessiert mich nicht, was sie mir zu erzählen hat. Sie interessiert mich nicht. Gelangweilt schaue ich durch den Flur, überall stehen Gruppen, die sich unterhalten. Es haben sich sogar schon Paare gebildet, welche sich unauffällig in die Ecken zurückziehen. Bis auf ein paar knutschende Paare ist nichts weiteres interessantes zu erkennen. Doch als ich gerade wieder in die Runde schauen wollte, erkenne ich aus dem Augenwinkel lange braune Haare. Schlagartig haftet mein Blick auf dem Mädchen und ich muss zweimal hinschauen, damit ich sie erkenne. Denn sie steht nicht allein im Flur, sondern ist in der Begleitung von Higgs. Die Beiden unterhalten sich und Higgs grinst sie wie ein Verrückter an. Was bei Merlins Bart? Hab ich etwas verpasst? Seit wann reden die beiden miteinander? Meine Augen verengen sich und ich drücke meinen Kiefer zusammen. Es breitet sich der Verdacht in mir aus, dass sie ihm von den Ereignissen mit meiner Mutter erzählen könnte. Das muss ihr Plan sein und ich muss es unbedingt verhindern. Ich behalte die Beiden im Augen, während Blondie neben mir weiter auf mich einredet. Ihre Stimme ist ein nervtötendes Quietschen in meinen Ohren. Ich studiere Higgs und seine Gesprächspartnerin genau. Dabei entgeht mir nichts, ich sehe genau, wie er sie anschaut, wie misstrauisch sie ihm gegenüber ist und wie blöd Higgs grinst. Blondie tippt mir auf die Schulter und fragt empört: „Hörst du mir überhaupt zu?". Ich wende meinen Blick fluchtartig ab und schaue in Blondies Gesicht. Sie trägt viel zu viel Schminke, was ihr nicht sonderlich steht. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich ihr den ganzen Abend noch nicht einmal ins Gesicht geschaut habe. Ihre blauen Augen fixieren mich und ich sehe, dass sie auf eine Antwort wartet. Doch da muss ich sie leider enttäuschen, diese wird sie von mir nämlich nicht bekommen. Ich schüttele meinen Kopf, um mich wieder konzentrieren zu können, nachdem Blondie mich kurzer Hand aus dem Konzept gebracht hat. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Higgs und Wills Schwester konzentrieren möchte, bemerke ich, dass die Beiden nicht mehr im Flur stehen. „Mist!", kommt es aus meinem Mund. „Was ist los?", schon wieder Blondie. Ich verdrehe genervt die Augen und lasse sie wortlos im Flur zurück. Ich dränge mich durch Menge und schubse mir einen Weg durch die Leute, ohne sonderlich viel auf sie zu achten. Gleichzeitig suche ich nach Wills Schwester oder Higgs, doch den einzigen, den ich finde, ist Will. „Wo ist deine Schwester?", brumme ich ihm entgegen. Überrascht schaut Will zu mir hoch. „Woher soll ich das wissen? Ich bin doch nicht ihr Babysitter.", antwortet er mir. Ohne ein weiteres Wort gehe ich an ihm vorbei und laufe direkt in Higgs Arme. „Na Pucey, alles klar?", begrüßt er mich strahlend. Sein Strahlen macht mich wütend und kann als Antwort nur brummen. Was ist denn mit mir los? Ich brauche ein paar Sekunden, um mich zu sammeln. Erst dann kann ich vernünftig mit Higgs sprechen: „Blondie hat nach dir gefragt.". Das ist die erste Ausrede, die mir einfällt, um ihn von Wills Schwester fernzuhalten. „Hat Blondie auch einen Namen?", fragt er und grinst dabei immer noch wie ein Verrückter, das macht mir schon fast Angst. Hätte ich Blondie mal mach ihrem Namen gefragt, verdammt! Ich muss kurz überlegen, als es mir einfach so aus dem Mund kommt: „Sabrina! Du kennst sie doch, sie kennt dich auf jeden Fall und hat die ganze Zeit nach dir gefragt.". Sabrina ist doch ein typischer Name für eine Blondine, es könnte also ihr Name sein. Als Higgs nicht wirklich darauf anspringt, füge ich noch hinzu: „Also ein leichtes Spiel für dich.". Etwas blitzt in seinen Augen auf und er muss sichtlich überlegen. Tja, damit hab ich ihn! Nach einigen Sekunden Bedenkzeit enttäuscht er mich allerdings: „Danke, Mann! Aber ich glaube, daran habe ich heute Abend kein Interesse.". Er haut mir auf die Schulter, schnappt sich seinen Becher und verschwindet in der Menge. Mist! Ich brauche kurz Zeit, um zu verstehen, was gerade passiert ist. Danach versuche ich, ihm unauffällig zu folgen. Meine Augen fokussieren sich direkt auf Wills Schwester, als ich sie in der Ecke des Raums alleine stehen sehe. Sie sieht nervös aus, wie sie mit ihren Händen spielt und den Blick durch den Raum schweifen lässt. Higgs stellt sich direkt neben ihr und lehnt sich an die Wand an, er sieht aus wie ein Idiot. Sie unterhalten sich gerade und ich ziehe mich so zurück, dass ich die Beiden gut beobachten kann. Sie unterhalten sich, das Gespräch geht meistens von Higgs aus, der sie immer noch wie ein Verrückter angrinst. Ist sein Gesicht eingefroren oder warum grinst er die ganze Zeit so? Das muss doch auf Dauer weh tun? Auch sie grinst zwei oder drei mal, aber ihr Grinsen ist eher verhalten. Was man von Higgs Grinsen nicht gerade sagen kann, meiner Meinung nach grenzt sein Grinsen schon an Belästigung. Irgendwie muss ich die Beiden von einander lösen. „Da bist du ja.", ich spüre ein Hand auf meinen Arm, welche mich streichelt. Unwillkürlich ziehe ich meinen Arm zurück und schaue direkt in Blondies Gesicht, die hat mir gerade noch gefehlt. „Du bist einfach gegangen und hast gar nicht gesagt, wo du hin musst.", beklagt sie sich. Sie wirft ihre blonden Haare zurück und schaut mich mit großen Augen an. Oh Gott! Sie geht mir total auf die Nerven, ich ignoriere ihre Aussage und fixiere mich wieder auf Higgs. Blondie scheint es nicht zu stören, denn sie beginnt wieder mit ihrem Monolog. Ihre nervige Stimme rückt in den Hintergrund, denn meine Aufmerksamkeit liegt wo anders. Ich beobachte die Beiden eine Weile, in der nichts passiert, bis plötzlich Freya auftaucht. Sie wirft sich um den Hals von Wills Schwester und drängt sich zwischen die Beiden. Noch nie war ich so froh, Freya zu sehen, wie in diesem Moment. Das nenne ich perfektes Timing, Freya benötigt ihre komplette Aufmerksamkeit. Das ist meine Chance! Ich muss eben meinen Blick abwenden, um zu registrieren, ob Blondie noch neben mit steht. Natürlich tut sie das noch, sie ist noch total in ihrem Monolog vertieft, als ich sie einfach unterbreche: „Kennst du Terence Higgs?". Verblüfft schaut sie mich an und nickt. „Super! Er hat mir erzählt, dass er auf dich steht. Vielleicht solltet ihr mal was trinken?", schalte ich ihr vor. Erst zögert sie, aber nach wenigen Sekunden hat sie angebissen und dackelt direkt auf Higgs zu. Freya hat Wills Schwester mittlerweile auf die Tanzfläche gezerrt. Freya tanzt sie wild an, während sie versucht Freya festzuhalten, sodass sie nicht auf der Tanzfläche zusammenbricht. Ich kann mir mein Grinsen nicht verkneifen, denn das alles sieht sehr amüsant aus. Blondie hat ihren Weg zu Higgs gefunden und streichelt - Gott sei Dank - nun seinen Arm. Die Beiden reden ein wenig, ehe Blondie ihn mit in den Flur zieht, wo sie wahrscheinlich ein paar Shots trinken werden. Wills Schwester trägt Freya mittlerweile von der Tanzfläche Richtung Küche, ich folge ihnen. Freya sitzt in der Küche auf einem Stuhl und hält eine Flasche Wasser in der Hand, während Wills Schwester auf sie einredet, damit sie endlich einen Schluck von dem Wasser nimmt. Will steht neben den Beiden und diskutiert mit seiner Schwester. Ich nähere mich langsam, um das Gespräch zu belauschen. „Das war eine dumme Idee mit der Party.", Wills Schwester funkelt ihn böse an. „Josi, du bist einfach nur eine Spaßbremse! Entspann dich doch endlich mal.", Will ist sichtlich genervt. Diese Diskussion haben die Beiden wohl schon öfter geführt. „Kann ich nicht.", giftet sie zurück. Die Stimmung zwischen den Beiden ist angespannt, doch Freya schafft es diese Situation auf die Spitze zu treiben, indem es aus ihr herausplatzt: „Ich glaube, ... ich muss mich übergeben.". Die beiden Geschwister schauen sich panisch an, Wills Schwester packt Freya am Arm und verschwindet mit ihr auf die Terrasse nach draußen.
„Na, hast du Spaß?", frage ich spöttisch. Grüne Augen funkeln mir erschrocken entgegen, sie schaut genervt zu mir hoch und fragt: „Was möchtest du?". Freya und sie sitzen auf einer Bank im Garten, Freyas Kopf liegt auf der Schulter von Wills Schwester, sie schläft. „Quatschen", entgegne ich ihr und funkele sich herausfordernd an. „Was möchtest du?", fragt sie erneut. „Was hast du Terence erzählt?", frage ich sie. Ihr Blick klart auf, als würde sie verstehen, worauf ich hinaus möchte. „Nichts, was er nicht wissen darf.", gibt sie zurück. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und warne sie: „Wenn du irgendjemandem davon erzählst, dann zerstöre ich dich.". Sie schaut zu Freya, um sich versichern, dass sie schläft. „Wie oft soll ich noch sagen, dass ich nichts erzähle?", fragt sie genervt. Ich merke, wie meine Wut wieder anfängt zu kochen. „Hör mal zu! Es mag für dich, verwöhnte Göre, vielleicht schwer zu verstehen sein, aber es gibt Leute mit echten Problemen, also spiel keine Spielchen, sonst wird es sehr unschön!", ich lasse meiner Wut freien Lauf. Wills Schwester schaut nicht zu mir, ihr Blick ist in die Ferne gerichtet. Sie muss schlucken, ehe sie mir entgegnet: „Lass mich in Frieden.".


Hallo,
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte bis jetzt! Lasst gerne mal eure Meinung in den Kommentaren. Vielleicht habt ihr ja noch Wünsche oder Vorschläge, die könnt ihr auch gerne mal schreiben.
Danke fürs Lesen!
Liebe Grüße

Sternenklar * Adrian Pucey ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt