Kapitel 21

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Adrian

Ich stehe vor dem Anwesen der Thompson und schaue nach oben in den Himmel, während Will neben mir die Tür öffnet.  Gerade als wir eintreten, kommt uns schon seine Mutter entgegen. „Ach wie schön, dass du das Wochenende bei uns bleibst, Adrian. Seid ihr gut hergekommen?", begrüßt sie uns. Sie lächelt mich an, wobei sich nur ihre Mundwinkel leicht in die Höhe bewegen. „Dankeschön, dass ich für die Tage bei Ihnen bleiben kann.", erwidere ich ihr. Sie wirft ihr Haare nach hinten und winkt mit ihrer Hand ab: „Alles gut. Wie geht es deiner Mutter?". Bei dem Erwähnen meiner Mutter zieht sich etwas in mir zusammen, doch ich schiebe es weit nach hinten. „Mutter hat sich einen schweren Infekt eingefangen, sie ist auf dem Weg der Besserung, aber sie wird dieses Wochenende leider nicht teilnehmen können.", die Lüge geht mir leicht von den Lippen, denn wie oft habe ich schon wegen ihr gelogen? Schon so oft, dass ich es schon nicht mehr zählen könnte. „Richte deiner Mutter eine gute Genesung aus.", Wills Mutter lächelt mich kurz an, ehe sie weiter in den Salon geht. Will und ich folgen ihr. „Wo ist Josi denn? Ist sie auch gut hergekommen?", fragt Will seine Mutter. Sie dreht sich um und für eine kurze Zeit kann ich ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, ehe sie wieder ein Lächeln aufsetzt: „Sie ist bestimmt oben in ihrem Zimmer. Aber jetzt zeig Adrian erstmal das Gästezimmer".
Als wir das Gästezimmer betreten muss ich mich zusammenreißen, um mein Erstaunen für mich zu behalten. Das Zimmer ist riesig und großzügig eingerichtet. Alles ist in dunklem Holz gehalten, überall sind dunkelgrüne und goldene Akzente. Wenn das Gästezimmer der Thompson schon so luxuriös ist, dann möchte ich gar nicht wissen, wie das Zimmer von Wills Schwester aussieht. Sie wird hier bestimmt wie die kleine Prinzessin behandelt. Ein Schauer durchfährt meinen Körper, ich unterdrücke ein Schütteln. „Ich hoffe, es gefällt dir.", holt mich Will aus meinen Gedanken. Er schmeißt sich auf das Bett und lacht: „Das Bett ist auf jeden Fall gemütlich.". Ich setze mich neben ihn, klopfe ihm auf die Schulter und sage: „Danke, dass ich das Wochenende hier bleiben kann.". Und wahrscheinlich habe ich noch nie etwas so ernst gemeint. Denn ein Wochenende bei meiner Mutter hätte ich nicht ausgehalten, seit ich wieder in Hogwarts bin, verhält sie sich schlimmer denn je. „Jetzt hör endlich auf, dich andauernd zu entschuldigen.", erwidert Will gelassen. Er steht auf, streicht seine Kleidung glatt und bewegt sich Richtung Tür. „Ich lasse dir mal etwas Zeit, um anzukommen. In einer halben Stunde gibt es Abendbrot, ich hole dich ab.", beim Verlassen des Zimmers zwinkert er mir noch zu, ehe er die Tür hinter sich schließt und ich allein in diesem großen Zimmer sitze.
Als Will und ich den Raum betreten, wartet Wills Schwester bereits allein am Tisch und starrt auf ihren leeren Teller vor sich. „Hey Josi, bist du gut hergekommen?", beim Klang von Wills Stimme zuckt sie zusammen, als hätte sie uns nicht kommen gehört. Ohne aufzuschauen beantwortet sie Wills Frage: „Ja, du auch? Wie war das Training?". Sie wirkt total in sich gekehrt und spielt nervös mit ihren Händen. „Training war anstrengend, aber wir sind gut hergekommen oder Adrian?", als Will meinen Namen erwähnt, schießt ihr Kopf in die Höhe. Als ich auf Wills Frage mit einem einfachen Ja antworte, starren wir uns gegenseitig an. Ich kann gar nicht sagen, wie lange wir uns schweigend einfach nur anstarren, während Will irgendeinen Monolog führt, von dem ich kein Wort mitbekommen habe. Nach einer Weile bricht sie den Augenkontakt ab, senkt ihren Blick und murmelt ein „Freut mich" vor sich her. Wir setzen uns an den Tisch und ich sitze direkt gegenüber von Wills Schwester. Sie hält ihren Blick gesenkt oder schaut rüber zu Will, welcher ihr ausgiebig von unserem Training erzählt. Je mehr die beiden miteinander reden, desto entspannter wird sie. Ihre Hände liegen ruhig auf dem Tisch und ihre Gesichtszüge wirken locker. Sie lacht über die Witze von Will und lächelt im während des Gespräches breit an. Beim Anblick ihres lächelnden Gesichts zieht sich etwas in mir zusammen, schnell wende ich meine Blick ab. „Aber nein. Wir werden Hufflepuff auf jeden Fall schlagen. Ihr habt keine Chance!", erwidert Will mit einem breiten Grinsen im Gesicht und lehnt sich gelassen nach hinten. Wills Schwester verdreht lachend die Augen: „Ach so bescheiden bist du?". „Ich? Ich bin ja nicht der Einzige, der so denkt. Adrian und der Rest der Mannschaft weiß auch, dass wir gewinnen werden.", entgegnet Will ihr und schaut hoffnungsvoll in meine Richtung. Zum ersten Mal in diesem Gespräch schaut sie mich wieder an und wartet wohl möglich darauf, dass ich antworte. Doch die Wörter wollen meinen Mund nicht verlassen, am liebsten würde ich irgendwas cooles erwidern, aber ich kann nicht. Also belasse ich es bei einem Schulterzucken, damit muss sie sich zufrieden geben. „Sehr überzeugendes Argument.", scherzt sie. Ihr strahlendes Lächeln erstirbt, als ihr Vater gefolgt von ihrer Mutter den Raum betreten. Ihre strahlende Aura, welche sich während des Gespräches mit Will immer mehr gezeigt hat, ist schlagartig verschwunden. Ihr Vater streichelt ihr über die Schultern und setzt sich neben sie ans Tischende. Ihre Mutter setzt sich ans andere Tischende neben Will. Als alle am Tisch saßen, erscheint das Essen. Der köstliche Duft breitet sich in meiner Nase aus, mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Mit „Einen guten Appetit" eröffnet Wills Vater das Essen.
Das ganze Essen über war Wills Schwester so still, wie ich sie noch nie erlebt habe. Es herrschte ein reger Austausch am Tisch über Hogwarts und den Geschäften des Vaters, doch sie verhielt sich passiv.

Nach dem Essen verbrachten Will und ich den Abend im privaten Salon, welcher extra für Will und seine Schwester eingerichtet wurde. Wir quatschten über Quidditch und vertrieben uns die Zeit mit Kartenspielen. Ich verabschiedete mich mit der Ausrede, dass ich müde sei, obwohl ich eigentlich nur ein bisschen Zeit für mich allein brauchte.
Als ich durch das Haus der Thompson streife, um in das Gästezimmer zu gelangen, entdecke ich brennendes Licht. Es ist überall dunkel und still, nur draußen auf dem Balkon konnte ich Licht erkennen. Als ich näher kam, sehe ich, wie Wills Schwester auf dem Boden des Balkons sitzt. Sie hat die Arme, um ihren Körper gespannt und schaut in Gedanken versunken in den Himmel. Ihr Gesichtsausdruck erweckt ein mir nur all zu bekanntes Gefühl in mir, die Trauer zieht mich in ihren Bann. Langsam und mehr oder weniger automatisch bewege ich mich auf die Balkontür zu. Ich nehme die Türklinke in die Hand und will sie gerade herunterdrücken, als sich ein Instinkt tief in mir meldet und fragt, was ich hier gerade eigentlich mache. Ruckartig lasse ich die Klinke los und gehe ein paar Schritte zurück, ehe ich einen letztes Blick auf sie werfe und mich umdrehen, um in das Gästezimmer zu gehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 09, 2023 ⏰

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Sternenklar * Adrian Pucey ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt