Josi
Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Nase, unwillkürlich öffne ich die Augen und wundere mich, dass ich in meinem Bett liege. Freya schlummert friedlich neben mir, während ich versuche, mich an den gestrigen Abend zu erinnern. Wie bin ich in mein Bett gekommen? Meine letzte Erinnerung ist, dass ich auf unserer Steintreppe zur Terrasse sitze. Hab ich geschlafwandelt? Verwundert steige ich aus meinem Bett und denke immer noch darüber nach, wie ich ins Bett gekommen bin, als ich mein Zimmer verlasse und die Treppe herunter gehe. Es dringt laute Musik aus der Küche, Will sitzt an der Küchentheke und löffelt sein Müsli. Ich hole mir ebenfalls eine Schüssel, fülle sie mit Müsli und setze mich neben ihm. „Guten Morgen.", begrüße ich ihn freundlich, denn durch seine Aufräum-Aktion habe ich besonders gute Laune. Er schaut hoch und sofort erkenne ich, dass es ihm gar nicht gut geht. „Oh Gott, was hast du denn gemacht?", kommt es aus mir heraus. „Sowas nennt man Kater, Josi.", brummt er als Antwort und fasst sich an den Kopf. Lächelnd schüttele ich den Kopf: „War gestern wohl etwas zu viel?". „Ja, das war es wohl.", antwortet er mir, ohne mich dabei anzuschauen. „Hattest du denn wenigstens einen schönen Abend?", frage ich ihn. Er stochert in seinem Müsli rum, schaut mich dann endlich an und sagt: „Ja, war ein ganz lustiger Abend.". „Das ist doch schön.", erwidere ich und schaue mich in der Küche um. Es ist angenehm still im Haus, daran könnte ich mich gewöhnen. Jetzt gerade in diesem Moment ist die Stille allerdings unangenehm. Will und ich haben uns als Kinder immer sehr gut verstanden und auch jetzt verstehen wir uns eigentlich noch ganz gut. Die Betonung liegt allerdings auch eigentlich, denn Fakt ist, dass wir uns auseinander gelebt haben. Er lebt in einer ganz anderen Welt als ich, unsere Interessen haben sich verändert. Wir haben uns voneinander entfernt und das scheint in manchen Situationen durch. Früher war ich deswegen häufig traurig und hatte das Gefühl, dass Will mich gar nicht mehr wirklich sieht. Aber er hat wenigstens nach der Party aufgeräumt, als bedanke ich mich bei ihm für das Aufräumen. Er schaut mich verwundert an, schluckt sein Müsli geraunten und sagt: „Ich weiß nicht, wer aufgeräumt hat, aber ich war es nicht. Dazu war ich echt nicht mehr in der Lage.". Dann widmet er sich wieder seinem Frühstück und ich muss meinen Ärger herunter schlucken, welcher sich hocharbeitet. Aber wenn Will es nicht war, wer war es denn dann? Doch ich kann nicht weiter darüber nachdenken, denn dann steht Freya schon in der Tür und wünscht uns verschlafen einen guten Morgen. „Morgen", erwidern Will und ich einstimmig. Freya setzt ich neben mich und weicht verlegen unseren Blicken aus. „Also.. ähm.. danke, dass ihr mich ins Bett gebracht habt.", kommt es leise aus ihr heraus. Sie schaut uns immer noch nicht an, sondern lässt ihren Blick hilflos durch die Küche schweifen. Ich suche ihren Blick, als sie mich endlich anschaut, beruhige ich sie: „Alles gut, Freya. Willst du etwas frühstücken?". Freya schaut auf mein Müsli herunter und schüttelt energisch den Kopf. „Nein, ich kann jetzt wirklich nichts essen.", antwortet sie mir mit einem verzerrten Gesichtsausdruck. Will steht auf, stellt seine Schüssel auf die Spüle und verlässt die Küche mit den Worten: „Ich lasse euch mal alleine.". Als Will den Raum verlassen hat, lässt Freya den Kopf auf den Tisch senken und sagt laut: „Oh man, war das peinlich gestern.". Sie klopft mit ihrer Faust auf den Tisch. „Ach, so schlimm warst du gar nicht.", versuche ich sie zu beruhigen. Entsetzt schaut sie mich an und quietscht: „Ich war schlimmer als schlimm.". Ich grinse sie an, denn es war schon etwas lustig. „Tja, Finger weg vom Alkohol.", ziehe ich sie spielerisch auf und zucke mit einem breiten Grinsen mit den Schultern. „Ha Ha Ha. Sehr lustig, Josi. Danke für diesen tollen Ratschlag.", entgegnet sie mir ironisch.
„Fertig für unseren letzten Abend, bevor wir wieder nach Hogwarts müssen?", flüstert Freya mir zu. Die letzten Tage vergingen schnell und die Abreise nach Hogwarts steht vor der Tür. „Ja, ich freue mich auf Hogwarts. Ich kann es kaum abwarten.", entgegne ich ihr. Denn es ist die Wahrheit, Hogwarts bedeutet Abstand von Mutter und alles ist besser, als bei Mutter zu bleiben. Ich sehe sie nur einmal im Monat auf den Bällen und darauf freue ich mich schon, seitdem die Ferien gestartet haben. „Warum freust du dich nur immer so auf Hogwarts? Ich meine euer Anwesen ist so traumhaft schön!", grübelt Freya. Wenn sie nur wüsste... „Ich bin einfach gerne in Hogwarts.", antworte ich ihr. Plötzlich stupst sie mir in meine Seite und nickt in Richtung Eingang. „Sieht er nicht unfassbar gut aus?", schwärmt Freya. Ihr läuft förmlich das Wasser im Mund zusammen, ich schüttele nur ungläubig über ihren Gesichtsausdruck den Kopf. Im Eingang steht Chris und rückt gerade seinen Anzug zurecht, als sich Adrian, Terence und Marcus zu ihm gesellen. Freya packt mich am Arm und zieht mich durch den kompletten Saal. „Komm mit, Josi.", sagt sie stürmisch. Ich will mich gerade widersetzen, aber Freya lässt mir keine Chance. Schon stehen wir bei Chris und seinen Freunden. Ich will genau aus zwei Gründen hier nicht sein und beide dieser Gründe sind männlich. Zum einen habe ich keine Kraft, um Adrians bösen Blick und fiesen Kommentaren stand zu halten. Zum anderen habe ich keine Lust in der Nähe von Terence zu sein, da er mich immer so verlegen macht, wenn er mich mit Komplimenten zu schüttet. Ich traue ihm nicht wirklich über den Weg. Ich schaue auf den Boden, um keinen der beiden Typen in die Augen schauen zu müssen. Freya unterhält sich lautstark mit den Jungs, als mich plötzlich eine Hand an der Schultern berührt. Notgedrungen schaue ich hoch und blicke in Terence lächelndes Gesicht. Sofort weiche ich einen Schritt zurück, damit seine Hand nicht mehr meine Schulter berührt. „Hey Josi. Alles gut bei dir? Du siehst wirklich hübsch aus heute.", beginnt Terence das Gespräch. „Danke.", antworte ich verunsichert. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er ist der typische Sunny-Boy, er ist wirklich ständig am lächeln. „Hast du Lust zu tanzen?", fragt er direkt heraus. Ich schüttele den Kopf: „Nein, danke. Ich muss wirklich mal ins Badezimmer. Wir sehen uns.". Ich nicke ihm zum Abschied zu und ergreife die Flucht. Schnell bewege ich mich Richtung Eingang und verlasse den Saal, um das Badezimmer im Flur aufzusuchen.
Die Tür fällt hinter mir ins Schloss und ich drehe den Schlüssel um. Mein Blick fällt in den Spiegel, wie satt ich das alles hier habe. Diese Kleider, diese Frisuren, diese Schminke. Einfach alles. Das bin nicht ich, das ist eine andere Version von mir. Für viele ist es eine bessere Version von mir. Ich kneife die Augen zusammen und schüttele mich einmal, ehe ich das Badezimmer wider verlasse. Als ich die Tür aufmachen, starren mir dunkle braune Augen entgegen. „Was willst du?", flüstere ich mit heiserer Stimme. Mein Schutzschild weist Brüche auf und das stört mich, es ist Einsturz gefährdet. Ich warte auf einen fiesen Kommentar, aber Adrian schaut mich nur an. Seine Augen fahren oben nach unten und wieder nach oben. An meinen Augen bleibt sein Blick hängen. Das ist jetzt also unser Ding, Starrwettbewerbe. Ein paar Minuten halte ich seinem Blick stand, doch dann wende ich ihn ab und drehe mich zum Gehen. Doch seine Hand packt mich am Arm, zieht mich zurück und wirbelt mich herum. „Ich kann es nicht leiden, wenn du mich stehen lässt.", brummt er verärgert und schaut wütend auf mich herunter. „Dann sag mir einfach, was du willst.", entgegne ich leise. Er zieht seine Augenbrauen zusammen, seine Kiefermuskeln ziehen sich zusammen. „Halt dich von meinen Freunden fern. Sie sollen nichts von unserem kleinen Geheimnis wissen.", sagt er eindringlich. Er vertraut mir immer noch nicht, so langsam habe ich diese Leier satt. „Wenn ich es herumerzählen wollen würde, dann hätte ich das schon längst getan.", erwidere ich und befreie mich aus seinem Griff. Sein Blick versteift sich auf mich, er sieht nicht gerade erfreut aus. „Kann ich jetzt gehen?", frage ich genervt. Als er einen Schritt zur Seite macht und mir den Weg zum Saal freigibt, zögere ich nicht lange. Ich gehe wieder Richtung Saal und entferne mich von Adrian.
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Sternenklar * Adrian Pucey ff *
FanfictionJosephine Thompson stammt aus einer wohlhabenden und hochangesehenen Familie. In ihrer Familie wird sie meistens allerdings wie eine Ausgestoßene behandelt. Ihr Zwillingsbruder William ist in Hogwarts sehr beliebt und der Vorzeigesohn für ihre Elter...