Kapitel 15

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Adrian

Ich schlendere durch die Korridore von Hogwarts, meine Gedanken kreisen um Liv. Ich habe sie nur ungern zu Hause zurückgelassen, wenigstens kümmert Oma sich um sie. Aber ich kann sie leider nicht mit nach Hogwarts nehmen, sie bekommt erst in Jahren ihren Brief. Wahrscheinlich bin ich dann gar nicht mehr hier. Doch ich bin teilweise echt froh, hier zu sein. Weit weg von Mutter. Weit weg von den ganzen Problemen. Weit weg von der Vergangenheit, die mich jagt.
Zurück im Gemeinschaftsraum setze ich mich neben Flint auf das Sofa, Will sitzt auf dem Sessel und unterhält sich mit Flint über irgendetwas, aber ich höre ihnen nicht zu. Ich schaue nur vor mich hin und denke nach. Das Feuer brennt im Kamin und ich starre auf die Flammen. Geht es Liv gut? Ist sie gerade bei Oma oder bei Mutter? Die Fragen überhäufen sich und ich kann erst aufhören daran zu denken, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Will ein Kissen auf mich wirft. Ich hebe meine Hand und fange es kurz vor meinem Gesicht auf. „Das kannst du besser, Thompson.", ziehe ich ihn trocken auf. In seinen Augen glitzert etwas auf, doch ich schenke dem keine Beachtung, denn in dem Moment sagt Flint: „Endlich reagierst mal! Wir haben mit dir gesprochen.". „Sorry, hab euch nicht gehört.", brumme ich vor mich her. „Wir haben über die Party gesprochen.", erklärt Will. „Und was geht mich das an?", frage ich. Flint und Will tauschen Blicke aus und grinsen sich doof an. „Jetzt mal ernsthaft. Warum hattest du nichts mit Lisa?", platzt es aus Will heraus. Ich schaue die Beiden verwirrt an und frage: „Wer bei Merlins Bart ist Lisa?". Jetzt können die Beiden sich vor lauter Lachen nicht mehr halten. „Das Mädchen was die ganze Zeit an deinen Hacken hing. Du weißt schon diese Blonde.", erwidert Flint. „Ach, Blondie.", erinnere ich mich. Lisa heißt sie also, da war ich mit Sabrina schon etwas weit entfernt. „Uninteressant", begründe ich kurz und knapp. „Manchmal könnte man echt denken, du wärst schwul.", kommt es von Flint. „Ich habe einfach nur Geschmack.", entgegne ich ihm. „Aber ey Mann! Wir hätten absolut kein Problem damit, wenn du schwul wärst!", sagt Flint und ignoriert dabei vollkommen meine Aussage. Will kann sich vor Lachen mal wieder nicht einkriegen, Flint wirft ihm einen bösen Blick zu und mault: „Was lachst du so? Ich meine das ernst!". Manchmal schaltet der Junge auch echt nur drei Gehirnzellen an. „Danke, Flint! Aber ich bin nicht schwul.", erwidere ich ihm kopfschüttelnd. „Wenigstens hast du sie an Higgs übergeben, der hatte scheinbar ordentlich Spaß.", scherzt Will. Ich verdrehe die Augen, stehe auf und verabschiede mich mit den Worten „Bitte erspare mir die Details" von den Jungs.

Verschlafen öffne ich meine Augen, um sie nach ein paar Sekunden sofort wieder zu schließen. Es ist viel zu hell, also drehe ich mich nochmal um. Plötzlich schrecke ich hoch, Mist! Es ist zu hell? Wie spät ist es? Panisch schaue ich durch den Schlafsaal, die Betten sind leer. Diese Mistkerle! Sie haben mich verschlafen lassen. Ich ziehe mich an, putze schnell meine Zähne und bewege Richtung Korridor. Ich bin so oder so zu spät, also beeile ich mich nicht sonderlich. Als ich die Tür zum Zaubertränke-Unterricht öffne, drehen sich alle zu mir um. „Mr Pucey, wie freundlich von Ihnen, dass Sie es auch noch zu meinen Unterricht schaffen.", begrüßt mich Professor Snape streng. „Setzen Sie sich sofort hin!", befiehlt er mir und weist mit dem Finger auf den einzigen freien Platz im Raum. Ich gehe zu meinem Platz und will eigentlich sofort wieder umdrehen, als ich meine Sitznachbarin sehe. Snape ist jedoch schon so aufgebracht, sodass ich es nicht wage, mich umzudrehen. Na toll, verärgert lasse ich mich auf den Stuhl fallen. „Glaub bloß nicht, dass ich hier gerne sitze.", brumme ich bissig. Sie verdreht ihre Augen, in diesem Augenblick schaut Snape herüber und ermahnt mich in einem strengen Tonfall. Der Rest der Stunde zieht sich extrem hin, doch ich wechsele kein Wort mit meiner Sitznachbarin. Aber ich höre Snape auch nicht zu, meine Sitznachbarin allerdings hört ihm scheinbar schon zu, denn sie macht sich sorgfältig Notizen. Wieso bin ich nicht überrascht, dass sie eine kleine Streberin ist? Ihr komplettes Pergament ist voll geschrieben und ihre Hände sind voller Tinte. Ich lasse meinen Blick langsam von ihren Händen hoch zu ihrem Gesicht schweifen. Ihre braunen Haare trägt sie in einem lockeren Zopf, aus welchem sich ein paar Strähnen gelöst haben, welche nun ihr Gesicht umrahmen. Sie ist schön, ich kann verstehen, warum Higgs hinter ihr her ist. Das kann man nicht abstreiten, schön ist sie auf jeden Fall, aber sie ist nicht schön genug, um für mich interessant zu sein. Als ich gerade ihr Gesicht begutachte, schaut mir plötzlich ein Paar grüne Augen entgegen, sie hat mich beim Starren erwischt. Ich setze mein höhnisches Grinsen auf und zwinkere ihr provozierend zu. Für wenige Sekunden schaut sie mir ins Gesicht, wendet sich dann aber sofort wieder von mir ab. Es macht wirklich Spaß sie zu provozieren, doch ich würde mir wünschen, dass sie sich mehr wehren würde, dann würde es noch viel mehr Spaß machen. Vielleicht muss ich mich einfach noch provokanter verhalten, damit sie sich mal richtig zur Wehr setzt. Doch als ich Snapes Worte höre, bleibt mir mein Spaß im Hals stecken. „Das kann nicht wahr sein.", kommt es leise aus dem Mund von Wills Schwester. „Professor Snape, das können Sie unmöglich ernst meinen!", beschwere ich mich lauthals. Snape macht sich verärgert auf den Weg zu meinem Sitzplatz, baut sich vor mir auf und sagt: „Mr Pucey, erst kommen Sie zu spät zu meinem Unterricht und jetzt beschweren Sie sich? Sie werden für das komplette Schuljahr mit Ms Thompson zusammenarbeiten, ob Sie das wollen oder nicht. Ich rate Ihnen das nächste Mal einfach pünktlich zu kommen!". Mit diesen Worten dreht er sich um und er klärt die Aufgabe für diese Woche. Doch ich höre gar nicht hin, sondern ärgere mich über diese Situation. Und wer trägt die Schuld daran? Die Jungs! Die können was erleben, sie haben mir diesen Rattenmist hier eingebrockt!
Als der Unterricht zu Ende ist, schnappe ich mir meine Tasche, stehe ruckartig auf und verlasse das Klassenzimmer hastig. Das kann nur ein schreckliches Schuljahr werden. Um mich etwas abzuregen, schlendere ich durch die Korridore von Hogwarts, damit ich den Jungs nicht den Kopf abreiße.

Sternenklar * Adrian Pucey ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt