Josi
Langsam öffne ich meine Augen und schließe sie direkt wieder, die Sonne in meinem Blickfeld bereitet mir Kopfschmerzen. Vorsichtig hebe ich eine Hand, wische mir über die noch feuchten Augen. Die Tränen brennen noch in meinen Augen. Jede Bewegung schmerzt, selbst die vorsichtige Handbewegung lässt mich vor Schmerzen erschaudern. Doch was viel schlimmer ist als der Schmerz, sind die Einsamkeit und Hilflosigkeit, welche sich ihren Weg in meine Gefühlswelt erschlichen haben. Ich fühle mich so allein, ich fühle mich so hilflos. Ich schnappe nach Luft, meine Kehle schnürt sich zu und es fühlt sich an, als würde sie sich mit Wasser füllen. Es fühlt sich an, als würde ich ertrinken.
Ich liege noch eine Weile regungslos auf dem Boden und starre verloren an die Wand. Erst als es an der Tür klopft, bin ich gezwungen zu handeln. „Warte! Ich öffne sofort!", rufe ich mit gebrochener Stimme. Jetzt muss es schnell gehen, ich stehe auf und stütze mich dazu an der Fensterbank ab. Schmerz durchflutet meinen Körper und ich muss ihn runterschlucken. Ich arbeite mich Schritt für Schritt zu meinem Zauberstab, murmele den Spruch und lasse den Zauberstab über meinen Körper gleiten. Der Schmerz zieht sich schrittweise zurück und was bleibt, ist das taube Gefühl tief in mir drin. Der Schmerz, der von dicken Mauern umgeben ist, damit er nicht herausbricht. Ich schlucke und ein weiteres Klopfen zieht mich zurück in die Realität. „Komme!", schreie ich, überprüfe kurz mein Aussehen im Spiegel und zupfe noch eben ein wenig meine Haare zurecht. Dann schließe ich die Tür auf und öffne sie einen Spalt. Will. „Was möchtest du?", murmele ich. Er drückt die Tür auf und schiebt sich einen Weg an mir vorbei in mein Zimmer. „Ich muss mit dir reden.", erklärt er. Fragend schaue ich ihn an und will ihm gerade antworten, als er einfach weiterspricht: „Mutter ist mit Vater auf einer Geschäftsreise. Lucy hat die Tage über frei, wir haben also sturmfrei.", erst jetzt schaut Will mich an. Ich habe eine leise Ahnung in welche Richtung dieses Gespräch geht, also erwidere ich: „Will, ich glaube das ist keine..". Doch Will unterbricht mich: „Ich habe ein paar Leute für heute Abend eingeladen.". Ich wusste es! „Wenn Mutter das herausfindet, gibt es eine menge Ärger.", entgegne ich ihm unruhig, denn ich weiß genau, wer diesen Ärger abbekommt. Ein Schauer fährt über meinen Körper und der Schmerz in mir beginnt zu pochen. Will zucke nur mit den Schultern und sagt: „Mach dir keinen Kopf, sie findet es schon nicht heraus.". Oh Willi, wenn du wüsstest. Ich stand schon oft an dem Punkt, an dem ich Will am liebsten alles in Gesicht geschrien hätte, aber es kommt nie ein Ton heraus. Ich kann es nicht aussprechen, das macht es nur noch realer. „Die Jungs kommen und Freya kommt auch. Sie hat eine Eule geschickt, dass sie früher kommt, um irgendein Mädchen-Zeug mit dir zu machen.", seine Miene verzieht sich und man deutlich sehen, dass er absolut nicht weiß, was damit gemeint ist. Aber ich weiß es, sie will sich mit mir fertig machen, um sicher zu gehen, dass ich sicher mit feiere. „Ich will nicht.", entgegne ich Will trocken. Mir ist nicht nach Gesellschaft und schon gar nicht nach Gesellschaft von Betrunkenen. „Klär das mit Freya nicht mit mir.", entgegnet mir Will. Ich beginne mit meinen Händen zu spielen, der Gedanke an die Party macht mich nervös. „Wie viele kommen?", frage ich Will in der Hoffnung, dass meine Nervosität sinkt, wenn es eine geringe Zahl ist. „Nicht viele, die Jungs und Freya und ihre Mädels.", er bewegt sich Richtung Tür und fügt noch hinzu: „Ich gehe jetzt mit den Jungs den Alkohol besorgen.". Mit den Worten verschwindet er aus meinem Zimmer und lässt mich nervös zurück. Ich muss irgendetwas machen, um die Nervosität zu verdrängen. Ich lasse meinen Blick durch mein Zimmer schweifen und starre auf das Buch, was auf meinem Schreibtisch liegt. Sehr gut! Ich werde mich einfach so lange in der Bibliothek verschanzen, bis Freya da ist.
Laute Musik durchdringt den Flur. Wie lange habe ich denn gelesen? Ich laufe den Flur entlang und folge der Musik. Ich höre lautes Gelächter und Stimmen, je näher ich dem Ende des Flurs komme. Die Tür öffnet sich und ich schrecke automatisch zurück. Dunkle Augen streifen meine, Adrian. Ausdruckslos schaut er mich an, sein Kiefer spannt sich an. Sein Blick hängt auf mir und es wird so langsam unangenehm, bis er ein leichtes Grinsen aufsetzt, mich mustert und mir leicht zu nickt, als er sagt: „Nettes Partyoutfit.". Ich schaue an mir herunter und laufe direkt rot an, als ich bemerke, dass ich immer noch meinen Schlafanzug trage. Meine Wangen glühen, als ich von meiner weiten blau-karierten Schlafanzughose und meinem eng anliegenden weißen Top hochschaue. Adrian grinst immer noch, seine Augen funkeln. Es macht ihm sichtlich Spaß, mich aufzuziehen. „Danke.", entgegne ich ihm und versuche dabei keine Schwäche zu zeigen. Er nickt mir wieder zu, setzt sich dann in Bewegung und geht an mir vorbei Richtung Küche. Beim Vorbeigehen streicht sein Unterarm an mein Oberarm und hinterlässt ein Kribbeln. Doch ich habe keine Zeit mir Gedanken darüber zu machen, denn im nächsten Moment werde ich stürmisch von Freya umarmt, welche laut meinen Namen quiekt. „Du bist ja doch da!", stellt sie aufgeregt fest. „Wo warst du? Ich habe dich gesucht?", fragt sie stürmisch. Sie löst sich aus unserer Umarmung und begutachtet mich. „Ich war in der Bibliothek.", antworte ich ihr. Sie nickt und sagt lachend : „Hätte ich mir auch denken können.". Sie mustert mich nochmal und grinst erneut. „Du weißt schon, dass du noch deinen Schlafanzug an hast und ich dich so nicht auf die Party lasse oder ?", Freya beendet ihre Aussage und wir beide stimmen in ein lautes Lachen ein. Als wir uns wieder beruhigt haben, schaut sie mir grinsend in die Augen und scheucht mich gespielt hoch: „Jetzt aber los! Zieh dich um!". Lachend schüttele ich meinen Kopf und antworte: „Ich gehe ja schon.". Danach zwinkere ich ihr zu, drehe mich um und laufe nach oben in mein Zimmer.
Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel und fahre mir nochmal durch die Haare, damit sie voluminöser aussehen. Dann verlasse ich mein Zimmer und folge der Musik.
Angekommen bin ich schockiert über die Menge von Leuten, überall in unserer unteren Etage stehen Leute. Ich dränge mich durch die Menge, um nach Will zu suchen. Als ich mich durch den Flur schlinge, hält mich plötzlich jemand am Arm fest. Ich schaue hoch und starre direkt in dunkle Augen. „Das andere Outfit hat mir besser gefallen.", spottet Adrian. Er legt seinen Kopf schief und funkelt mich provokant an. Ich entreiße meinen Arm aus seinen Griff und entgegne ihm leise: „Dann ist es ja gut, dass ich mich umgezogen habe.". Danach dränge ich mich weiter durch die Menge auf der Suche nach Will.
Als ich ihn endlich gefunden habe, steht er mit ein paar Jungs in der Küche. „Will?", ich tippe ihm auf die Schulter, falls er mich wegen der Musik nicht hören kann. „Hey, Josi.", begrüßt er mich. Ich schaue ihn grimmig an, er hätte mir ruhig vorher sagen können, dass so viele Leute kommen. „Wenn Mutter das mitbekommt", warne ich ihn. Doch er schneidet mir schon das Wort ab: „Wird sie nicht! Entspann dich etwas, du Spaßbremse.". Er will nicht auf mich hören und irgendwie kann ich es auch verstehen, denn er ist sich den Konsequenzen nicht bewusst. Er weiß nicht, was er mir damit indirekt an tut. Will dreht sich zur Küchentheke und holt einen Becher hervor, welchen er mir in die Hand drückt. „Hier, damit du dich etwas entspannst.", erwidert er. Ich schüttele abwesend den Kopf und verschwinde mit dem Getränk aus der Küche. Ich gehe auf die Toilette und kippe den Alkohol in der Waschbecken, ehe ich das Badezimmer wieder verlasse. Ich drängele mich gerade wieder durch den Flur, als mir Terence entgegen kommt. „Josi! Hey!", begrüßt er mir direkt, als er mich sieht. „Hey", entgegne ich ihm. Wir bleiben stehen und unterhalten uns kurz, als es mitten im Flur etwas zu ungemütlich wird. Also arbeiten wir uns einen Weg ins Esszimmer. „Willst du was trinken?", fragt Terence und deutet auf meine leeren Hände. Ich schüttele den Kopf und antworte: „Nein, danke.". Mit dieser Antwort will er sich nicht zufrieden geben und hakt nochmal nach: „Nicht mal ein Bier?". Wieder schüttele ich den Kopf: „Ich trinke keinen Alkohol.". Einen kurzen Moment verzieht Terence verwirrend sein Gesicht, doch nach einer Sekunden grinst er mir wieder entgegen: „Wasser?". Ich lehne dankend ab und er verschwindet, um sich etwas zu trinken zu holen. Ich weiß nicht recht, ob er wieder kommt und ich jetzt hier auf ihn warten soll oder ob ich einfach Freya suchen sollte. Nervös spiele ich wieder mit meinen Händen und schaue durch den Raum.
Als ich gerade beschlossen habe, dass ich Freya suchen gehe und Terence nicht wiederkommen wird, taucht er mit einem Getränk in der Hand wieder auf. „Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Ich wurde aufgehalten.", erklärt er sich und schenkt mir wieder ein Grinsen. Er lehnt sich locker gegen die Wand und trinkt einen Schluck. Eine Weile lang schweigen wir und beobachten die anderen Gäste, aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er mich die ganze Zeit anschaut. Unbehagen verbreitet sich in mir. Als ich es einfach nicht mehr aushalte, drehe ich mich zu ihm und frage ihn: „Was ist?". Jedem anderen Jungen wäre es wohl peinlich gewesen, wenn man ihm beim Starren erwischt. Aber Terence lächelt einfach drüber hinweg und sagt: „Ich schaue dich halt gerne an, du bist hübsch.". Verdutzt schaue ich ihn an und da sprudelt es aus mir heraus: „Oh man. Und das zieht bei manchen Mädchen?". Terence Grinsen weitet sich, er zuckt mit den Schultern und erwidert: „Ja, bei manchen schon.". Lachend trinkt er wieder einen Schluck und jetzt kann auch ich mir mein Grinsen nicht mehr verkneifen.
DU LIEST GERADE
Sternenklar * Adrian Pucey ff *
FanfictieJosephine Thompson stammt aus einer wohlhabenden und hochangesehenen Familie. In ihrer Familie wird sie meistens allerdings wie eine Ausgestoßene behandelt. Ihr Zwillingsbruder William ist in Hogwarts sehr beliebt und der Vorzeigesohn für ihre Elter...