Der Ruf eines Sohnes

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„Eine unbekannte Nummer", flüsterte Frau Mahler mit weit aufgerissenen Augen und Michael atmete tief durch. Er setzte sich neben Frau Mahler und legte eine Hand auf die ihre. „Es wird alles gut. Nehmen Sie zunächst ab und sehen mal, wer dran ist", ermutigte Michael sie und mit einem Schlucken, nickte Frau Mahler und nahm ab. Dabei wurde vom Experten der Anruf automatisch auf Laut gestellt.
„Hallo?", meldete sich Mahler vorsichtig und ein Schluchzen war zu hören.
„Tante Marianne?", erklang eine wimmernde Stimme und sofort, zuckte Frau Mahler zusammen. Es zeigte sich deutlich, wie sich in ihr alles verkrampfte und sie am liebsten durch das Telefon gesprungen wäre.
„Flo...geht's dir gut? Alles gut mein Schätzchen?", schluchzte Frau Mahler.
„Ja...es geht mir gut...aber Papa ist total am Durchdrehen. Wir sind irgendwo an einer Raststätte die irgendwo im Lande ist, wo noch eine Telefonzelle hat. Ich will nicht mit ihm mit! Nicht so! Er hat einen Polizisten angeschossen und meinen Jugendarbeiter getötet!..."
„...wir kriegen das wieder hin Schatz!", flüsterte Frau Mahler und sah hilflos zu Michael. „Fragen Sie, ob er etwas erkennen kann. Etwas, das hinaussticht.", flüsterte Michael.
„Flo, Schatz! Kannst du irgendwas erkennen, was du komisch an dem Rastplatz findest, etwas, dass einem sofort ins Auge..."
„...WAS MACHST DU DA DU DRECKSBALG! WILLST DU UNS IN SCHWIERIGKEITEN BRINGEN?!", erklang eine tiefe, kratzende Stimme. „Nein...nichts...", flüsterte Florian und Frau Mahler wollte gerade etwas ins Telefon rufen, doch Michael hielt sie mit einer Handgeste auf.
Noch bevor jemand reagieren konnte, wurde aufgehängt und der Experte schüttelte seufzend mit dem Kopf.
„Hat nicht gereicht für eine Lokalisierung", bestätigte er Michaels Befürchtung und Frau Mahler sank im Stuhl zusammen und versteckte ihr Gesicht in den Händen.
„Er dreht komplett durch", weinte Frau Mahler und Michael legte seine Hände auf ihre Schultern. „Wir werden ihn finden. Ihr Sohn ist aufrecht und sicherlich auch sehr klug. Er konnte zumindest schon durchgeben, dass es ihm gutgeht."
„Seine Stimme zitterte so furchtbar, er hat Angst", wimmerte Frau Mahler und Michael verstärkte seinen Druck um ihre Schultern.
„Ich weiß, aber wir werden ihn finden, dass Verspreche ich Ihnen!"
Michael sah auf, als es an der Tür klopfte und Alex am Türrahmen stand. „Hast du ‚ne Minute?", fragte sie lippenformend und Michael blickte auf den Experten, der nickte und sich begann, um Frau Mahler zu kümmern.

„Ich habe das Kennzeichen des Audis gecheckt", begann Alex und öffnete die Akte, die sie in den Händen hielt, „ein Mietwagen der Firma Universal Rent. Gemäß der Sachbearbeiterin wurde das Auto von einer Mitarbeiterin der JVA gemietet. Irma Ströhler. 42, Wärterin. Sie musste eine Kopie ihres Ausweises hinterlassen."
Alex reichte Michael ein Foto der Frau. Dünn, drahtig, schwarzes Haar und dunkle Schminke.
„Dani und Johanna sind gerade auf dem Weg zur JVA, denn Frau Ströhler ist zur Arbeit erschienen und dort. Jedoch berichtet diese, dass ihr Ausweis gestohlen wurde."
„Sie glaubt, dass ihr Ausweis bei der Arbeit gestohlen wurde?", schlussfolgerte Michael und Alex nickte zustimmend.
„Bis Dani und Johanna dort sind, versucht sie die Arbeitstage zu rekonstruieren. Sie selbst fällt aus und ihre Mithilfe zeugt auch von ihrem Unwissen. Jedoch muss es also jemand geben, der Ströhlers Ausweis gestohlen hat und auch nicht zur Arbeit erschienen ist."
„Und diese Person hat Flückiger geholfen zu fliehen.", führte Michael den Gedankengang fort und Alex nickte, während ihre Nasenflügel zitterten.
„Das und hat Robert niedergeschossen wie ein Stück Vieh!", zischte sie gehässig und Michael mahnte mit einer Handgeste zur Ruhe, bevor sein Handy einen Nachrichtenton abgegeben hatte.

„Von Philipp!", kündigte Michael an und Alex klammerte sofort die Akte an sich und schluckte. „Robert ist wach", atmete Michael erleichtert aus, „er ist natürlich noch sehr schwach und noch nicht gänzlich aus dem Schneider, aber es sehe nicht schlecht aus!", fasste Michael Philipps Nachricht zusammen und Alex rieb sich mit der freien Hand übers Gesicht.
„Gott sei Dank", seufzte sie und konnte nur mit großer Mühe, ihre Tränen zurückhalten.
„Ich hatte auch Schiss, Alex!", sagte Michael ungewohnt sanft und umarmte seine Kollegin, die sich gegen den Oberkörper ihres langjährigen Kumpels schmiegte und den kurzen Moment der Erleichterung festhalten wollte.

Nicht ohne meinen Sohn // K11 - die neuen Fälle // German FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt