Kapitel 1

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"ASSILA STEHT AUF, DU VERSCHLÄFST MIR NOCH AN DEINEM ERSTEN SCHULTAG!" schreit mein Vater aus dem nix. „Noch 5 Minuten Baba bitte." flehe ich ihn an. „Ok dann sei an deinem ersten Schultag zu spät nicht mein Problem." sagt er dann und verschwindet. Er macht das immer, weil er weiß dass ich dann aufstehe. Lustlos steh ich auf und geh ins Bad meine Zähne putzen. Ich wasch mir schnell meine locken, und pflege sie damit sie Voluminöser und nicht wie Stroh aussehen. Als ich auf die Uhr gucke sehe ich dass wir 6:30 haben. Okey noch genug Zeit um mich zu schminken und mich anzuziehen. Ich schmink mich dezent und suche mir ein Outfit raus. Ich hab mir ein weißes Unterhemd angezogen mit einer Oversize Hoodijacke in beige. Damit hab ich eine Baggy Jeans kombiniert. Und um ehrlich zu sein sieht's eigentlich sehr schön aus. Ich hasse es zu frühstücken weswegen ich es immer ausfallen lasse zu frühstücke. 

Ich bin grade noch rechtzeitig zum Gong erschienen.  Die erste Stunde hab ich Mathe, weswegen ich unmotiviert in den Raum laufe. Während ich ihm Schulgebäude rumspaziere merk ich dass hier keine Menschenseele mehr ist. Scheiße. Ich hab mich verlaufen. War aber auch klar, ich verlaufe mich sogar im Rewe. Da ich auch keine Freunde habe kann ich schlecht irgendwen fragen. Tief in meinen Gedanken lauf ich rum, bis ich gegen eine harte Brust laufe. Nicht auch noch das. Ich schaue nach oben und sehe einen Jungen in meinem alter. Er ist ungefähr 3 Köpfe größer als ich. Als er zu mir runter guckt guck ich weg. Ich flüstere ein einfaches 'Tut mir leid' und mach mich schnell wieder auf den Weg. 

Mittlerweile haben wir schon Pause und ich bin in der Cafeteria und setze mich grade an einen Tisch der leer ist. Zum Glück. Ich hol meine Kopfhörer raus und fange an Musik zu hören. Ich guck mich in der Cafeteria um und analysiere jeden neuen Menschen auf dieser Schule. Hier sind wirklich viele Leute, viel mehr als auf meiner alten Schule. Als ich weiter gucke bleiben meine Augen bei einem Jungen stehen. Irgendwoher kenn ich den doch hä. Omg ja bin ja gegen ihn gelaufen. Ich gucke ihn mir grade genauer an da ich heute morgen keine Gelegenheit hatte ihn anzuschauen. Pechschwarze Augen. Dunkelbraune Locken. Gebräunte Haut. Breitgebaut. Er schaut recht kalt zu seinen Freunden. Er scheint so..., keine Ahnung, Mysteriös. Ich schüttele diesen Gedanken schnell weg, Assila er ist unwichtig für dich, genau wie all die anderen Leute hier auf der Schule. Vergiss nicht was es für schlechte Menschen auf der Dunya (Welt) gibt. Der einzige der mein Vertrauen zu 100% verdient ist Allah. Allah... scheiße! Ich guck auf de Uhr. 13:45. Ich realisiere dass ich Fagr gebet nicht gebetet hab. Ich fang an zu zittern und rauf mir meine Lockigen Haare. Ich hab Mama versprochen nie ein Gebet zu verpassen. Mama... ich vermisse dich Mama... Mir läuft eine Träne runter die ich mir schnell wegwische. Keiner darf mich schwach sehen. Denn dann nutzen sie deine Schwachstelle gegen dich.         

Ich ziehe mir meine Kapuze rüber wisch mir schnell meine Tränen weg und mache mein Lieblings Nasheed an. Mich überkommt direkt eine Gänsehaut als ich mir diesen Nasheed anhöre. Ich gucke mich wieder in der Cafeteria um weil ich nix zutun habe. Ich schaue mich um bis ich auf die pechschwarzen Augen treffe die ich mir grade noch genau unter die Lupe genommen habe. Ich bin so fasziniert von diesen Pechschwarzen Augen, man erkennt ja nicht einmal mehr die Pupillen. So vertieft in seine Augen merk ich gar nicht dass er mich auch anguckt, und so bauen wir Augenkontakt auf. Er wartet drauf dass ich diesen Augenkontakt unterbreche aber ich bleib Standhaft. Währenddessen läuft die ganze Zeit dieser wunderschöne Nasheed in meinen Ohren. 

Als der Nasheed sich dem Ende neigt guck ich auf mein Handy und merke das wir nur noch 5 Minuten bis zur nächsten Stunde haben. Ich steh schonmal auf und suche nach dem Raum bevor ich wieder zu spät komme. 

Ich höre grade der Lehrerin zu und notiere mir alles als es an der Tür klopft. Ich schaue nach oben und sehe wie dieser Junge ins Klassenzimmer kommt. Der ohne Pupillen. "Sorry für die Verspätung" sagte er kurz und knapp und setze sich ein Platz hinter mir. Er hat eine viel tiefere Stimme als ich mir vorgestellt habe. 

Als ich Zuhause komme gehe ich direkt meine Gebetswaschung machen. Ich habe Fagr, Dhuhr und Asr Gebet gebetet, und jetzt fühl ich mich um einiges Besser. Bevor ich mich aber von meinem Geliebten Gebetsteppich trennen muss fang ich an mit Allah zu reden als wäre er mein Freund. Ist er auch, Allah ist mein einziger und loyalster Freund auf dieser Dunya (Welt) und auch in der Akhira (Unser 2es leben in der Hölle oder im Paradies) wird er mein einziger und loyalster Freund sein. "Ya Allah. Mein Tag war ganz okay heute. Das übliche. Ich.. ich hab aber Fagr gebet verpasst allah tut mir leid. Ich vermisse Mama, wieso musstest du mir sie wegnehmen? Sie war mein ein und alles. Ich brauche sie. Wieso konnte ich nicht gleich mit ihr sterben Allah? Allah ich weiß nicht wie lange ich dass hier noch ohne sie aushalte. 6 Monate. 6 Monate schon ohne sie Allah. So lange ohne den Menschen den du am meisten liebst. Sie war da als keiner da war. Wir alle brauchen sie. Meine Brüder brauchen sie. Amin ist ausgerastet als sie weg war. Keiner konnte ihn stoppen. Er hat alles zerstört Allah. Unser Amin starb mit ihr Allah. Doch er bessert sich zurzeit Allah. Er beschützt mich und Aya mit allem was er hat. Er hat Angst Allah. Angst das mir oder Aya auch was passieren könnte. Islam mein ältester Bruder ist genau das Gegenteil von Amin. Er ist ruhiger als das Wasser. Er ist die Ruhe vor dem Sturm, und Amin ist der Sturm. Islam tauchte nach den tot von Mama ab. 2 Monate wusste ich nicht ob er lebt. Nix. Kein Lebenszeichen von ihm. Irgendwann kam er wieder Nachhause. Mit starken Augenringen und einer Fahne. Das war das erste mal dass ich ihn so erlebt habe, und auch das letzte mal. Er wurde wieder wie immer, wir alle sind noch nicht über sie  hinweg aber so langsam kriegen wir unseren normalen Alltag wieder. Islam ist auch ein sehr gläubiger, er hat mir den Weg zu dir gezeigt Allah. Bitte belohn ihn dafür. Und bitte verzeih Amin seine ganzen Sünden die er macht, er wird nie über den Tod von Mama hinweg kommen. Er verarbeitet  es halt anders als ich. Aber dass ist nicht er Allah wirklich. Meine kleine Schwester ist noch zu jung um es zu realisieren, langsam langsam merkt sie aber schon das Mama nicht mehr zurück kommt. Sie fängt immer mehr über Mama zu fragen, sie fragt mich, Islam, Baba, aber nicht Amin. Mit ihren vier Jahren merkt sie sogar schon dass das Thema tabu für ihn. Und Baba? Baba war immer Stark für uns, er wollte uns nie zeigen wie sehr ihn der Tot von Mama mitgenommen hat. Er war immer an unserer Seite und hat uns getröstet. Doch wir alle haben gemerkt wie er jegliche Farbe im Gesicht verlor, sein Lächeln strahlte nicht mehr genauso wenig wie seine Augen."

Ich merkte gar nicht das ich geweint habe. Mein ganzes Gesicht ist nass. Ich stehe auf, falte mein Gebetsteppich und ziehe mein Gebetskleid aus. Ich gucke zur Tür und sehe Amin, er steht da wie eingefroren. Eine Trän fließt ihm runter. Nein. Bitte nicht.

Er hat alles mitgehört. Er guckt mir in die Augen, kommt auf mich zu und lächelt. "Ihr könntet Zwillinge sein." sagte er mit bebender Stimme. Er meint Mama. Ich sehe ihr sehr ähnlich. Meine Dunklen Locken mit meine grünen Augen und gebräunter Haut, alles ist von ihr. "Ich vermisse sie Amin, ich vermisse sie so sehr dass ich mir wünschte ich wäre mit ihr gestorben." Abrupt hält sich Amin die Ohren zu. "NEIIN! ASSILA SEI LEISE!" Ich erschrecke mich als er gegen die Wand boxt. "Wenn du stirbst sag mir was wird aus Islam? Was wird aus Baba? Was wird aus Aya? Assila was wird aus mir. Du bist unsere Mutter. Du hast ihre Characktereigenschaften, du hast ihr Lächeln, du hast ihre Stimme, ihre Augen, ihre wärme, ihr Herz. Aya braucht dich, du bist ihre große Schwester, ihre Mutter ihr Vorbild. Du bist meine kleine Schwester, mein Blut. Scheiße Assila sag das nie wieder." Ich blieb ruhig. Ich muss das alles erstmal verarbeiten. Ich ziehe ihn in eine lange Umarmung. Hier Allah, dass ist der echte Amin. Mein Amin.




Pechschwarze AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt