Kapitel 3

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Ich sehe sie. Mama. Sie ist da. In ihrem gelben Sommerkleid. Es war ihr Lieblingskleid. Sie sitzt am Meer. Ich laufe langsam auf sie zu. Ihre locken erkenne ich überall. Zwei Meter vor ihr bleib ich stehen. Sie dreht sich um. Mir stockt der Atem. Mama... Doch mama schaut nur durch mich hindurch. „M m Mama?" keine Antwort. Sie dreht sich wieder um. „MAMA!" schreie ich. „MAMA KANNST DU MICH HÖREN? MAMA SAG DOCH WAS!" ich falle auf meine Knien und fange an bitterlich zu weinen. Ich fasse ihre Schulter an um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Nein. Meine hand gleitet durch sie hindurch als hätte ich in die Luft gefasst. SIE IST KEINE EINBILDUNG! SIE IST REAL ICH WEIS DAS ICH ICH. Ich fange an zu schreien, zu schluchzen, und an meinen haaren zu raufen. „Mama wieso hast du uns verlassen? ich brauche dich doch noch." flüstere ich so leise dass ich's selber nicht hören kann. Ich sehe jemanden auf Mama zulaufen. Sie ist klein. Und hat die gleichen locken wie Mama. „Mein Honig geh nicht zu tief ins Wasser." Mein Honig... So hat sie mich immer genannt. Das war ich. Ich war das kleine Mädchen. Ich war neidisch auf mein kleines ich, sie konnte mit Mama reden und ich nicht. Mama sah so unbeschwert aus. So glücklich.

Der Athan (Gebetsruf) weckt mich von meinem traurig und gleichzeitig schönen Traum auf. Ich stehe auf um die Gebetswaschung zu vollrichten. 

Nachdem ich das Fajr Gebet vollrichtet habe geh ich meine Zähne putzen und fange an meine Haare mit Schaumfestiger zu beschmieren. Ich entscheide mich heute etwas raus zu putzen. Ich benutze für meine Augenbrauen nur das Essence Augenbrauengel da ich schon recht dichte Augenbrauen habe. Als nächstes umrande ich meine Augenbrauen ein bisschen, mir fällt auf dass mein Councealer fast leer ist das bedeutet ich muss mir heute ein neues kaufen. Mein Concealer tu ich noch unter meine Augen und an paar anderen Stellen. Ich umrande meine Lippen noch mit einem dunklem Pink und verblende es etwas um danach etwas Lipgloss auf meine Lippen zu schmieren. Als nächstes tusche ich meine Wimpern und voila, Fertig. Ich muss mir jetzt nur noch ein passendes Outfit raussuchen.

Ich ziehe mir eine weiße Bluse an mit einem Vierecksausschnitt an. Dazu kombiniere ich meine dunkelblaue Boyfriendjeans. Ich sprühe mich noch mit meinem Lieblings Parfum an und ziehe mir meine Schwarze North Face Jacke an. Ich trinke etwas Wasser und lasse das frühstücken wie immer aus. 

Ich sitze grade in der Bahn und höre  -Heartbreak Anniversary von Giveon als ich höre wie ein Mädchen anfängt rum zu kreischen und ich sofort aufschaue weil ich mich so erschrocken habe. Ich kann sie nur von hinten sehen, sie trägt ein hohen Pferdeschwanz und hat glaub ich Extensions drinne. Der jemand den sie anschreit ist wahrscheinlich am sitzen weil ich die Person nicht sehen kann. Meine Musik hab ich schon lange leiser gemacht um zu lauschen. "Du bist das aller letzte. DER SCHRECKLICHSTE MENSCH DER WELT MALIK!" Das Mädchen flüchtet direkt bei der nächsten Haltestelle wo ihr alle hinterhergucken, da gefühlt die ganze Bahn davon mitbekommen hat. Als ich zurück gucke um zu wissen wer eigentlich dieser jemand war der erstaunlich ruhig geblieben ist, stockt mir der Atem. Die pechschwarzen Augen gucken mir genau in die Augen. Genau die pechschwarzen Augen die ich jeden Tag in der Mensa bewundere. Aus meinen Kopfhörer läuft grade das Lied - When I Was Your Man von Bruno Mars. Ich schließe meine Augen und schalte für ein Moment aus und genieße Bruno Mars stimme. Als ich meine Augen wieder öffne schau ich direkt in diese Pechschwarzen Augen die mir genau in die Augen schauen. Er hält den Augenkontakt, genau wie ich. Ich bin so vertieft in seine pechschwarzen Augen dass ich gar nicht mehr weggucken will. Ich erkenne wie seine Pupillen mal zu mal größer werden. Es ist so erstaunlich dass obwohl seine Augen eine so dunkele Farbe mit sich tragen man seine Pupillen noch erkennen kann.  Mein Klingelton reißt mich von meinen Schwärmereien. Auf dem Display erkenne ich dass Baba anruft. "Ja Baba?" "Assila benti (Meine tochter)  wo bist du?" er klingt außer Atem. Komisch. "Ich bin in der Bahn auf dem Weg in die Schule, wieso?" ich höre ein leichtes seufzen seinerseits. "Baba Wieso?!" "Egal benti hast du Fagr gebetet?" "Ja Baba ich habe gebetet, und jetzt sag mir warum du so außer Atem bist!" Baba seufzt wieder. "Dein Bruder." gibt er seufzend von sich. Abrupt stehe ich auf. "Amin?!" "Ja.." gibt er flüsternd von sich. "Baba was ist mit Amin? Was ist passiert? Geht's ihm gut?" Ich hab Angst. Was hat er wohl gemacht? "Er ist wütend und hat Angst." Angst? "Baba wieso hat Amin Angst? und wieso ist er sauer?" Ich hab ein schlechtes Gefühl. Das Gefühl dass es um mich geht. "Er hatte einen Traum Assila." "UND? BABA MACH MICH NICHT VERRÜCKT WAS HAT ER GETRÄUMT?" frage ich ihn jetzt lauter. "Das du stirbst." Das ich was? "Das ich sterbe?" frage ich ihn schockiert. Ich höre auf einmal ein lautes Krachen im Hintergrund. "SIE IST VOR MEINEN AUGEN GESTORBEN BAB- BABA MIT WEM TELEFONIERST DU?" "Mit Assila, Amin sie ist in der Bahn." Ich will mit ihm reden. Sonst wird er noch verrückt. "Baba gib ihn mir bitte." Ich höre wie Baba ihm das Handy gibt. Stille, nix außer sein Atem zuhören. "Amin?" Ich höre wie er nach Luft schnappt. "Sie ist es wirklich. BABA SIE LEBT!!" schreit er glücklich. Mir kommen die Tränen wenn ich mir vorstelle wie sein Gesicht grade strahlt. Er ist so sensibel wenn's ums sterben geht. 

Es mag scheinen er wäre ein kalter gefühlloser Mensch, doch sobald es um seine liebsten geht ist er zerbrechlicher als Glas.

Pechschwarze AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt