Kapitel 7

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Ich  liege im Bett und wälze mich schon die ganze Zeit hin und her. Egal was ich mache, ich schlaf nicht ein. Ich bin zu müde um zu schlafen. Dieses ganze Streiten und Tauern nimmt mir meine ganze Kraft weg. Jedoch kann ich nicht aufhören zu trauern. Ich werde nie über Mama's tot hinwegkommen. Sie war wirklich mein alles. Ich war immer ein Mutterkind, schon von klein auf wollte ich immer alles mit Mama machen und nicht mit Baba.  Ich liebe Baba über alles, keine Frage. Aber Mama ist immer was anderes gewesen. Sie war die Frau zu der ich aufgesehen habe.

Anissa. Anissa Alaoui. Das war ihr Name. Zu lange habe ich den Namen nicht mehr gehört. Zu lange ist es her, ihren Namen aus Babas Mund gehört zu haben. Zu lange ist es her, dass in diesem Haus Mama gerufen wurde. Zu lange ist es her, ihr gekochtes Essen gerochen zu haben. Zu lange ist es her, ihr gemeckere über meine Haare gehört zu haben. Zu lange ist es her ihre Stimme gehört zu haben. Ihre Engelsstimme.

Wir haben 1:38 Uhr, und ich habe das Bedürfnis Mama zu besuchen. Ich war zu lange nicht mehr bei ihr. Ich konnte nicht. Ich hatte Angst davor. Angst dass es wieder passiert. Wieder vor Brustschmerzen umzukippen. Wieder vor Schmerzen nicht atmen zu können. Vor Schmerzen nix außer Dunkelheit zusehen.  Aber ich nehme es in Kauf. Um sie zu besuchen würde ich alles in Kauf nehmen.

Ich ziehe grade leise meine Schuhe an um ja niemanden zu wecken. Würde jetzt jemand wach werden, wär ich tot. Für die Jungs ist es ja schon ein Weltuntergang wenn ich noch um 20:00 Uhr draußen bin.
Mich empfängt die kalte Herbstluft, die sich aber angenehm anfühlt. Ich muss nur 10 Minuten laufen, und schon sitze ich an Mamas Grab.

"Mama.." Ich seufze und versuche mich zusammenzureißen. Ich möchte nicht wieder weinen. "Es- es tut mir leid." "Es tut mir leid, dich nicht besucht gehabt zu haben. Es, es- ich konnte nicht. Ich hab mich nicht getraut. Ich hatte zu sehr Angst vor schmerzen irgendwann auch hier zu liegen Mama. Hier unter der Erde. Es sind schon sieben Monate ohne dich. Sieben Monate schon ohne dich. Früher hab ich schon ein Anfall bekommen wenn ich ein Tag von dir getrennt war. Und jetzt bin ich seit sieben Monaten von dir getrennt. Und du kommst nie wieder Mama.  Nie wieder sehe ich dich. Nie wieder  spüre ich deine Wärme die du mir vermittelt hast."

"Aya erinnert sich nicht mal mehr an dein Gesicht, obwohl sie dich vor 7 Monaten noch gesehen hat. Sie hat dich verdrängt Mama. In die tiefste Ecke ihres Gehirns hat sie dich verdrängt."

"Mama wir vermissen dich so sehr. Unsere Familie ist nicht vollständig ohne dich, sie wird nie wieder die Familie die sie mal war. Wir haben jegliche Lebensfreude verloren Mama. Aber Allah wollte dich nun mal zurück, und damit muss ich jetzt Leben. Der Tod kommt ohne Vorwarnung und hat keine Gnade. Er kam und nahm dich mit. Ohne zu fragen was dann aus uns wird. Er kommt ohne zu fragen ob's grade passt, er kommt wann er will. Allah hat unseren Todestag schon geschrieben. Er weiß wann wo und wie wir sterben. Diese Dunya ist vergänglich. Unser Leben hier auf dieser Welt ist vergänglich, die Akhira ist endlos. Wieso tun dann die Leute nix für die Akhira Mama? Wieso sind alle so geblendet von dieser Dunya. Diese Dunya ist nix weiter als ein Gefängnis für jeden Gläubigen." „Wie's dir wohl so geht?, hast du genug Platz da unten? Hast du auch genug Licht da unten?"

"Ich hab so viele Fragen an dich. So viele unbeantwortete Fragen. Was ich nicht alles tun würde, um eine weitere Minute mit dir zuhaben. Eine Minute. Aber die Chance habe ich nicht mehr. Nie wieder die Chance mit dir zu reden, mit dir zu lachen. Selbst das Streiten mit dir vermisse ich Mama."

"Ich werde nie deine letzten Worte vergessen Mama."


"Mama du schaffst dass doch oder?" ich schaue ihr hoffnungsvoll in ihr blasses lebloses Gesicht, was einst mal voller Freude strahlte. Ihre grünen Augen waren müde, müde vom kämpfen. Sie fängt an schwach zu lächeln, und nimmt meine Hand in ihre. Ihre Hand ist so kalt, zu kalt. "Benti, es ist zu spät. Ich werde dass nicht überleben. Aber sei nicht traurig, denn denk dran: "Allah prüft nur die, die er liebt." "Wenn ich weg bin, bin ich bei keinem anderen als bei Allah Sila. Ich werde auf euch alle warten. Denn jeder stirbt mal, nicht? Meine Zeit ist gekommen, genauso wie deine Zeit kommen wird. Von jedem auf dieser Welt wird die Zeit kommen. Denn dieses Leben ist vergänglich, es ist die Akhira die zählt. Deshalb versprich mir Sila, versprich mir keine Gebete mehr zu verpassen und auch Fagr gebet pünktlich zu beten. Selbst wenn du eine Schlafmütze bist, denk dran. Das Gebet ist besser als der Schlaf.
Ich liebe dich Assila. Und denk dran es ist kein Abschied, sondern ein wir sehen uns später."

Pechschwarze AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt