Kapitel 11

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Ich laufe durch die Gegend. Es ist dunkel. Stockdunkel. Noch dunkler als seine Augen. Dunkler als meine Seele.

Es wird immer dunkler und dunkler.

Irgendwann sehe ich nicht mal mehr die leere Autobahn auf der ich laufe.

Ich höre jedoch nicht auf zu laufen. Im Gegenteil. Ich genieße es.

Ich liebe die Dunkelheit. Sie ist schön.

Ich laufe und laufe und merke, dass das Ende nicht in Sicht ist.

Ich hinterfrage nicht mal warum ich hier bin. Ich genieße einfach die Dunkelheit und die Ruhe.

Doch die Ruhe sollte nicht lange anhalten.

Ich höre eine Stimme. Ein Mann.

"Es tut mir sehr leid, aber wir können nix für sie tun."

Wer redet da? Wen meint er? Und wer weint?

Auf ein mal höre ich ein schlagendes Herz.

Ich liebe Herzschläge. Sie beruhigen mich.

Ich höre ein lautes langes piepen.

Gen- Genau das selbe Piepen wie bei Mama als ihr Herz aufhörte zu schlagen.

Ich höre den Arzt wieder.

"Sie hat Leukämie.

Nicht.

Nicht diese giftige Krankheit.

Diese Krankheit die sie getötet hat.

Diese giftige Krankheit

Ich höre auf zu laufen.

Reden sie über Mama?

Über wenn denn sonst?

Ich kriege Panik.

Keine Luft. Ich kann nicht mehr atmen.

Es ist so als würde man mir die Luft zum atmen wegnehmen.

Es ist als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen.

Dieses lange piepen einer Herzmaschine wird immer lauter.

Und da ist es. Ich sehe Baba weinend vor einem Krankenhausbett.

Islam kommt ins Zimmer gerannt, und als er aufs Bett schaut bleibt er abrupt stehen.

Wieso kann ich nicht sehen wer da auf dem Bett liegt?

Islam starrt nur aufs Bett. Ohne weitere Regung.

Jetzt der schlimmste.

Amin.

Er kommt reingeplatzt.

Schaut zu Islam, und dann direkt aufs Bett.

Als er realisiert was er sieht, tritt er paar Schritte zurück und fängt an zu lächeln.

Er fängt an sein Kopf zu schütteln und grinst.

"Komm wach auf." sagt er flüsternd.

"Das ist nicht mehr witzig wach auf." sagt er nun lauter.

"Ami-" weiter kommt er nicht, denn Amin packt sich ein Stuhl und wirft diesen zu Boden.

"STEH AUF HAB ICH GESAGT!" schreit er nun.

Er fällt auf die Kniee und legt sein Kopf in den Nacken.

"Ya Allah. Ich habe Sünden begangen. Bestrafe mich. Nicht sie. Gib ihr das Leben dass sie verdient."

"ALLAH DU MUSST SIE ZURÜCK BRINGEN. BITTE ALLAH. SIE-" er hört auf zu reden

"Sie wollte doch noch Psychologie studieren. Sie wollte noch heiraten. Sie wollte noch ihren verdammten siebzehnten Geburtstag feiern, auch wenn sie's nicht gefeiert hätte."

Er schaut nach oben. Seine Augen sind rot.

"Ya Allah. Sie wollte uns noch heilen. Diese Familie. Sie ist unsere einzige Medizin."

"Allah erinnerst du dich als sie zu dir gesprochen hat, und sie meinte du hättest sie anstatt Mama nehmen sollen? Nun ja. Du hast sie uns beide weggenommen. Beide Mütter haben wir verloren."

"Sie würde uns jetzt sagen dass es alles Maktub (geschriebenes) sei, und wir nicht trauern sollen. Obwohl sie selber mehr als nur getrauert hat bei Mamas Tot."

"Sie hat sich schon immer selber widersprochen." sagte er und stand auf.

Er lief auf das Bett zu, und da sah ich's.

Wie ich da auf dem Bett lag.

Ich sah meine Leiche auf dem Bett liegen

Amin streichelt meine Haare aus meinem Gesicht und schaut sich mein Gesicht an.

"Das einzige was von Mama übrig blieb wurde uns jetzt auch weggenommen." war dass letzte was er sagte bevor ich aus meinem Schlaf erwachte.

Erschrocken schaue ich mich in meinem dunklem Zimmer um. Ich schaue auf die Uhr und sehe dass es Zeit für Fajr Gebet ist.

Nachdem ich gebetet habe redete ich wieder zu Allah.

"Ya Allah. Lindere die Schmerzen auf der Brust meiner Brüder und meines Vaters. Und lasse Aya diesen Schmerz bitte niemals spüren. Erweitere von mir aus meine Schmerzen auf der Brust, jedoch lindere ihre. Sie verdienen ein schönes Leben. Ein Leben dass sie eines Tages in sha allah ins Paradies bringen wird. Ein Leben was von der Schönheit des Islams beschenkt wird."

"Denn wenn ich nix auf dieser Welt außer den Islam habe, so habe ich alles. Habe ich jedoch alles außer den Islam, so habe ich nix."

Pechschwarze AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt