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„Hallo Frau Baerbock, es tut mir wirklich Leid, aber meine Bahn kam nicht." Wow, der erste Satz zu meiner Chefin war bereits eine Lüge. Mein Praktikum fängt wirklich gut an. „Verstehe, naja jetzt sind Sie ja da. Kommen Sie rein." Sie hält mir die Tür auf und verweist mich mit einer geschickten Geste auf den Stuhl gegenüber ihres Schreibtisches. Ich setze mich und beobachte sie, wie sie schnellen Schrittes auf mich zukommt und sich hinter ihren Schreibtisch setzt. Sie trägt einen Blauen Hosenanzug, darunter eine weiße Bluse und braune Pumps. Langsam lässt sie sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder und rollt etwas näher an mich heran. Sie wirft einen schnellen Blick auf ihren Terminkalender, bevor sie die Arme verschränkt und mich ansieht.
„Also Frau Graubner. Als Praktikantin ist es hier Ihre Aufgabe, mir zu assestieren. Überall, wo ich bin, sind auch Sie. Sie werden sich um die Post kümmern, Anrufe entgegennehmen und dürfen Schriftführen, bei wichtigen Gesprächen." Sie lächelt, doch ihre Augen sagen etwas anderes. Sie streicht sich ihre Haare hinter die Ohren und mir rutscht das Herz in die Hose. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. „Ihr Tag beginnt um 8:00 Uhr, das nächste Mal bitte pünktlich und Sie gehen, wenn alles erledigt ist. Soweit klar?" Ihr Blick durchdringt meinen ganzen Körper. So viel Autorität habe ich seit der Schulzeit nicht mehr gespürt. „Natürlich." Ich weiß, dass sie mir meine Nervosität wahrscheinlich schon beim Reingehen angesehen hat, doch spätestens jetzt verrät mich mein hochrotes Gesicht. „Super Frau Graubner, dann zeige ich Ihnen jetzt ihren Arbeitsplatz." Sie steht auf und dirigiert mich in Richtung der zweiten Tür ihres Büros. Sie öffnet sie und lässt mir den Vortritt. Der Raum ist nicht so groß wie ihrer, aber dennoch bietet er genug Platz für einen Schreibtisch und einen Drucker. „Das wird Ihr Reich für die nächsten 4 Monate sein. Sie können ihn einrichten, wie sie möchten." Als ich mich zu ihr umdrehe, bemerke ich ein kleines Lächeln. Auf ein Mal wirkt sie richtig sympathisch. Die Frau ist wirklich schwer zu durchschauen. Vielleicht steckt hinter ihrer forschen Art doch auch ein netter Mensch. Wir werden es herausfinden.
Nachdem sie mir mein Büro gezeigt hat, erklärt sie mir noch schnell, wo ich die Toiletten und die Cafeteria finde und wie ich das Telefon auf meinem Schreibtisch bediene. Danach gibt sie mir auch schon die ersten Aufgaben für den heutigen Tag.
Viel sehe ich von ihr nicht mehr heute, was mir auch ganz Recht ist. Sie hat mich ganz schön eingeschüchtert und ich bin sehr erleichtert als sie gegen 17:00 Uhr an meine Tür klopft und meinen ersten Arbeitstag für beendet erklärt. Ich packe meine Sachen und mache mich auf den Heimweg. Zuhause angekommen falle ich einfach nur todmüde in mein Bett.

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