POV Elli
Die Tränen liefen unaufhaltsam über meine Wangen. Noch nie habe ich mit jemandem darüber gesprochen, nicht mal mit meinen engsten Freunden oder meiner Familie. Zu schlimm ist der Schmerz, der mich einholt, wenn ich an die kleine Lea denke, die ich in dieser Nacht in dem brennenden Haus zurückgelassen hatte. Zu viel Schuld verspüre ich, wenn ich die Schreie ihrer Mutter höre, wie sie um ihre Tochter weint, die in diesem Haus gestorben ist. Zu viele Erinnerung an diese Nacht, die mein Leben für immer veränderte.
Ich bin so sehr gefangen in meinen Erinnerungen und all dem Schmerz und den Emotionen, dass ich gar nicht bemerke, dass Anna ihren Arm um mich legt. Erst als ich ihre Hand auf meinem Knie spüre kehre ich wieder in die Realität zurück. Langsam finden meine verweinten Augen ihre. Auch ihr liefen ein paar kleine Tränen über die Wange. "Elli,.... Es tut mir so Leid. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll." Sie ist sichtlich überfordert mit der Situation und ich bereue es schon wieder, sie überhaupt damit belastet zu haben. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht mit meinen Problemen überfordern. Ist okay, wenn das zu viel für dich war..." "Nein. Nein, Elli, nein. Ich wollte doch wissen, was hinter der Narbe steckt. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass du mir das alles erzählt hast. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Ich wünschte, ich könnte dir den Schmerz irgendwie nehmen, igendetwas sagen, das es irgendwie erträglicher macht." Auch Anna kullern die Tränen mittlerweile unaufhaltsam über ihr schönes Gesicht. "Niemand kann das, deswegen erzähle ich das auch eigentlich nie jemandem, weil ich das Gefühl hab, immer allen nur zur Last zu fallen mit meinen Gefühlen."
Plötzlich wandert Annas Arm von meinem Knie zu meiner Hüfte und sie zieht mich in eine innige Umarmung. "Du bist keine Last Elli." Ich bin erst etwas überrumpelt und weiß nicht ganz, wie ich mit dieser plötzlichen Nähe zu ihr umgehen soll. Doch dann brechen bei mir alle Dämme. Ich schlinge meine Arme um ihren Körper und lasse meinen Emotionen einfach freien Lauf. Sie zieht mich noch fester an ihren Körper und meine Augen hinterlassen nasse Flecke auf ihrer Jacke, was mir zu diesem Zeitpunkt absolut egal ist. Alles fühlt sich einfach so gut und so richtig an. Ihre Arme eng um meinen Körper, ihr Duft in meiner Nase und mein Kopf auf ihrer Schulter. Ich bin ihr in diesem Moment so nah, wie noch nie und alles um mich herum fühlt sich plötzlich so unwirklich an. Diese körperliche Nähe, diese Wärme, diese Schmetterlinge in meinem Bauch habe ich schon gespürt als sie das erste Mal in meinen Armen lag, aber diese Emotionalität, dieses blinde Vertrauen und diese Intimität ist ganz neu für mich. Noch nie hat es sich so gut angefühlt, jemandem mein Herz auszuschütten. Noch nie habe ich mich in den Armen eines Menschen so wohlgefühlt wie in diesem Moment mit Anna. Vielleicht habe ich es schon vorher geahnt, aber spätestens jetzt bin ich mir sicher: ich habe mich in diese Frau verliebt.
Durch diese Umarmung fühlte ich mich, als hätte ich das Gefühl für Raum und Zeit komplett verloren. Sie fühlte sich unendlich an, und doch viel zu kurz. Langsam löst sie sich von mir und ich blicke in ihre wunderschönen stahlblauen Augen. Unsere Gesichter sind sich in diesem Moment so nah, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spüren kann. Wie gerne würde ich mich einfach noch ein kleines Stück nach vorne lehnen und sie einfach küssen. Nichts wünsche ich mir in diesem Moment sehnlicher, als Annas Lippen auf meinen zu spüren. Doch zu groß ist die Angst, abgewiesen zu werden. Ich liebe Anna, aber sie ist verheiratet und ich möchte lieber mit ihr befreundet sein, als mit so einer dummen Aktion alles kaputtzumachen. Also ziehe ich meinen Kopf zurück und verdränge den Gedanken.
Plötzlich legt Anna ihre Hand an meine Wange. Behutsam streicht sie mir eine Träne aus dem Gesicht und sieht mir dabei direkt in die Augen. Mir wird heiß und kalt zugleich und mein Bauch fühlt sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf, dann wird plötzlich alles still. Quälend langsam kommt sie mir näher. Mein Herz schlägt spürbar in meiner Brust und es fühlt sich an als würde mir jegliche Luft zum Atmen fehlen. Langsam schließe ich meine Augen und warte auf den Moment, den ich mir so sehr ersehnt habe. Dann spüre ich ihre Lippen auf meinen, ganz leicht. Es war ein sehr kurzer, sehr unschuldiger Kuss. Es fühlte sich an, als wären Stunden vergangen, in denen ihre Lippen auf meinen lagen und doch kann ich nicht genug von ihnen bekommen. Ich öffne langsam meine Augen und sehe, dass sie ihre noch immer geschlossen hat. Langsam lehne ich mich vor und verbinde unsere Lippen wieder miteinander. Ich beginnen, meine Lippen gegen ihre zu bewegen und sie lässt sich darauf ein. Meine Hand wandert an ihren Hinterkopf und drückt sie näher an mich. Voller Leidenschaft tanzen unsere Lippen miteinander und meine Zunge findet ihren Weg in Annas Mund. Gerade als sie ihr Einlass gewährte und ich ihren Geschmack vollends wahrnehmen kann, knallt die Tür der Bar auf und ein völlig verwirrter Robert starrt uns an.
Sorry, dass es so lange gedauert hat und, dass das Kapitel so kurz ist. Ich bin zur Zeit in der Klausurenphase und ich sollte auch eigentlich gerade lernen :D aber ich drücke mich lieber davor und schreibe an der Wattpad Story weiter