Planänderung?

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Am nächsten Morgen musste sich Taehyung erst mal wieder ausgiebig übergeben, sodass aus seinem nächtlichen Plan, den Jüngeren am Morgen so zu bezirzen, dass er ihn durch richtig guten Morgensex wieder all seine Sorgen vergessen ließ, nichts wurde. Im Gegenteil. Durch das Erbrechen wurde ihm gleich nach dem Aufstehen wieder die Tatsache, dass er tatsächlich schwanger war, ins Gesicht geklatscht. So viel zum Thema vergessen und verdrängen.

Taehyung seufzte und spülte sich den Mund mit frischem Wasser aus.

Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Jungkook seinen überstürzten Aufbruch ins Bad nicht mitbekommen hatte, denn so wach, um dem Jüngeren Rede und Antwort zu stehen war er noch nicht. Außerdem hatte er immer noch keine Ahnung, wie er ihm so schonend wie möglich beibringen konnte, dass er Vater wurde.

Doch leider schien das Glück zurzeit nicht auf seiner Seite zu sein.

Ein zaghaftes Klopfen an der Badezimmertür ließ Taehyung aufschrecken und er drehte schnell das Wasser ab, gerade, als Jungkook den Kopf zur Badezimmertür hereinsteckte. Seine runden, dunklen Augen waren besorgt auf Taehyung gerichtet, der durch ein aufmunterndes Lächeln versuchte, alles herunterzuspielen.

„Hey. Gut geschlafen?", sein Lächeln immer noch aufrechterhaltend, versuchte Taehyung so unschuldig wie nur möglich zu klingen, doch Jungkook kannte ihn einfach zu gut.

„Tae was ist los? Musstest du dich wieder übergeben?", fragte er besorgt und kam in großen Schritten auf seinen Freund zu, um ihn an den Schultern zu nehmen und ihn durchdringlich anzusehen.

Taehyung konnte dem stechenden Blick seines Freundes nicht standhalten und sah stattdessen auf Jungkooks sehnige Unterarme, die sich immer wieder anspannten, während der Jüngere ihm über die Schultern strich.

Taehyung seufzte. Er konnte ihn nicht belügen. Hatte er noch nie gekonnt. Aber er konnte ihm auch nicht die Wahrheit sagen. Noch nicht. Er war einfach noch nicht so weit. Er hatte ja noch nicht mal Zeit gehabt sich auszudenken, wie er am besten dieses Gespräch anfangen sollte.

„Tae ich mach mir Sorgen. Hat der Arzt denn wirklich nicht helfen können?", Jungkooks Stimme klang verzweifelt. Hilflos. War er es doch gewesen, der Taehyung dazu gedrängt hatte endlich zum Arzt zu gehen, wegen seiner Beschwerden. Jetzt zu sehen, dass es Taehyung nicht besser ging, machte ihn wahnsinnig.

„Doch. Ich lass es mir heute von der Apotheke liefern. Alles wird gut", versuchte der Ältere seinen Freund zu beruhigen und nahm dessen Hände von seinen Schultern, um sie stattdessen mir den seinigen zu verschränken. Er lächelte den Schwarzhaarigen ermutigend an, obwohl er sich selbst eigentlich gar nicht im Stande dazu fühlte. Immerhin war er schwanger und seine ganze Welt stand Kopf! Aber er wollte auf keinen Fall, dass Jungkook sich Sorgen um ihn machte. Der Jüngere hatte genug anderes um die Ohren, vor allem da er gerade auch noch an seinem Soloalbum arbeitete.

Jungkook seufzte und ließ sich von Taehyungs Worten tatsächlich etwas beruhigen, auch wenn er ihn dennoch ungern wieder allein ließ.

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„Und wenn irgendwas ist, rufst du an okay? Und falls sie die Medikamente in der Apotheke nicht haben fahr ich ins Krankenhaus und besorg sie dir da", wiederholte Jungkook nun schon zum zehnten Mal, während er seine Schuhe anzog und schon fast zur Haustür raus war.

„Mach ich", Taehyung nickte alles ab, auch wenn er wusste, dass er sich sicherlich nicht melden würde, wenn es ihm wieder schlechter ging. Das hatte er die letzten Wochen auch nie gemacht. Einfach nur, um den Jüngeren und seine Bandmitglieder nicht zu beunruhigen.

„Bis später. Hab Spaß", ein wehleidiges Lächeln lag auf seinen Lippen, als der Jüngere ihm noch einen flüchtigen Kuss aufdrückte und schließlich als Letzter aus dem Dorm verschwand. Taehyung fühlte sich mies, wie eine alte Hausfrau, die nur darauf wartete, bis ihr Ehemann wieder aus der Arbeit zurückkam. Er wollte auch wieder Arbeiten. Sich beschäftigen. Sich auf andere Gedanken bringen.

Seufzend sah er an sich herab. Langsam verstand er wieso Jimin sein Baby abtreiben wollte.

Was denke ich denn da?

Taehyung würde es niemals übers Herz bringen sein eigenes Kind zu töten. Und außerdem würde er Jimin schon auch noch überzeugen seins zu behalten, auch wenn er ihn heute Morgen nicht mal davon abhalten konnte, den Dorm zu verlassen, um zur Arbeit zu gehen.

Doch Taehyung musste nicht lange warten. Er hatte sich gerade sein zweites Frühstück zubereitet, da hörte er schon, wie sich die Haustür wieder öffnete und kurz darauf ein überaus blasser Jimin an ihm vorbeischritt und sich im Bad verbarrikadierte.

Taehyung setzte sich mit seinem Müsli aufs Sofa und wartete, bis sein bester Freund wieder aus dem Badezimmer kommen würde. Vielleicht hätte er ja Lust etwas gemeinsam zu unternehmen, dann müsste Taehyung sich nicht so langweilen.

Allerdings schien Jimin immer noch angepisst auf Taehyung zu sein, weil dieser ihn heute Morgen überzeugen wollte, dass es besser für ihn wäre zuhause zu bleiben. Recht gehabt, wie sich herausstellte.

„Ich will nichts hören", murrte Jimin schlecht gelaunt, als er wieder aus dem Bad kam und verschwand, ohne ein weiteres Wort abzuwarten in seinem Zimmer. Taehyung sah dem Ganzen stumm zu und seufzte leise, als Jimins Zimmertür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

Überlegend kaute der Lockenschopf auf seinem Löffel herum.

Irgendwie musste er Jimin doch aufheitern können und ihn dazu bringen sich auf das Baby zu freuen.

Plötzlich flammte eine Idee in seinem Kopf auf und sofort bildete sich ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Siegessicher stapfte er zu Jimins Zimmertür. 

Jetzt wusste er wenigstens, was er heute machen würde und wie er sich am besten von seinen eigenen Problemen ablenken konnte.

It's okay to be gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt