Aber vielleicht er...

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Als Jimin in seinem Zimmer war schlug er die Tür hinter sich zu und schmiss sich seufzend aufs Bett. Er fühlte sich elend. All seine Gefühle belasteten ihn.

Wieso war sein Leben gerade eigentlich so beschissen?

Doch diese Gefühle allein waren noch nicht mal der Gipfel des Eisbergs. Dieser kam nämlich tatsächlich ein paar Stunden später einfach in sein Zimmer spaziert und stellte somit Jimins ganze Welt noch einmal mehr auf den Kopf.

Jimin hätte fast nicht bemerkt, dass jemand in sein Zimmer gekommen war, so leise hatte derjenige die Tür geöffnet und anschließend wieder geschlossen.

Der Schwangere lag auf seinem Bett und bedauerte noch immer sein Leben, als die Person langsam an ihn herantrat und dann unschlüssig in der Mitte des Zimmers stehen blieb. Er sah unsicher zum Bett und beobachtete Jimin eine Zeit lang einfach nur, bis er sich schließlich doch bemerkbar machte und somit eine Fuhre an überwältigenden Gefühlen in Jimin verursachte.

„Wie geht's dir?", räusperte sich der Eindringling und Jimin setzte sich sofort kerzengerade im Bett auf. Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen als er den Mann in seinem Zimmer erkannte und sein Herz begann schmerzlich zu rasen.

„Was willst du hier?", zischte Jimin und krallte sich in die Matratze. Sein ganzer Körper war auf Flucht aus und statt zu dem hochgewachsenen Mann zu sehen starrte er auf seine verschlossene Zimmertür, um zu kalkulieren, wie er am schnellsten verschwinden konnte.

„Taehyung hat mir gesagt, dass du schwanger bis...", murmelte Jimins Besuch und sofort schnellten seine Augen wieder zu seinem Ex.

„Es ist nicht von dir!", fauchte Jimin ihn an. „Ich hab auch mit anderen geschlafen!"

Bogums Gesicht verzog sich schmerzlich, obwohl er Jimin kannte und wusste, dass dieser schon immer so war. Seit sie sich kannten. Seit sie eine Beziehung miteinander angefangen hatten. Er schluckte sichtbar und seufzte leise.

„Ich weiß... und das ist auch der Grund weshalb ich nicht mit dir zusammen sein kann...", murmelte er und starrte zu Boden. Bogum wusste nicht, wieso er überhaupt hergekommen war. Vielleicht weil er doch Hoffnung hatte. Hoffnung, dass ein Kind mit Jimin ihre Beziehung doch noch retten konnte. Doch Jimin jetzt das sagen zu hören, was er sich eh schon gedacht hatte, schmerzte noch mehr als er es sich eingestehen wollte.

Jimin stand energisch auf und ballte seine Hände zu Fäusten. Er wollte wütend auf seinen Ex losgehen, doch der Schwindel hielt ihn davon ab und so blieb er einfach vor seinem Bett stehen und versuchte seine Wut in Schach zu halten.

„Dann verpiss dich aus meinem Leben!", schrie Jimin wütend, während sich zu seinem Ärgernis Tränen in seinen Augen bildeten. „Verschwinde einfach!"

Bogum sah ihn voller Bedauern an, rührte sich allerdings nicht vom Fleck.

„Das kann ich nicht...", meinte der Ältere und sah verzweifelt in Jimins Gesicht.

Jimins Zorn kostete ihn zu viel Kraft, als dass er sich auf den Beinen hätte halten können. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er sank erschöpft zu Boden.

„Wieso...", wimmerte er mehr zu sich selbst als zu seinem Ex, doch dieser eilte in diesem Moment schon zu ihm und kniete sich vor ihn. Er legte seine Hände auf Jimins Schultern, doch dieser hielt den Blick gesenkt. Erst als Bogum sein Kinn anhob, sah er ihm zum ersten Mal heute in die Augen. Bogums Blick war von Schmerz geprägt, doch seine Augen waren ehrlich und treu. Jimin waren diese Augen so vertraut. Ein Schauer zog sich durch seinen Körper bei diesem Anblick, doch er hielt dem Blick stand. Er konnte seine Augen nicht von Bogums abwenden, selbst wenn er wollte.

„Weil ich dich liebe..." Bogums ehrliche Stimme traf tief in Jimins Herz. Er wusste nicht, was er sagen sollte, geschweige denn wie er reagieren sollte. Er weinte einfach wieder. Er weinte so sehr, dass sein ganzer Körper vor Schluchzern durchgeschüttelt wurde und er sich kaum noch aufrecht halten konnte.

Bogum nahm ihn einfach in den Arm. Und Jimin war zu schwach, um sich zu wehren, auch wenn er eigentlich nicht in den Armen seines Ex liegen wollte. Doch auch wenn er es nicht zugeben wollte, tat ihm diese Umarmung gut. Bogums vertrauter Geruch tat ihm gut. Seine Arme um seinen Körper taten ihm gut. Seine Stimme, seine Präsenz, sein klopfendes Herz, das er gut hörte, da er mit seinem Kopf gegen Bogums breite Brust lehnte.

„Du bist der Vater...", murmelte Jimin leise, nachdem seine Schluchzer nachgelassen hatten.

Bogum löste sich von ihm und sah ihn fragend an.

„Bist du dir sicher?", fragte er vorsichtig.

Jimin wischte sich die Tränen von den Wangen und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, scheiterte allerdings kläglich und seufzte stattdessen.

„Ich bin mir sicher", sagte er dann schließlich mit fester Stimme und sah seinem Ex dabei entschlossen in die Augen.

„Ich liebe dich nämlich auch...", fügte er leise hinzu und wandte seinen Blick schnell von dem Braunhaarigen ab. Dieser musste lächeln und nahm Jimin überschwänglich wieder in den Arm.

„Ich liebe dich auch", strahlte Bogum glücklich und küsste Jimin aufs Haar, während er sanft über seinen Rücken strich.

Jimins Herz versuchte die Ketten zu sprengen, die dieser eigentlich um sein Herz gelegt hatte, doch so ganz schaffte es dies nicht. Die Unsicherheit in Jimins Brust blieb. Er wusste nicht, ob es das Richtige war, Bogum das gesagt zu haben, auch wenn er sich hundertprozentig sicher war, dass dieser der Vater seines Kindes war. Denn er wollte das Kind nicht behalten. Und er wollte sein Herz nicht erneut diesem Schmerz aussetzten, den sein Ex ihm bereits bereitet hatte. 

Und doch fühlte es sich so gut an in Bogums Armen zu liegen. Als wäre ein essenzielles Teil von ihm zurückgekehrt. Jimin wusste nicht, wie er sich zuvor gefühlt hatte, doch jetzt fühlte er sich ganz. Es war so als würde die Welt plötzlich still stehen. Wenn sich zuvor noch alles in seinen Gedanken gedreht hatte, so war dort jetzt endlich ruhe eingekehrt. Er fühlte sich geborgen. Geliebt.

Doch trotzdem war dort noch dieses nagende Gefühl. Als würde sein Herz ihn an einen längst vergessenen Schmerz erinnern. Und Jimin wusste nicht damit umzugehen. 

It's okay to be gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt