Ich, aber nicht du!

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„Du willst was?! Taehyung spinnst du?!", fuhr ihn der Ältere an und Taehyung zuckte leicht in sich zusammen. Mit so einer Reaktion seines besten Freundes hatte er nicht gerechnet. Verwirrt blinzelte er den anderen an und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, da fiel ihm Jimin wieder ins Wort.

„Du darfst euer Baby nicht abtreiben! Du und Jungkook ihr werdet tolle Eltern!", beharrte der Ältere eindringlich und schüttelte seinen besten Freund leicht an den Schultern, während dieser ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Der schock war ihm ins Gesicht geschrieben.

Taehyung blinzelte ihn verwirrt an.

„Jimin... du willst auch abtreiben", erinnerte er ihn vorsichtig und Jimin löste sich frustriert schnaubend von ihm, um wild durchs Zimmer zu rennen.

„Ja, aber ich hab ja auch keinen Jungkook! Und außerdem will ich jetzt noch keine Kinder und werde außerdem auch kein halb so guter Vater wie du!"

„Jungkook werd ich auch nicht mehr lange haben, wenn ich das Baby nicht abtreibe...", murmelte der Jüngere mehr zu sich selbst, doch Jimin hatte ihn trotz seiner wilden Herumrennerei gehört. Sofort hielt er in seiner Bewegung inne und starrte Taehyung fassungslos an.

„Was?! Jungkook hat dir gesagt, dass er schlussmacht, wenn du das Baby nicht abtreibst?!", rief er entsetzt. Taehyung sah verlegen zu Boden und biss sich unwohl auf seiner Unterlippe herum.

„Naja... so hat er es nicht gesagt... aber ich bin mir sicher, dass er es sich anders überlegt, wenn das Baby erst mal da ist... Weißt du, Jungkook ist einfach nicht der Typ für ein Baby. Er... er ist einfach noch nicht so weit", seufzte Taehyung und blinzelte seine aufkommenden Tränen weg, bevor er unsicher wieder zu Jimin aufsah. Dieser hatte ihm regungslos zugehört und musste das Gesagte erst mal verarbeiten, bevor er dann energisch den Kopf schüttelte und ein gestresstes Seufzen hören ließ.

„Taehyung...", Jimin kam auf den Braunschopf zu und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Jungkook wird ein toller Vater. Und auch wenn er nicht alles perfekt machen wird – wer kann das schon? – er wird das Baby und dich immer lieben."

Jimins Stimme war sanft und seine Umarmung tat so gut. Taehyung fühlte sich sicher und verstanden, sodass er einfach nicht mehr gegen seine Tränen ankämpfen konnte und wollte und sie einfach aus seinen Augen kullerten.

„J-jimin...", schluchzte er und krallte sich in das Shirt seines Hyungs, während er seinen Kopf an dessen Schulter vergrub.

„I-ich kann das nicht... a-alleine", schniefte er weiter und klammerte sich noch verzweifelter an seinen besten Freund.

„Aber du bist doch nicht allein...", versuchte Jimin ihn zu beruhigen und strich sanft über Taehyungs bebenden Rücken. Dieser löste seinen Kopf von Jimins Schulter und sah ihn aus tränennassen Augen an.

„Ich meine nicht Jungkook... Ich meine dich...", schniefte er.

Jimin weitete überrascht die Augen.

„Mich?"

Taehyung nickte schniefend und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen.

„Du lässt mich das ganz alleine durchstehen...", murmelte er, wohl wissend, dass er seinen Freund grade zu Unrecht beschuldigte, da es immer noch dessen eigene Entscheidung war, ob er abtrieb oder nicht.

Jimin schluckte. Er fühlte sich mies, dass er der Grund war, wieso es Taehyung jetzt so schlecht ging. Aber was sollte er machen? Er hatte absolut keine Lust darauf schwanger zu sein und wenn er daran dachte, dass er ja noch nicht mal einen Vater für das Baby hatte, zog sich sein Herz so schmerzlich zusammen, dass er es fast nicht aushielt.

Er hätte Taehyung anschreien sollen, ihn fragen, was er sich in sein Leben einzumischen hatte, aber er konnte nicht, zu überfordert war er von seinen aufkommenden Gedanken und Gefühlen, die so viel mehr weh taten als seine Wut.

Und so schwieg er einfach und strich Taehyung, der sich wieder an seine Schulter gekuschelt hatte, übers Haar.

„Was muss ich tun, damit du dein Baby auch behältst?", hörte er den Jüngeren leise gegen seine Schulter murmeln und er konnte nicht verhindern, dass ihm jetzt ebenfalls eine vereinzelte Träne über die Wange lief.

Wieso musste das Leben so kompliziert sein? Wieso sehnte sich sein dummes Herz nach etwas, dass es niemals haben konnte? Wieso konnte er nicht einfach damit abschließen? Es tat so weh...

Jetzt klammerte er sich ebenfalls an Taehyung und vergrub den Kopf an dessen Schulter.

Er konnte dieses Baby nicht behalten. Es würde ihn immer an sein gebrochenes Herz erinnern und das würde er nicht aushalten.

„Bring den Vater dazu mich zu lieben und ich überlegs mir...", hauchte er so leise, dass die Worte beinah in seinem Mund erstickten, bevor sie überhaupt seine Lippen verlassen konnten. Er hoffte Taehyung hatte sie nicht gehört. Er wollte diese Worte gar nicht sagen. Er wusste doch, dass es vorbei war. Er kam sich so dumm vor. So verzweifelt. Er durfte sich keine Hoffnungen machen. Das war nicht gut für sein Herz.

Taehyung drückte sich fester an ihn und schwieg. Sie standen einfach so da, Arm in Arm und weinten leise vor sich hin, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.

Sie wussten nicht wie viel Zeit vergangen war, bis auf einmal Jimins Tür geöffnet wurde und Namjoon mit einem Schwall von kalter Luft ins Zimmer kam. Er blieb überrascht stehen, als er die zwei so fest umschlungen sah und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Äh... stör ich?", fragte der Leader verwirrt und die beiden Jüngeren lösten verlegen lachend ihre Umarmung und strichen sich jeweils die Tränen von den Wangen.

„Nein... schon okay", murmelte Jimin heiser, seine Stimme noch nicht ganz stabil. „Was gibt's?"

„Geht es um Jungkook?", wollte der Jüngere neben ihm wissen, ebenfalls mit brüchiger Stimme.

Der Jüngste hatte eine gehörige Standpauke bekommen, was ihm einfalle, ohne Erlaubnis und ohne Bescheid zu sagen, irgendwo hinzufliegen. Dass er, doch wenigstens hätte mit unauffälligeren Verkehrsmitteln reisen können und generell nicht einfach so mitten in den Proben und Aufnahmen für ihr neues Album einen Urlaubstag einlegen konnte.

„Äh nein. Der ist noch Trainieren", meinte der Leader und sah Taehyung mitleidig an, der nur seufzend den Kopf hängen ließ. Taehyung fühlte sich dafür verantwortlich, dass Jungkook jetzt Überstunden machte.

„Ich wollte eigentlich fragen, wie es euch geht und ob ihr denkt, bald wieder mitarbeiten zu können. Wir brauchen eure Stimmen", lächelte der Leader verlegen.

Taehyung biss sich verlegen auf die Unterlippe, während Jimin schwer schluckte.

„Singen müsste gehen...", murmelte Taehyung leise.

Namjoon strahlte.

„Perfekt!" Er verabschiedete sich dankbar von den zweien und überließ sie wieder sich selbst. 

It's okay to be gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt