Alles wird gut?

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„Jungkook-ssi, was machst du hier so früh morgens?", Taehyungs kleine Schwester stand frisch geduscht in der Tür und sah verwirrt zu ihm auf.

„Ist Taehyung hier?", entgegnete der Ältere selbsterklärend und auf der Stirn des Mädchens bildeten sich nachdenkliche Falten.

„Habt ihr euch gestritten?", wollte sie skeptisch wissen, doch Jungkook hatte nicht die Kraft ihr irgendwas zu erklären, weshalb er sie einfach beiseite schob und an ihr vorbei ins Innere des Hauses trat.

„Ist er in seinem Zimmer?", fragte er noch, wobei er ohnehin schon auf dem Weg dorthin war.

„Ja, er schläft denke ich noch...", hörte er Eunjun noch verwirrt antworten, als er schon die Treppe nach oben erklomm.

Ohne anzuklopfen, riss er die Tür zum Zimmer seines Freundes auf und blieb etwas außer Atem stehen, als er Tae ziemlich wach, auf seinem Bett sitzen sah. Sobald sich ihre Augen trafen, wusste Jungkook nicht mehr was er sagen sollte. Sein Hirn war wie leergefegt.

Er wusste, dass er an der Reihe war etwas zu sagen, aber er wusste nicht wie, geschweige denn was er sagen sollte. Seine Finger krallten sich verkrampft in das Holz der Tür und als sich Taehyungs Blick enttäuscht von ihm abwandte, konnte er nicht anders, als verzweifelt zu ihm zu stürzen und vor ihm niederzuknien. Er wollte keine Enttäuschung für seine große Liebe sein.

„Tae...", entwich es ihm keuchend und er legte die Hände auf Taehyungs Knie, der seine Füße aus dem Bett hängen ließ. Der Ältere verkrampfte sich leicht und presste die Lippen aufeinander, sagte aber kein Wort. Jungkook konnte Taehyungs Gesicht nicht sehen, da er seinen Blick starr auf seinen Schoß gerichtet hatte und ihm dabei seine langen braunen Locken über die Stirn fielen. Aber er konnte die Tränen spüren, die von Taehyungs Wangen auf seine Hände tropften, die er immer noch auf seinem Schoß liegen hatte.

Schockiert hob er Taehyungs Kinn an und zwang ihn somit in seine Augen zu sehen. Noch nie hatte ihn ein Blick so sehr verletzt wie dieser. Taehyung sah so gebrochen aus. Zutiefst verletzt. Sein Blick ging glasig durch Jungkook durch und einfach alles daran tat Jungkook so weh, dass er selbst ebenfalls anfing zu weinen. Es war seine Schuld, dass sich seine große Liebe so fühlte.

„Taehyung... ich liebe dich", verzweifelt griff er nach Taehyungs Hand und drückte sie leicht, während er mit der anderen immer wieder die Tränen von Taehyungs Wange strich, die unaufhörlich aus seinen Augen traten. Irgendwie musste er zu ihm durchdringen und tatsächlich löste sich Taehyungs glasiger Blick von irgendwo hinter Jungkook und richtete sich jetzt direkt auf diesen.

„Ich bin schwanger...", Taehyungs Stimme war nur ein Hauchen, aber das reichte, damit Jungkook es verstand. Er war unglaublich erleichtert, dass der Ältere jetzt wieder mit ihm sprach und ihn dabei ansah.

„Ich weiß", nickte Jungkook und strich jetzt mit beiden Händen unter seinen Wangen entlang, während sich ein erleichtertes Lächeln auf seinen Lippen bildete.

„Ich weiß", wiederholte er sich lächelnd und beugte sich vor, um Taehyungs Lippen zu küssen, während er seinen Kopf zwischen seinen Händen hielt, damit der Ältere nicht zurückzucken konnte. Doch dieser war sowieso zu überrascht von Jungkooks Reaktion, als dass er sich überhaupt bewegen konnte, also ließ er sich das Salz von den Lippen küssen und schloss die Augen, als Jungkook seine Stirn gegen Taehyungs lehnte und mit dem Daumen immer wieder über seine Wangen strich.

Jungkook hatte die Augen auch geschlossen und für eine Weile verweilten sie in dieser Position. Jungkook auf dem Boden zwischen Taehyungs Beinen knieend und Taehyung auf dem Bett, während ihr leises Schniefen langsam abklang.

Als sich beide beruhigt hatten löste sich Jungkook wieder von dem Älteren und sie sahen sich lange einfach nur stumm an, um sich kraft zu geben.

„Was machen wir denn jetzt?", brach Taehyung das Schweigen und obwohl seine Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern war, durchschnitt sie das Zimmer, wie eine eiserne Klinge. Er war so verzweifelt wie noch nie. Wenn Jungkook ihn nicht unterstützen würde, wusste er nicht, ob er das durchziehen konnte.

Auf Jungkooks Armen bildete sich bei Taehyungs Worten eine Gänsehaut und er musste schwer schlucken, ehe er zu einer Antwort ansetzte, wobei ihn sein Freund so hoffnungslos abwartend ansah, dass ihm beinah schon wieder die Tränen gekommen wären.

„Wir schaffen das...", murmelte er dann mehr zu sich selbst, als zu Taehyung, aber das reichte diesem, um ihm strahlend um den Hals zu fallen, sodass sie beide rittlings auf den Boden kippten.

Das war alles, was Taehyung sich von seinem Freund gewünscht hatte. Nur diese drei Worte. Nur die Versicherung, dass er ihn unterstützen würde.

Völlig überschwänglich begann er damit Jungkooks Gesicht abzuküssen und durch seine langen Haare zu streicheln. Er wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Nie wieder.

Jungkook schien es ähnlich zu gehen, denn er legte seine starken Arme um Taehyungs Torso und drückte ihn somit näher an sich. Der Ältere kuschelte sich freudestrahlend an seine breite Brust und atmete tief seinen Duft ein.

Mehr brauchte er nicht, um glücklich zu sein. 

It's okay to be gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt