„Ich bring dich ins Krankenhaus!", panisch griff Jungkook unter Taehyungs Rücken und Beine, um ihn anzuheben und ihn hektisch zum Auto zu tragen.
Jungkook war noch nie so schnell gerannt. Sein Herz pumpte das Blut in seinen Venen mit Höchstleistung durch seinen Körper. Seine Arme, die Taehyung hielten, zitterten, wurden fast Taub vor Anspannung. Doch er dachte nicht eine Sekunde daran, langsamer zu rennen. Viel zu groß war seine Angst um Taehyung.
Als sie die Tiefgarage erreichten zitterten seine Beine so stark, als hätte er gerade ein dreistündiges Konzert hinter sich. Umständlich und mit einer Hand riss er die Autotür zu seinem Van auf und setzte Taehyung keuchend auf den Beifahrersitz.
Ihre panischen Blicke streiften sich für einen Moment und Jungkook überzog ein eiskalter Schauer. Da war keine Hoffnung mehr in Taehyungs Augen. Als hätte er das Baby schon verloren...
Jungkook wollte das nicht wahrhaben! Das durfte nicht passieren!
Wie ein gestörter fuhr er durch Seouls Straßen Richtung Krankenhaus.
Sie sprachen kein Wort während der gesamten Fahrt, doch es lag dieser unausgesprochene Schmerz zwischen ihnen, der die Luft um sie herum unglaublich schwer machte. Wie Smog über einer industriell verseuchten Stadt.
Die Anspannung wurde noch schlimmer, als sie am Krankenhaus ankamen und Jungkook mit Taehyung in die Notaufnahme rannte. Der Ältere wurde sofort auf eine Liege gelegt und Jungkook konnte nur noch dabei zusehen, wie seine große Liebe in ein Behandlungszimmer gefahren wurde.
Die Minuten, in denen er nichts wissend vor der verschlossenen Tür stehen musste, waren reinste Folter für den Schwarzhaarigen. Die Zeit zog sich ins unermessliche und die Unwissenheit über Taehyungs Zustand und den Zustand des Babys machten ihn völlig fertig.
Als sich die Tür zum Behandlungszimmer endlich öffnete schnellte sein Kopf sofort zu der jungen Krankenschwester, die ihm aufmunternd zulächelte.
„Sie dürfen rein", das Lächeln, das sie ihm zuwarf, nahm Jungkook gar nicht war. Blitzschnell war er an ihr vorbei in den Raum gestürmt. Seine Augen suchten sofort nach Taehyung, der auf einer Liege lag. Neben dieser standen ein paar Geräte, doch denen schenkte Jungkook keine weitere Beachtung. Sein Blick war einzig und allein auf Taehyung fixiert, der ihm ein schüchternes Lächeln zuwarf.
„Sie dürfen gerne näherkommen", verwirrt löste Jungkook seinen Blick von Taehyung zu der Stimme, die er gerade vernommen hatte. Erst jetzt bemerkte er den Arzt, der neben Taehyungs Bett stand und mit einem Gerät auf Taehyungs nacktem Bauch herumfuhr. Jungkook verstand noch nicht ganz was hier vor sich ging, viel zu viel Adrenalin strömte noch durch seinen Körper und er bewegte sich keinen Zentimeter von der Tür weg, hinter der er gerade stehen geblieben war.
Ging es Taehyung und dem Baby gut?
Seine unausgesprochene Frage wurde noch im selben Moment von Taehyung beantwortet.
„Es hatte nur Schluckauf", murmelte Taehyung lächelnd und Jungkook sah wieder zu ihm. Erst langsam tröpfelte die Information zu seinem Gehirn durch. Dem Baby ging es gut. Taehyung ging es gut.
„Wenn sie näherkommen, können Sie es sehen", lächelte der Arzt und drehte den Bildschirm, der schräg über Taehyungs Bett hing näher in Jungkooks Richtung.
Schüchtern und aufgeregt setzte sich Jungkook langsam in Bewegung, bis er an Taehyungs Bett angekommen war. Er sah unsicher zu Taehyung, der ihm bestätigend zulächelte und betrachtete dann den Bildschirm, den der Arzt gerade zu ihm gedreht hatte.
„Das ist ihr Baby", erklärte der Arzt und fuhr währenddessen weiter auf Taehyungs Bauch herum, um das Baby von jeder Seite aus zu zeigen.
Jungkook starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Tatsächlich konnte man schon gut erkennen, dass es sich um ein Baby handelte. Man sah den Kopf, den Körper, die Arme und sogar die kleinen Finger. Es war absolut faszinierend.
Jungkook kamen beinah die Tränen. Das war sein Baby. Taehyungs und sein Baby.
Es war wundervoll.
Völlig überwältigt sah er wieder zu Taehyung, der ihm zulächelte und ihre Hände miteinander verschränkte. Jungkook drückte Taehyungs Hand bestätigend und sah wieder voller Faszination zum Bildschirm.
„Taehyung ist jetzt in der zehnten Schwangerschaftswoche", erklärte der Arzt weiter und betrachtete die werdenden Eltern, die beide vor Erleichterung und Freude den Tränen nahe waren, gerührt.
„Es kann immer mal wieder dazu kommen, dass der Embryo Schluckauf bekommt, das ist aber nicht weiter schlimm, fühlt sich nur ein bisschen ungewöhnlich an. Das ist aber völlig normal und kein Grund zur Sorge. Das Risiko einer Fehlgeburt nimmt jetzt ebenfalls immer weiter ab. Trotzdem sollten Sie unnötigen Stress vermeiden", lächelte er wieder.
Jungkook nahm zwar wahr was der Arzt sagte, konnte seinen Blick aber nicht vom Bildschirm lösen. Das war wirklich sein Baby, das dort in einer undefinierbaren Matrix vor sich hinschwamm. Und es war jetzt schon wunderschön.
Niemals würde er zulassen, dass Taehyung dieses Wunder abtreiben ließ. Doch als er in Taehyungs Augen gesehen hatte, wusste er, dass es auch gar nicht nötig sein würde, den Älteren davon abzuhalten.
Er wusste, dass Taehyung das Baby genauso sehr liebte, wie er.
DU LIEST GERADE
It's okay to be gay
FanfikceWas passiert, wenn man im konservativen Südkorea wohnt, teil der größten Boyband der Welt ist, in einer homosexuellen Beziehung steckt und noch dazu schwanger ist? Genau so sieht nämlich gerade die Welt von Kim Taehyung aus, die durch die Diagnose...