18. Türchen - Uinonah

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Triggerwarnung: Tod einer geliebten Person, Trauer

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Ein Lächeln zur Weihnacht

Ein schriller Piepton zog sich beständig durch den Raum. Kurze Zeit später wurde die weiße Tür geöffnet und mehrere Krankenschwestern hasteten hinein. Sie hätten auch viel langsamer gehen können, denn sie kamen ohnehin zu spät. Der junge Mann in dem Krankenbett, angeschlossen an Schläuche und Maschinen, hatte seinen letzten Atemzug bereits getan. Er würde nicht mehr zurückkommen.

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Seufzend saß Jeongguk auf dem kleinen Sessel in Namjoons Wohnzimmer. Er musste seine Beine regelrecht zusammenfalten, um darauf zu passen, doch er blieb lieber hier, als es sich auf der großen Couch bequem zu machen. Es erweckte ein unbestimmtes Gefühl von Verrat in ihm, auch nur darüber nachzudenken. Die purpurrote Couch war Namjoons Platz. Und der seiner Kinder.

Warme Tränen liefen über Jeongguks gerötete Wangen. Er hielt sie nicht mehr auf. Das hatte er schon vor vielen Monaten aufgegeben. Er hatte einfach keine Kraft mehr dafür. Die Sorgen, die er zu jeder Tages- und Nachtzeit um seinen Freund hatte, hatten jegliche Energie aus seinem eigentlich gesunden, sportlichen Körper gezogen.

Die erdrückende Stille des kleinen Hauses ließ sich ein weiteres Mal auf Jeongguks Schultern nieder, ungeachtet dass der junge Mann nun schon seit Wochen kurz vorm Zusammenbrechen stand.

Dunkelheit umgab ihn und nahm ihm die Luft zum Atmen. In all den anderen Fenstern der umliegenden Häuser funkelte den Vorbeigehenden warmes Weihnachtslicht entgegen.

Doch wie sollte man Weihnachten feiern, wenn die wichtigste Person im Leben mit dem Tod kämpfte?

Wie sollte man sich auf ein Fest freuen, zu dem der Vater der Familie nicht kommen konnte, weil er im Krankenhaus lag?

Wie sollte man glücklich sein, wenn du die Person, die dich einst rettete, nicht auch retten kannst? Wenn es einfach nicht möglich ist?

Das Klingeln seines Handys ließ Jeongguk aus seiner Starre erwachen. Es dauerte einige Augenblicke, bevor er aufstehen und es von dem niedrigen Couchtisch nehmen konnte. Auf dem Bildschirm blendete ihn eine ihm unbekannte Nummer. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm er den Anruf entgegen.

„Jeon Jeongguk", meldete er sich mit rauer Stimme.

Eine Frauenstimme, die er noch nie gehört hatte, antwortete ihm. Sie sagte etwas von einem Krankenhaus und von Namjoon. Jeongguk konnte nicht alles verstehen, erst als er aufgelegt hatte, begannen sich die Informationen langsam einen Weg durch seine wirren Gedanken zu bahnen. Und dann kamen sie mit einem Schlag. Ohne Rücksicht, ohne Mitleid.

Namjoon war tot.

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„Hast du mir zugehört, Jeongguk?"

Abwesend nickte er. Namjoon fasste ihn energisch an den Schultern. Jeongguk verstand nicht, warum ihm das so wichtig war.

„Du musst es mir versprechen. Versprichst du es mir, Jeongguk?"

Er wandte sich ab.

„Jeongguk, sieh mich an! Das ist mir wirklich wichtig. Versprich mir, dass du für sie sorgen wirst, solange ich nicht da bin."

Seufzend blickte der Jüngere wieder auf. Und nickte endlich.

„Natürlich werde ich für sie sorgen. Wie könnte ich nicht?", fügte er sich der Forderung. Namjoon würde ohnehin in wenigen Tagen zurückkommen. Daran hatte der Jüngere nicht den kleinsten Zweifel. Also warum sollte er es ihm nicht versprechen?

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