»Er kommt wirklich!«, Evelias Stimme glich einem vergnügten Quietschen. Ihre Wangen waren gerötet vor Aufregung. »Ich kann es immer noch nicht fassen!«
»Jetzt bleib mal am Boden«, sagte Zara. Doch auch sie lächelte verzagt.
»Du musst unbedingt in meiner Nähe bleiben, sonst werde ich verrückt«, plapperte Evelia weiter und drückte Zaras Arm. »Wie sehe ich aus?«
»Umwerfend!«
»Gut!«, sagte Evelia und betrachtete sich zufrieden im Spiegel.
»Gehen wir noch mal unseren Plan durch. Fabio wird ungefähr um zwanzig nach sieben eintreffen. Gegessen wird um acht. Bis dahin werde ich mit ihm in den Garten gehen«, sie grinste.
»Was machst du, wenn er sich trotz alldem nicht für dich interessiert?«
»Ach Zara, sei nicht so pessimistisch! Außerdem will ich ihn ja nicht direkt heiraten, ich will einfach nur einen schönen, spannenden Abend verbringen!«
»Okay, okay. Und was ist jetzt meine Rolle in deinem Plan?«
»Mein Vater würde mich niemals alleine mit Fabio lassen. Er ist ihm gegenüber immer noch skeptisch. Deswegen sollst du mitkommen. Aber du suchst dir nach kurzer Zeit irgendeinen Vorwand, zu verschwinden, um uns beide allein zu lassen.«
»Wo soll ich hingehen?«
»Hm. Geh doch zum Gartenhäuschen. Ich werde dann mit Fabio den anderen Weg nehmen. Wir treffen uns dann wieder um fünf vor acht vor dem Brunnen, damit wir gemeinsam zum Essen erscheinen können.«
»Alles klar!«***
Fabio war sich nicht mehr so sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, die Einladung zum Essen anzunehmen. Eingeschüchtert stand er in seinem zu kleinen Anzug vor dem großen Haus der Ruiz’. Entspann dich, Junge, ermahnte er sich. Schließlich war man nicht jeden Tag bei so Reichen zu Gast und sollte dies genießen. Zumal er endlich etwas Ablenkung von Máximas letzten Anruf brauchte. Er hatte die Trennung immer noch nicht verarbeitet.
Fabio verdrängte den Gedanken und drückte den Klingelknopf. Kurze Zeit später wurde ihm die Tür von einem Mann in einem Anzug geöffnet.
»Señor Pérez?«
Fabio nickte.
»Kommen Sie herein. Die Herrschaften erwarten Sie bereits.«
Fabio wischte sich nervös die schwitzigen Hände an der Hosentasche ab und atmete noch einmal tief durch. Dann folgte er dem Diener in den Salon.
»Señor Pérez! Welche Freude, Sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen!«
Señor Ruiz machte einen Schritt auf ihn zu.
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Señor!«, antwortete Fabio höflich. Señorita Ruiz und ihre Freundin saßen vor dem großen Kamin und blickten ihn neugierig an. Fabio nickte ihnen kurz zu. Señor Ruiz lächelte ihm zu.
»Das Essen wird in einer halben Stunde aufgetischt werden. Vielleicht kann Ihnen meine Tochter in dieser Zeit den Garten zeigen.«
»Das wäre sehr nett.«
Señor Ruiz machte eine Handbewegung, und die beiden Mädchen erhoben sich.
Gemeinsam traten sie hinaus in die kühle Abendluft. Fabio atmete tief ein. Der Weg durch den Garten, oder Park, wie man es schon fast nennen konnte, war von ein paar Laternen beleuchtet. Blumenbeete waren säuberlich zu den Seiten angelegt, und alles wurde von einigen großen Bäumen beschattet.
»Es ist sehr kühl. Ich werde mir etwas zum Anziehen holen!«, sagte Zara plötzlich.
»Gut. Wir werden zur Laube gehen und dort auf dich warten!«, sagte Evelia. Zara nickte, drehte sich um und lief wieder auf das Haus zu. Fabio und Evelia liefen schweigend weiter.
»Ihr habt einen schönen Garten, Señorita Ruiz«, sagte Fabio, um die peinliche Stille zu überwinden. Evelia lachte kurz auf.
»Ach, lassen wir doch dieses Formelle! Ich bin Evelia.«
»Fabio«, sagte Fabio langsam. Sie kamen an der Laube an. Evelia setzte sich hin und rückte etwas an die Seite, sodass Fabio sich neben ihr Platz hatte. Fabio drückte sich in die Ecke, das Ganze war ihm etwas unangenehm.
»Es tut mir wirklich Leid, dass ich dich in Unannehmlichkeiten gebracht habe. Ich hätte doch wissen müssen, dass du mich nie beleidigen würdest.«
Er konnte ihr Parfüm riechen. Wie eine Blumenwiese roch sie.
»Stimmt, eigentlich nicht meine Art.«
Evelia lachte ein glockenhelles Lachen. Das Mondlicht schien auf ihre Haare und lies sie golden Schimmern. Ja, hübsch war sie, diese Evelia Ruiz Jiménez.
»Mir ist kalt«, sagte sie plötzlich schauernd und rückte etwas näher an ihn.
»Willst du dir auch eine Jacke holen?«, fragte Fabio zerstreut. Der Blumenduft überwältigte ihn.
»Nein, es ist schon okay so«, sagte Evelia und drehte ihr Gesicht zu ihm. Sie war ihm jetzt so nah, dass er ihre Wimpern hätte zählen können, wenn er es denn gewollt hätte.
»Ich bin noch nie wie einem Mann wie dir begnetet, Fabio Pérez Diaz!«, flüsterte sie. Plötzlich gab sie ihm einen schnellen Kuss auf den Mund. Fabio erwiderte ihn hungrig, er packte alle Emotionen des vergangenen Tages in ihn hinein. Er hielt Evelias warmen Körper fest umschlungen, spürte ihre Brüste auf seiner Brust beben, und küsste sie mit aller Leidenschaft, die er nur aufbringen konnte. Wenn sie wüsste, dass er dabei eigentlich an jemand anderes dachte...
Erschöpft gingen die beiden auseinander. Evelia strich sich einige Strähnen aus dem glühendem Gesicht. In Fabios Hinterkopf schlich sich ein Gedanke ein, dass er vielleicht zu weit gegangen war. Aber als Evelia ihn anlächelte, verdrängte er den Gedanken wieder. Die Geschichte mit Máxima war vorbei, wieso sollte er nicht seinen Spaß haben. Plötzlich sprang Evelia auf.
»Verdammt, wir müssen zum Brunnen! Zara wartet dort!«
Fabio stand auf, verwirrt von dem überraschenden Sinneswandel.
»Was ist, kommst du?«
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Máxima y Fabio
RomanceZwei kleine Menschen. Eine große Liebe. »Was ist?« »Ach, nichts. Mir ist nur gerade ein verrückter Gedanke gekommen.« »Erzähl!« »Nun ja... Ich stellte mir vor, du würdest ein Phantombild von deinem Traummann erstellen und nach ihm suchen lassen.«