Kapitel 5

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In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und die beiden Mädchen kamen wieder herein. Voran schritt Señora Ruiz, das junge Mädchen mit den wilden dunkelblonden Locken. Unter normalen Umständen hätte Fabio sie vielleicht interessant gefunden, früher vielleicht, als er Máxima noch nicht kannte. Máxima.
»Kann ich mal telefonieren?«
Señor Ruiz runzelte die Stirn. Carlos Sanchez zuckte mit den Schultern.
»Das Telefon steht dort drüben.«
Fabio wollte gerade aufstehen, als Señora Ruiz, Evelia oder wie sie hieß, fragte:
»Wen wollen Sie denn anrufen?«
»Meine Freundin. Sie wird sich wundern, wo ich bin.«
Evelia tauschte einen Blick mit dem anderen Mädchen aus. Zara.
»Wie heißt Ihre Freundin?«
Fabio sah sich unsicher um.
»Wieso interessiert Sie das überhaupt?«
»Nicht frech werden!«
Fabio setzte sich wieder hin.
»Sollten wir zuvor nicht die Angelegenheit klären?«, fragte Carlos Sanchez.
Als keiner etwas sagte, fuhr er fort:
»Fabio Pérez Díaz, Sie werden beschuldigt, Señora Evelia Ruiz Jiménez vorgestern um achtezehn Uhr auf der Straße bedrängt zu haben.«
»Aber das habe ich nicht!«
»Haben Sie ein Alibi?«
Fabio dachte fieberhaft nach.
»Ich war mit meiner Freundin zusammen. Sie können sie befragen, sie kann Ihnen das bestätigen.«
Carlos Sanchez beugte sich vor.
»Wie ist der Name ihrer Freundin?«
»Máxima Maria Hernández Garcia.«
Señor Sanchez notierte den Namen.
»Was werden Sie jetzt tun?«
Fabio rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin- und her.
»Ich werde Señorita Hernández anrufen und aufs Revier bestellen.«

***

»Señorita Hernández?«
Máxima schaute von überrascht auf. Ihr Vorgesetzter, Señor Cambonero, hielt seine Hand vor die Muschel des Telefons.
»Telefon. Die Polizei.«
Sein Blick sprach Bände. Máxima wurde rot und sprang hastig auf. Was hatte das zu bedeuten?
»Hallo?«, hauchte sie in den Hörer.
»Hier spricht Carlos Sanchez. Wir bitten Sie, zur Wache zu kommen, um eine Aussage zu machen. Es betrifft ihren Freund, Fabio Pérez.«
»Wann soll ich kommen?« Máximas Stimme war nur noch ein Flüstern.
»Sofort, wenn es Ihnen möglich ist.«
Máxima nickte. Etwas schnürrte ihr den Hals zu. Oh Fabio, was hast du nur gemacht?
»Señorita Hernández?«
»Ich komme.«

***

»Máxima!« Fabio sprang erleichtert auf. Evelia drehte sich um. In der Tür stand eine junge Frau. Ihre Wangen waren gerötet, anscheinend hatte sie sich beeilt. Verlegen strich sie sich eine Strähne ihres langen schwarzen Haares hinter das Ohr. Evelia verzog ihr Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Das war Fabios Freundin? Sie hatte ihm mehr Klasse zugetraut. Diese Máxima sah absolut durchschnittlich aus. Wie sie schon da stand, mit ihrer billigen Plastiksonnenbrille
Fabio umarmte Maxima innig. Sie wirkte noch immer unwohl.
»Was ist los, mi princesa?«
»Das sollte ich dich fragen!«
Máxima löste sich aus der Umarmung.
»Bitte setzten Sie sich doch, Señorita Hernández!« Carlos Sanchez nickte ihr zu.
Máxima setze sich auf einen der grauen Stühle. Sie wollte kühl wirken, allerdings sah Evelia genau, wie ihre Hand zitterte. Fabio bemerkte es auch, er nahm sie und drückte sie. Evelia schnaubte leise. 
»Ihr Freund, Fabio Pérez Díaz, wird beschuldigt, vorgestern diese Dame, Señorita Evelia Ruiz Jiménez, beleidigt zu haben. Er behauptet, zur Tatzeit mit Ihnen zusammen gewesen zu sein. Können Sie dies bestätigen?«
»Ja. Ich war den ganzen Tag mit ihm zusammen«, sagte Máxima. Fabio lächelte sie an. Er hatte so ein Zahnpastalächeln.
Carlos Sanchez blickte Señor Ruiz an, dieser wiederum seine Tochter. Evelia räusperte sich.
»Ich hätte schwören können, dass es dieser Mann war... vielleicht haben Sie einen Doppelgänger, Señor Pérez!« Sie lachte. Alle anderen starrten sie an. Besonders Máxima, diese blöde Kuh. Evelia holte tief Luft.
»Es tut mir wirklich leid, falls ich Sie in Schwierigkeiten gebracht habe, Señor Pérez. Das war nie meine Absicht.«
»Ist schon in Ordnung.« Fabio schenkte ihr ein kleines Lächeln.
»Gibt es irgendetwas, womit ich es wieder gut machen kann?«, fragte Señor Ruiz. Es schien ihm selbst sehr peinlich zu sein. Wenn das ans Licht kam... keine guten Schlagzeilen.
Fabio schüttelte den Kopf.
»Können wir Señor Pérez als Entschädigung nicht zum Essen einladen, Papa?«, fragte Evelia. Zara machte große Augen. Señor Ruiz rang mit den Händen.
»Gute Idee, mein Schatz.«
Er blickte zu Fabio.
»Würden Sie diese Einladung annehmen, Señor Pérez?«
»Es wäre mir eine Ehre, Señor«, sagte Fabio höflich.

Máxima y FabioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt