Kapitel 2

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Máxima trank einen Schluck Kaffee. Als ihr der Geruch in diese Nase stieg, musste sie unwillkürlich an Fabio denken. Fabio. Sie seufzte. Wenn sie ihn nicht getroffen hätte... Der charmante, witzige Bursche hatte ihr die Lebenslust wiedergegeben. Mit einem Lächeln setzte Máxima sich wieder an ihren Tisch. Sie hatte noch ein paar Mahnungen zu tippen. Noch anderthalb Stunden, dann hatte sie Schluss. Zuerst würde sie zu Fabio an die Werft gehen und ein paar Stunden mit ihm verbringen. Erst am Abend würde sie sich nach Hause schleichen, wo die Trostlosigkeit wohnte. Ihr Vater betrank sich ständig, seitdem er arbeitslos geworden war, und ihre Mutter zog sich immer öfter zurück. Auch ihr Bruder Fernando entwickelte sich mehr und mehr zu einem Macho.
Máxima freute sich schon, wenn Fabio und sie endlich zusammenziehen würden.
Wenn sie heiraten würden. Máxima lächelte. Fabio war süß und zuvorkommend, aber wie sie besaß er kaum Geld. Er ging bei einem Bootsbauer in die Lehre, und wenn er endlich fertig war, ja dann würden sie sich vielleicht eine eigene Wohnung leisten können.
Máxima schwelgte noch eine Zeit lang in ihrer Zukunftsvision, dann widmete sie sich den Mahnungen.

***

»Was ist los, mein Schatz?«, fragte Señor Ruiz erschrocken, als seine einzigste Tochter Evelia ins Zimmer gestürtzt kam. Ihre blauen Augen schwammen in Tränen.
»Oh, Vater, ich kann nie wieder froh sein! Ich werde für immer in Schande leben müssen!«
»Was ist passiert?«
»Soeben war ich mit Zara auf dem Weg zur Bibliothek, da trafen wir einen jungen Mann. Er schien betrunken zu sein, auf jeden Fall beleidigte er mich.«
»Wer war es, der es wagt, meine Tochter zu beleidigen?«
Señor Ruiz drückte Evelia an sich.
»Ich weiß es nicht, Vater! Aber ich werde nie wieder froh sein können, bis sich dieser Mann bei mir persönlich entschuldigt hat!«, schluchzte Evelia.
»Hab keine Sorge, mein Kind! Er wird sich bei dir entschuldigen! Dafür werde ich schon sorgen!«, er lächelte grimmig.

***

»Carlos Sanchez am Apperat, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Hier spricht Hernán, Hernán Ruiz.«
»Ah, Hernán. Wie geht es dir?«
»Gut. Könntest du mir einen Gefallen tun?«
»Aber klar! Du hast mir schließlich schon oft geholfen! Worum geht es denn?«
»Meine Tochter Evelia wurde von einem jungen Mann beleidigt. Kannst du ihn für mich ausfindig machen, damit er sich entschuldigen kann? Meine Tochter beleidigt keiner unbestraft.«
»Hernán... Wegen einer Beleidigung einen solchen Aufwand zu betreiben...«
»Ich erstatte eine Anzeige gegen den Burschen. Es geht um das Prinzip. Ich möchte nicht, dass meine Evelia genau so endet wie ihre Mutter. Sie hat unter solchen Pöbeleien bis zu ihrem Tod sehr gelitten.«
»Nun gut, aber nur, weil du es bist, Hernán!«
»Ich wusste, ich kann auf dich zählen, Carlos! Soll ich die beiden Mädchen direkt aufs Revier schicken, damit man ein Phantombild anfertigen kann?«

***

»Oh, Zara, das ist alles so aufrgegend!«
Evelia klatschte in die Hände. Ihre Wangen waren vor Freunde gerötet. Die beiden Mädchen saßen in dem schwarzen Wagen Evelias Vaters und wurden zur Polizeiwache gefahren.
»Ich weiß nicht. Vielleicht gehen wir doch zu weit!«
»Ach Zara, sei nicht so eine Spaßbremse! Das wird total lustig!«
Zara lächelte zaghaft.
»Wenn du meinst...«
Der Wagen hielt vor einem großen grauen Betonbau. Ihr Chauffeur stieg aus und hielt ihnen die Tür auf.
Ein Mann in einem schwarzen Anzug kam die Treppen heruntergeeilt.
»Es freut mich, euch zu sehen. Mein Name ist Carlos Sanchez.«
»Sehr erfreut. Ich erinnere mich.«
Evelia schüttelte ihm die Hand.
»Am besten kommt ihr beiden direkt mit ins Büro. Ein Kollege wird die Formalitäten aufnehmen.«

»Bitte nehmt Platz. Möchtet ihr vielleicht etwas trinken.«
»Nein, danke!«, sagte Evelia und setzte sich auf einen der grauen Stühle. Zara tat es ihr gleich. Ein Mann setzte sich an den Schreibtisch. Kurz säuberte er die Gläser seiner Brille, setzte sie auf und blickte sie an.
»Zuerst benötige ich eure Namen.«
»Evelia Ruiz Jiménez.«
Der Mann notierte den Namen und sah wieder auf.
»Zara Cristina Ramírez Martín.«
»Gut. Kommen wir nun zu dem Phantombild.«
Er drehte den Bildschirm seines PCs zu ihnen.
»Fangen wir an. Größe?«
Evelia und Zara sahen sich an.
»1,80m.«
»Statur?«
»Sportlich, durchtrainiert.«
»Haare?«
»Schwarz. Nein, nicht so kurz... Stopp, so. Genau. Braune Augen. Seine Hautfarbe ...hm...«
»Bronzefarben«, warf Zara ein.
Evelia räusperte sich, um ihr Kichern zu verbergen. So viel Spaß hatte sie schon lange nicht mehr gehabt!«

Und, was glaubt ihr, wer kommt bei der Suche heraus? :D Und wie würde euer Traummann aussehen, wenn ihr ein Phantombild anfertigen würdet?

Máxima y FabioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt