Als Máxima am Freitagabend ins Restaurant kam, herrschte dort helle Aufregung. Kaum hatte sie ihre Tasche abgelegt, stürzte auch schon Emilia auf sie zu.
»Sebastián hat sich das Bein gebrochen?«
Sebastián war einer der Kellner.
»Das tut mir leid. Der arme!«, sagte Maxima, während sie sich ihre Schürze umband.
»Isabelle hat heute ihren freien Tag, und Luis ist krank.«
In Máximas Kopf ratterte es. Drei fehlende Kellner an einem Freitagabend...
»Wir brauchen Ersatz!« Hektisch schaute sich Emilia in der Küche um. Ihr Blick blieb an Máxima hängen.
»Máxima, kannst du kellnern? Die andern benötigen wir dringend in der Küche!«
»Ich habe das noch nie gemacht«, stotterte Máxima.
»Dann wirst du es lernen«, Emilia schob Máxima in Richung Toilette.
»Raus aus der Schürze und rein in dieses Kleid!« Emilia gab ihr ein Bündel Klamotten.
»Beeil dich! Heute ist viel los!«
Máxima blieb mit offenem Mund stehen. Dann schloss sie die Tür hinter sich ab und begann, sich aus ihren Klamotten zu schälen.
***
»Wo gehen wir denn hin?«, fragte Evelia ungeduldig.
»Immer mit der Ruhe«, grinste Fabio.
»Wir laufen jetzt schon seit Ewigkeiten durch die Straßen! So langsam weiß ich gar nicht mehr, wo wir sind!«
»Gleich wirst du es sehen!«, sagte Fabio. »Nur noch ein paar Meter!«
Die Seitengasse mündete auf einen großen Platz. Evelia riss den Mund auf.
»La Mariposa! Gehen wir etwa essen?«
»Ganz genau.«
Evelia viel ihm um den Hals. »Wie schön! Gibt es denn einen besonderen Anlass? Habe ich deinen Geburtstag vergessen?«
Fabio lachte. »Nein, eigentlich nicht.«
In seiner Tasche klimperte die Schatulle mit dem Ring, und wartete nur darauf, ausgepackt zu werden.
»Guten Abend, die Herrschaften!«, sagte ein Ober und verbeugte sich vor den beiden. »Ich habe einen Tisch auf den Namen Pérez bestellt«, sagte Fabio und fuhr sich durchs Haar. Der Ober nickte.
»Dort drüben, Señor! Darf ich sie zu ihren Plätzen geleiten?«
Fabio und Evelia bedankten sich höflich, und der Ober führte sie an einen kleinen Tisch vor dem Fenster. Evelia legte ihre Tasche ab und sah sich um.
»Sehr schön hier. Romantisch.«
»Darf ich?«, Fabio zog den Stuhl nach hinten und ließ Evelia Platz nehmen. Dann setzte er sich selbst hin. Nervös schaute er sich um. Er war noch nie in so einem noblen Restaurant essen gewesen und kam sich unter den ganzen reichen Leuten fehl am Platz vor.
Evelia hatte sich in der Zwischenzeit eine Speisekarte genommen und studierte die Gerichte.
»Hast du schon etwas gefunden, Schatz?«, fragte Fabio. Hoffentlich nicht so etwas teures, dachte Fabio. Zum hundertsten Mal schaute er nach, ob er sein Portemonnaie auch wirklich mitgenommen hatte. Fast sein ganzes gesparrtes Geld war dort drin.
»Ich glaube, ich nehme Causa a la Limeña«, sagte Evelia. »Und du?«
»Ich nehme einfach nur Locro«, sagte Fabio und kratzte sich an der Schläfe.»Herr Ober?«
»Ja, Señor?«
»Wir hätten gerne Causa a la Limeña und Locro. Und eine Flasche Rotwein dazu.«
»Möchten Sie keine Vorspeise? Wir hätten ein paar exzellente Suppen!«
»Nein, danke«, sagte Fabio. Der Ober nickte höflich, notierte die gesagten Speisen und entfernte sich.
»Was ist, warum bist du so nervös?«, fragte Evelia.
»Ich weiß es auch nicht«, sagte Fabio und zuckte mit den Schultern. Evelia lachte.
»Entspann dich! Alles wird gut!«
Die hat gut reden, dachte Fabio. Ihn beschlich das Gefühl, dass er gerade dabei war, eine große Dummheit zu begehen.
***
»Eine Flasche Rotwein für Tisch sieben, zwei Personen!«, rief Oliverio.
»Alles klar. Das ist dein Job, Maxima«, sagte Emilia. Máxima nickte und machte sich auf den Weg, um eine Flasche und Gläser zu holen. In den letzten Stunden hatte sie sich relativ gut eingearbeitet - so gut es eben ging an einem Abend.
Vorsichtig balancierte sie das Tablett auf einer Hand und hoffte inständig, nicht hinzufallen. Zum Glück trug sie keine Absatzschuhe, sondern flache Ballerinas. Mitten im Raum blieb sie stehen und sah sich um. Tisch Sieben, wo war das noch gleich... Sie ging im Kopf die Tische durch. Sieben, dass musste einer am Fenster sein. Sie schlug den Weg ein.

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Máxima y Fabio
RomanceZwei kleine Menschen. Eine große Liebe. »Was ist?« »Ach, nichts. Mir ist nur gerade ein verrückter Gedanke gekommen.« »Erzähl!« »Nun ja... Ich stellte mir vor, du würdest ein Phantombild von deinem Traummann erstellen und nach ihm suchen lassen.«