Eine Stimme. Die Stimme ihrer Mutter, die mit ihrem Vater redete. Es war es so weit. Der Tag, dem sie sich sonst immer so sehr entgegengesehnt hatte, war gekommen. Der Tag ihrer Abreise.
In einer Woche würde jedoch erst das neue Schuljahr beginnen.Gedankenverloren stand sie da und versuchte ihre innere Unruhe, die sie jedes Mal am Ende der Sommerferien erfasste, zu ignorieren. Es war eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung, so wie jedes Jahr. Aber da war auch noch etwas anderes. Angst und Sorge vermischten sich mit den anderen Gefühlen und verwandelte sich dadurch in etwas Verwirrendes, was sie nicht einordnen konnte. Seufzend legte sie sich ihren geliebten Schal mit den gelb-roten Streifen um den Hals und sah durch das Fenster ihres Zimmers hinaus in das graue Treiben. Hätte sie es vorhin nicht bereits geschlossen, würde sie jetzt immer noch den Wind durch die Öffnungen pfeifen hören können. Dabei war es Sommer. Wie konnte es im Sommer so ein grausiges Wetter geben? Betrübt beobachtete sie die glänzenden Tropfen an der Außenseite der kalten Scheibe, die sich ein chaotisches Rennen lieferten und sich an manchen Stellen vereinten, um dann als größere stärkere Tropfen ihren Weg fortzusetzen.
Vereint. Das wäre sie in weniger als zwei Stunden wieder mit einem ihrer besten Freunde. Der Hauch eines Lächelns schlich sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte, dass Ron dieses Jahr wieder damit prahlen würde, wie gut er im Zauberschach war, um dann seine Hausaufgaben zu versäumen und letztendlich Hermine darum zu bitten, sie zu für ihn zu erledigen. Harry dagegen würde sich wieder ständig bei ihr und dem Rotschopf über Professor Snape aufregen, um Dampf abzulassen. Beim Quidditch Training würden sie die Angeber abgeben, aber wenn sie dann in der großen Halle von anderen Schülerinnen aus dem unteren Jahrgang verliebte Blicke zugeworfen bekamen, würden sie mit tomatigem Gesicht nur die Köpfe einziehen. Ja, es würde auch dieses Jahr bestimmt einige lustige Momente geben, die sie neben der ganzen Lernerei genüsslich in sich aufsaugen würde. An diesen Momenten musste sie sich festhalten, denn sie war sich nicht sicher, wie viele ihr davon noch blieben.
Ihr Lächeln verschwand.
Draußen scheuchte der ungezügelte Wind einige Blätter, Steine und Dreck vom Boden an ihrem Fenster vorbei.
Sie starrte auf die große Rotbuche, die einige Meter vor ihrem Fenster ihren Platz hatte und sich keineswegs von dem Wirbel um sie herum aus dem Konzept bringen ließ. Lediglich einige ihrer Äste zitterten hin und wieder, wenn sich eine Böe zwischen sie drängte.In diesem Augenblick wünschte sich die junge Frau mit der braunen wilden Haarmähne, dass sie sich von dem, was ihr und ihren besten Freunden - und ganz sicher auch unzähligen anderen - bald bevorstand, genauso wenig aus der Ruhe bringen lassen würde, wie diese Rotbuche gerade von dem Sturm, der draußen wütete. Dass sie einfach alles, was noch käme, abwehren könnte, ohne mit der Wimper zu zucken.
Aber sie war keine Rotbuche. Sie war eine Hexe. Ein Schlammblut. Und es würde alles andere als bloß das Abwehren eines Windstoßes werden.
Unerwartet brannten ihre Augen und ein Kloß machte sich in ihrer Kehle breit. Reiß dich gefälligst zusammen, ermahnte sie sich innerlich. Das Schuljahr hat noch nicht einmal angefangen! Doch so einfach war es nicht. Alles war anders seit dem Kampf im Ministerium. Bis zu diesem Tag hatte sie sich sicher gefühlt, hatte glaubt, Dumbledore würde sie schützen können. Aber sie war eines Besseren belehrt worden.
Ja, der Schulleiter war aufgetaucht und sogar der Orden, aber dennoch hatten sie alle mehr mit Glück als Verstand den unerbittlichen Kampf gegen die Todesser überstanden. Sie selbst war das erste Mal von einem Fluch getroffen worden und alleine die Erinnerung daran brachte ihr jetzt wieder eine Gänsehaut ein. Und der Verlust von Harrys Onkel Sirius war ja wohl Zeichen genug dafür, dass sie alles andere als sicher waren. Harry hatte ihn geliebt, auch wenn er ihn noch nicht so lange gekannt hatte, das wusste sie. Es tat ihr unendlich leid, aber sie hatte ihm mehr als einmal gesagt, dass der-dessen-Name-nich-gennant-werden-darf ihn möglicherweise reinlegen wollte, um ihn aus der Reserve zu locken. Dass er Harry diese Dinge sehen lassen würde, damit er sich aus den sicheren Mauern von Hogwarts heraustraute. Und sie hatte verdammt nochmal recht gehabt!
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𝐷𝑒𝑟 𝑆𝑡𝑢𝑟𝑚 𝑖𝑛 𝑚𝑖𝑟 (𝑆𝑆/𝐻𝐺)
FanfictionFür das goldene Trio beginnt das 6. Schuljahr und alle wissen, es wird anders als die vorherigen. Nicht zuletzt, weil der Schatten der Nachwirkungen des Kampfes im Ministerium noch längst nicht verblasst ist. Vor allem aber Hermine fällt es besonder...