3 ~ Gedankensuppe

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„Das bist doch wohl nicht du ..."
Hoffnungslos starrte Hermine ihr Spiegelbild an, dem sie am liebsten sofort wieder den Rücken gekehrt hätte. Ihre Augenringe waren nicht zu übersehen und ihre Haarmähne ließ mehr als zu wünschen übrig und so beschloss sie sich einfach einen Zopf zu binden. Seufzend drehte sie den Wasserhahn auf, wusch sich mit eiskaltem Wasser ihr wegen des Schlafentzugs knittriges Gesicht und putzte sich im Anschluss die Zähne. Aber selbst nach dieser Prozedur fühlte sie sich nicht sonderlich besser.

Wieder eine fast schlaflose Nacht, weil sie sich stundenlang hin und her gewälzt und über das kurzzeitige mächtige Kribbeln und den Schwindelanfall auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum nachgedacht hatte. Diesmal hatte sie jedoch während der zwei Stunden, die ihr Verstand dann doch einen Weg ins Schwarze nichts gefunden hatte, keine ihrer Mitschülerinnen geweckt und erzählt, dass sie gelacht oder geschrien hatte, woraus sie den Schluss zog, dass es auch nicht passiert war.

Dennoch ... sie fühlte sich ausgezehrt, müde und wie vom Hogwarts Express mehrfach überrollt. Am liebsten wäre sie umgehend wieder in ihr warmes, einladendes Bett gehüpft und hätte sich den ganzen Tag darin versteckt. Doch ihre Wunschvorstellung musste sie leider unerfüllt abhaken.

Heute war der erste Schultag des sechsten Jahres und ausgerechnet die ersten beiden Stunden dürfte sie gleich bei der allseits verhassten schwarzen Fledermaus verbringen. Trotzdem würde sie sich zusammenreißen, schließlich war es mitunter eines der elementarsten Fächer, wenn man bedachte, dass der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf und seine Gefolgsleute auf dem Vormarsch waren und die Ausmaße schwarzer Magie schon bald allgegenwärtig sein würde.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die sich beeilen musste, wenn sie noch pünktlich zum Frühstück kommen wollte. Harry und Ron warteten bestimmt schon im Gemeinschaftsraum. „Los geht's", murmelte die junge Hexe, reinigte mit einem Reinigungszauber noch das Bad, schnappte sich ihre Tasche und machte sich dann auf den Weg.

„Und? Wie geht's dir heute?", fragte Harry, als das goldene Trio an einem der meterlangen Tische in der großen Halle vor ihrem Frühstück saßen.
„Siehfst auf alf hätft du nif viel geflafen", fügte Ron, der sich soeben die mit Pfannkuchen voll geschaufelte Gabel in den Mund befördert hatte, genüsslich mampfend hinzu.
Hermine hatte ihr Kinn stützend auf ihrer Hand abgelegt, stocherte in ihrem Rührei herum und verkniff sich unter größter Bemühung ein Gähnen. „Mir geht's gut. Und nein, ich habe wirklich nicht viel geschlafen, Ron. Ich hab nachgedacht über- so vieles."

Die beiden Jungs sahen sich einen Augenblick, der Hermine aufgrund ihrer Müdigkeit entging, leicht verwundert an und wandten sich dann wieder ihrer Freundin zu. Die junge Hexe hatte ihnen, nachdem sie gestern Abend unzählige Kekse in sich reingeschaufelt hatte, von ihrem verwirrenden Vorfall berichtet. Ron hatte das Ganze heruntergespielt und gemeint, dass es mit Sicherheit das Resultat ihrer geringen Nahrungsaufnahme gewesen war, doch als sie ihm dann noch von dem Vorfall in der Nacht zuvor erzählt hatte, als Harry sie geweckt hatte, waren in seinen Augen Bedenken hinsichtlich seiner Aussage aufgeblitzt.

Harry dagegen hatte sie sofort versucht aufzumuntern und ihr geraten bezüglich ihres ‚Problems' zu Dumbledore zu gehen, sofern sie weiterhin solch eigenartige befremdliche Erfahrungen machen sollte. Er war der Ansicht, dass seine beste Freundin möglicherweise unterschwellig mehr mit der Verarbeitung der Ereignisse im Ministerium zu kämpfen hatte als ihr bewusst war und dies sich nun auf verschiedene Arten bemerkbar machte. Träume des Nachts, Schwindel, Müdigkeit, Appetitlosigkeit.

Die junge Hexe würde sich den Tipp im Hinterkopf behalten, aber fürs Erste wollte sie nicht gleich zum Schulleiter rennen, der ohnehin bereits genug andere Sorgen hatte - wenn man allein schon seine schwarze Hand einberechnete - und ihm mit ihren kleinen Problemchen auf der Tasche sitzen. Vorerst hielt sie es für besser, nur mit Harry und Ron darüber zu reden, wenn sie es für nötig hielt und selbst eine Lösung zu finden. Das konnte sie doch immerhin am besten.

𝐷𝑒𝑟 𝑆𝑡𝑢𝑟𝑚 𝑖𝑛 𝑚𝑖𝑟 (𝑆𝑆/𝐻𝐺)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt