10 ~ Ein Problem mehr

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Am nächsten Morgen strotzte Hermine nur so vor guter Laune und Energie. Sie hatte dank des Tranks wieder ausgezeichnet geschlafen und freute sich wirklich auf den ersten Schultag nach dem Wochenende. Das tat sie sonst nie. Auch wenn die kleine Auseinandersetzung mit Snape gestern sie wieder kurzzeitig zurückgeworfen hatte, sie wieder die Wut kaum hatte unter Kontrolle bringen können, so kam es ihr jetzt vor, als würde das Glück nur so durch ihre Adern fließen.

In der großen Halle ließ sie sich ihr Frühstück schmecken und quatschte mit Ginny, Harry und Ron so viel wie schon lange nicht mehr. Ihr Freunde schienen ebenfalls nicht mehr an ihr Verhalten in den letzten Wochen zu denken und es lag eine Unbeschwertheit in der Luft, die sie voll und ganz in sich aufsog wie ein Schwamm das Wasser.

„Hermine, wo warst du gestern Abend eigentlich noch?", fragte Ginny nach dem morgendlichen Smalltalk und sah sie neugierig an. Auch Harry schielte ebenfalls zu seiner besten Freundin. Sie hatte ihnen natürlich weder vom Fund der Todessermaske, noch von ihrem Überraschungsbesuch bei Snape berichtet. Und wozu sollte sie das auch? Es ging ihr prima, warum andere also unnötig zur Besorgnis verleiten?

„Ach, das ist unwichtig." Sie lächelte schief. „Ich habe nichts gemacht, was es wert wäre, darüber zu reden."
„Das hört sich an, als hättest du auf jeden Fall etwas Interessantes gemacht, was du uns bloß vorenthalten willst", witzelte die rothaarige Fünftklässlerin und schmunzelte.
Hermines Augenbrauen hüpften in die Höhe. „So könnt Ihr es natürlich auch gern sehen. Mir egal." Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich zu Harry und Ron. „Sagt mal, freut ihr euch auch so sehr auf den Unterricht wie ich? Ich kann's kaum abwarten."

Ein breites Grinsen folgte, woraufhin Ron aufhörte zu kauen und erst Hermine, dann Harry irritiert anschaute. „Sag mal, hat sie vielleicht irgendwas genommen? Seit wann ist sie so, Harry?"
Die Beunruhigung in seinen Worten entging Hermine nicht. Und zu seinem Leidwesen löste das einen Trigger in ihr aus, denn unwissend sprach Ron auf den Trank an und damit einhergehend auch auf ihr Verhalten. Sie hatte sich wohl zu früh gefreut, von ihren Freunden nicht mehr behelligt zu werden.

„Ich sitze direkt neben dir, Ronald Weasley!", kreischte sie, und ehe sich der Rotschopf versah, hatte sie ihren Zauberstab hervorgeholt und zielte damit auf seinen Kopf. „Confun-"
„Hermine!", zischte Harry und riss ihr den Zauberstab aus der Hand. „Im Namen des mächtigen Merlin, was ist denn bloß los mit dir?"
Er und Ron sahen sie geschockt an und auch Ginny konnte kaum glauben, dass ihre Freundin grade fast ihren Bruder mit einem Zauber belegt hätte.

Hermine erhob sich von der Bank, strich ihre Robe glatt, obwohl sie nicht einmal knittrig war und musterte ihre Freunde vorwurfsvoll.
„Mir geht es bestens. Seht ihr das denn nicht? Das erste Mal seit Wochen geht es mir wieder richtig gut. Also was ist dein Problem, Harry?" Ihr Blick blieb an ihm hängen.
Der Junge mit der Narbe erhob sich ebenfalls und beäugte sie mit einer Mischung aus Besorgnis und Verärgerung.
„Ja, ich dachte auch, es geht dir besser, aber du hättest Ron gerade beinah einen Verwirrungszauber an den Kopf geknallt. Mitten in der großen Halle vor allen Schülern. Und das nur, weil er mit mir über dich redet, während du daneben sitzt?" Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Egal, ob du dich nun gut fühlst oder nicht, so kenne ich dich nicht, Hermine!"
„Ich auch nicht, man", warf Ron konsterniert hinterher. „Das war doch bloß Spaß. Du kennst mich doch."

Nun hatten auch einige andere, die in ihrer Nähe saßen, die Köpfe in die Höhe gereckt und neugierig die Lauscher gespitzt. Der jungen Hexe wurde das alles zu läppisch. Sie verstand nicht, warum sich ihre Freunde nicht für sie freuen konnten, wo es ihr heute endlich wieder richtig gut ging. Und so ein kleiner Confundus hätte Ron schon nicht umgebracht. Die sollten sich mal nicht so anstellen.

Sie verschränkte überheblich die Arme vor der Brust. „Scheinbar kenne ich dich nicht, Ron und ihr mich offensichtlich auch nicht. Aber ich lass mir meine gute Laune von euch sicher nicht vermiesen." Sie hielt ihre Hand Richtung Harry auf. „Ich will meinen Zauberstab zurück!"
Mit einem ungeduldigen Blick fixierte sie ihren besten Freund. Dieser schnaubte verärgert, presste die Lippen aufeinander und zögerte zunächst, bevor er ihn dann doch an seine beste Freundin aushändigte.
„DANKESCHÖN!", zischte sie und griff schnell nach ihrer Tasche, um nicht in einen Strudel von Diskussion und Vorwürfen verstrickt zu werden.

𝐷𝑒𝑟 𝑆𝑡𝑢𝑟𝑚 𝑖𝑛 𝑚𝑖𝑟 (𝑆𝑆/𝐻𝐺)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt