7 ~ Schmerz

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Zerknirscht betrachtete Hermine den großen Tintenfleck auf dem Schultisch im Klassenraum für Geschichte der Zauberei. Filch hatte ihr doch tatsächlich aufgetragen, alle Tintenflecken von den Schultischen und Bänken zu entfernen. Natürlich alles ohne Magie. Ob diese glorreiche Idee von Snape kam oder von Filch selbst, wusste die junge Hexe nicht, aber letzten Endes war es auch egal. Es war zum verrückt werden! Aggressiv warf sie den Lappen in den neben ihr am Boden stehenden Eimer voller Wasser mit Putzmittel.

Manche Flecken hatten sich bereits so tief ins Holz gefressen, dass sie alleine schon für einen einzigen Fleck eine viertel Stunde brauchte. Eigentlich wäre es unmöglich, die Tinte bei einigen Tischen aus dem Holz zu kriegen, demnach war das Putzmittel scheinbar doch nicht ganz ohne irgendwelche magischen Zusätze, aber angenehmer wurde es dadurch auch nicht. Morgen würde Hermine ganz sicher wunde und schmerzende Hände haben und dabei war es gerade erst einmal Freitag. Sie tauchte den Lappen ins Wasser, wrang ihn aus und sagte dem nächsten Fleck den Kampf an.

Sie ärgerte sich nun erst recht über ihre armselige Entschuldigung an Snape, die sie in ihrem Aufsatz hinterlassen hatte. Auf welchem Besen sie da geritten war, wusste sie auch nicht. Was sie aber wusste, war, dass sie das hier bestimmt für den Rest des Jahres tun musste. Aber es hatte ihr eben nicht gereicht, ihrem VgdK Professor das ins Gesicht zu sagen. Inzwischen hatte Hermine die Hoffnung jedoch aufgegeben, dass er ihr glaubte, sich geschweige denn dafür interessierte, was sie gesagt hatte. Er hatte sie seit ihrem Gespräch in seinem Büro genauso behandelt wie vorher und sie auch nicht noch mal zu einer weiteren Unterredung in sein Büro beordert. Und sie hatte sich damit abgefunden. Sie wusste nicht einmal, warum sie sich darüber den Kopf zerbrochen hatte. Das war jedenfalls Vergangenheit.

Seufzend begutachtete sie das Ergebnis ihrer Putzattacke und tatsächlich war von dem Tintenfleck nichts mehr zu sehen. Immerhin hatte sie jetzt den zweiten Tisch fertig, das war doch besser als nichts, oder?

Und wenn es eine Sache gab, worüber sie wirklich froh war, dann die Tatsache, dass sie die letzten Tage von weiteren Attacken unkontrollierter Gedanken verschont geblieben war. Auch ihr Appetit und ihr Schlaf hatten sich wieder ein wenig normalisiert. Andernfalls wäre sie bei dieser kräftezehrenden Tätigkeit spätestens jetzt umgekippt. Auch Ron und Harry hatte sie berichtet, dass es ihr besser ging und die beiden hatten sich sichtlich für sie gefreut. Harrys Sorge schien verflogen, allerdings hatte er derzeit auch genug eigene Schwierigkeiten und war sehr mit sich selbst beschäftigt. Seit Schulbeginn hatte sie nicht wirklich viel Zeit mit ihm verbracht. Hoffentlich änderte sich das bald.

Trotzdem machte Hermine sich immer noch Gedanken über das Warum, Wieso und Weshalb. War es nun ein gutes Zeichen, dass es ihr besser ging? Oder war das nur ein Vorbote und es würde bald zurückkehren? Bei Merlin, sie hoffte, dass es nicht so war. Gestern im VgdK Unterricht hatte sie sich im Duellieren immerhin schon wesentlich besser geschlagen. Sie hatte sich ziemlich gut bei den Übungen angestellt und ihre Zauber wie gewohnt sauber ausgeführt, auch wenn Snape ihr wie immer seine bissigen Kommentare entgegengeschleudert hatte. Noch nie hatte sie es erwartet, von ihm gelobt zu werden, aber konnte er sich nicht wenigstens ein einziges Mal zurückhalten?

Die junge Hexe stöhnte auf, als ihr bewusst wurde, dass sie mit ihren Gedanken schon wieder bei dem unheimlichen Professor gelandet war. Energisch trug sie den Eimer zum nächsten Tisch und machte sich wieder an die Arbeit. Es würde ein noch langer Abend werden ...




„Hermine! Was hat Filch dir bitte für eine Strafarbeit aufgetragen? Du siehst total K.O. aus!"
Ron ließ sich mit großen Augen neben die erschöpfte Hexe auf das Sofa im Gemeinschaftsraum plumpsen. Wilde Schatten, die von den leuchtenden Flammen aus dem Kamin rührten, tanzten auf dem roten Polster. Hermines Kopf lag seitlich ermüdet auf der Lehne, ihre braune Haarmähne ergoss sich in alle Richtungen, die Beine baumelten an der Sitzkante hinunter. Sie hatte sich nicht mal mehr die Mühe gemacht, ihre Schuhe auszuziehen.

𝐷𝑒𝑟 𝑆𝑡𝑢𝑟𝑚 𝑖𝑛 𝑚𝑖𝑟 (𝑆𝑆/𝐻𝐺)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt