12. Kapitel - Wie erlangt man Kontrolle?

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Alec sah sich sofort um und zog mich mit sich ins Gebäude. In letzter Sekunde erreichten wir das leere Klassenzimmer und ich verwandelte mich. Erleichterung durchzog meinen Körper und ich konnte endlich wieder durchatmen. Ich schüttelte mein rotes Fell und sah dann Alec an. Er sah nun noch größer aus als er sowieso schon war.

„Nisha, kannst du mir mal erklären was das sollte? Warum verwandelt du dich auf einmal?“, fragte er und verschränkt die Arme. Er wusste ganz genau das Wandler nicht von Tiergestalt zu Menschengestalt reden konnten. Das ging nur von Mensch zu Mensch oder von Tier zu Tier.
Deswegen legte ich nur Schuldbewusst die Ohren an. „Konntest du es wegen deiner Panik nicht kontrollieren? Oder kannst du das etwas generell nicht?“, fragte er und lehnte sich gegen die Tür, damit keiner reinkommen konnte.

Er seufzte und verwandelte sich dann auch. „So wird das sonst nichts. Also, ich möchte antworten, Nisha“, sagte er dann. Ich setzte nicht ebenfalls hin und sah in seine Augen. „Ich... Ich konnte meine Verwandlungen nie wirklich kontrollieren. Deshalb hatte mich mein Vater auch hierher geschickt, damit ich es lerne sie zu kontrollieren. In meiner alten Schule wurde das Problem zu einem zu großen Risiko. So, jetzt weißt du es“, erzählte ich und schaute meine kleinen Pfoten an.

„Du... Aber... Ich hatte noch nie jemanden getroffen der seine Verwandlungen nicht kontrollieren konnte. Weißt du denn nicht wie du sie kontrollieren kannst?“, fragte er. „Doch schon. Aber meine Fuchsgestalt hat einen sehr großen Willen und dagegen komme ich oft nicht an. Eigentlich habe ich es relativ gut unter Kontrolle, wenn ich mich regelmäßig verwandle, aber wenn dann Stresssituationen oder ähnliches entstehen, entreist es mir meine Kontrolle.“

„Du bist nicht im Einklang mit deiner Gestalt. Das ist das Problem“, sagte er. „Was? Wie meinst du das?“
„Ist es dir denn nicht selbst aufgefallen? Immerzu wehrst du dich gegen deine wahre Gestalt und akzeptierst sie nicht. Du möchtest eine andere Gestalt haben, da du dich zu schwach fühlst. Besonders hier, da du hier von der Körperkraft ganz unten stehst. Das macht dir noch mehr Angst und dann reagierst du und deine innere Gestalt so“, erklärte er. Auf einmal wurde mir so einiges klar. Alec ist im Einklang mit seinem Löwen, da er stolz auf die Kraft und die Gestalt seines inneren Ichs ist. Genauso wie Myra, Alice und Jim. „Du hast Recht. Aber... wie soll ich mich denn bitte akzeptieren, wenn ich hier nichts tun kann. Die Leute hier werden mich nicht akzeptieren, sondern verstoßen oder mobben!“
„Vielleicht ist es nicht Kraft, was dich stark macht. Du musst herausfinden was deine Stärken sind. Finde heraus was deine Aufgabe ist, dann wirst du die Kontrolle erlangen“ sagte er.

Plötzlich versuchte jemand reinzukommen. Doch zum Glück blockierte Alec die Tür. „Was ist denn jetzt los? Hallo? Ist da jemand drin?“, fragte eine Stimme vor der Tür. Alec sah sich schnell im Raum um. „Schnell! Geh in meine Sporttasche!“, sagte er und sah zu ihr. Ich hoffe er weiß was er da tut. Aber mich darf hier keiner sehen. Also geht es nicht anders. Schnell sprang ich in seine Sporttasche, während sich Alec verwandelte.

„Einen Moment noch! Kommen Sie nicht rein!“, rief er dem Lehrer vor der Tür zu. Er lief schnell zu mir und zog den Reißverschluss seiner Sporttasche über mir zu. Zwar war die Sporttasche relativ groß aber dennoch war es nicht sehr angenehm darin. „Gib keinen Muks von dir bis ich dich rauslasse!“, sagte er leise und hob die Tasche dann vorsichtig hoch. Ich versuchte mich nicht mehr zu bewegen, als er die Tür vom Klassenzimmer öffnete.

„Tut mir leid. Ich musste mich umziehen, meine Hose war dreckig“, sagte er und lief weiter. Fast zehn Minuten des Tasche tragens vergingen und es wurde langsam wirklich stickig in der Tasche.
Endlich setzte er die Tasche ab und öffnete den Reißverschluss. Sofort sprang ich hinaus und schüttelte mich. Dann knurrte ich ihn wütend an. „Jetzt Dreh dich nicht so durch, du solltest dankbar sein. Immerhin hab ich dich bis in den Wald gebracht!“, verteidigte er sich.

Doch ich schnaubte nur und verschwand dann zwischen den Büschen, bis ich mich wieder verwandeln konnte. Es hatte noch eine gute Stunde gedauert bis ich wieder Mensch sein konnte. Die Sonne ging schon langsam unter und ich ging wieder in mein Zimmer. Nachdem Abendessen überlegte ich mir, wie ich den anderen von den DNA-Ergebnissen erzählen konnte. Am besten mache ich das alles morgen in der Pause.

Also schrieb ich in unsere gemeinsame Gruppe eine kurze Nachricht.

Ich weiß mehr über die DNA-Ergebnisse. Ich erzähle euch morgen den Rest.

~

Am nächsten Tag erzählte ich ihnen alles in der Pause. Alec hatte Schützer-Training. Der Ärmste hatte kaum Freizeit. Meine Freunde reagierten nicht viel anders als ich gestern. Sie machten sich Sorgen wer der Täter von hier sein könnte.

„Aber woher können wir jetzt wissen wem wir trauen können und wem nicht? Es könnte genauso gut Ich der Täter sein oder Alice, Jim oder du! Vielleicht auch jemand aus unserer Klasse, oder sogar einer der Lehrer!“, sagte Myra hysterisch. Ich legte meine Hand auf ihren Arm, um sie zu beruhigen.

„Mach dich jetzt nicht verrückt. Wenn wir anfangen jedem zu Misstrauen wird alles nur noch schlimmer. Alec hat mir versichert das er alles macht, um den Mörder zu finden“, sagte ich. Meine Worte scheinen wohl irgendwie etwas bewirkt zu haben, denn Myra entspannte sich etwas. „Vielleicht sollten wir erstmal etwas abwarten.“ Ich nickte ihr nur zustimmend zu.

Nach der Pause brachten wir unseren restlichen Unterricht hinter uns.

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