✔️5. Kapitel - Blöde Kaktusse

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„Hey Walter!“, begrüßte Jim den älteren Mann in grüner Latzhose. Er nickte ihm zu und lächelte freundlich.
Nach einigen Minuten verteilten wir uns im großen Wintergarten und jeder suchte nach etwas anderem.
Ich sah mich hinten nach den kleineren Pflanzen um. Hier gab es echt unglaublich viele Pflanzen.

Ich strich mit einer Hand an den Seiten der Pflanzen entlang während ich meinen Weg fortsetzte. Als ich um die Ecke bog, stolperte ich plötzlich über etwas auf dem Boden. Eine Sekunde später spürte ich den stechenden Schmerz in meinem Bein und wurde von jemandem der vor mir saß aufgefangen. „Autsch! Verdammte Scheiße!“, fluchte ich und krallte mich in meinen Auffanger. „Oho! Ganz ruhig, Zwerg!“, sagte eine tiefe Stimme genau über mir. Ich wusste sofort, dass es sich dabei um Alec handelte. Mein Kopf schnellte von der festen aber dennoch weichen Brust hoch und sahen dem Löwen direkt in die Augen. Einige Sekunden der Schockstarre vergingen, bis ich mich schnell zurückzog und versuchte mich richtig hinzustellen.

Doch der ziehende Schmerz im linken Bein hielt mich davon ab das Bein zu belasten. Also hüpfte ich kurz dämlich herum, bis Alec schnell aufstand um mich zu stützen. Ich sah mein Bein an und stöhnte genervt. „Bin ich gerade wirklich gegen einen Kaktus gelaufen?!“, fragte ich mich mehr oder weniger selbst. Alec lachte und half mir mich auf die Ziegelsteinbank zu setzen. „Du hast echt keine Augen im Kopf, Zwerg. Immerhin ist das Teil ziemlich groß“, meinte er. Im ersten Moment dachte mein Hirn etwas ganz falsches, aber dann zog ich mich wieder in die Realität.
„Es liegt nicht an mir. Wer zum Teufel stellt dieses Ding auch genau dahin?“, beschwerte ich mich und begutachtete die spitzen Stacheln die in meinem Bein steckten. Also wirklich, da hätte ich lieber Kletten in den Haaren als Stacheln im Bein.

„Komm ich helf dir“, meinte er und setzte sich neben mich. Er nahm mein Bein und platzierte es vorsichtig auf seinem Schoß. Verwirrt sah ich ihn an. Er will sie doch jetzt nicht wirklich einfach rausziehen, oder? „Langsam glaube ich wirklich, dass du mich umbringen willst...“, murmelte ich. „Das hab ich gehört. Und nein, ich will dich nicht umbringen, sondern dir helfen“, meinte er und zog den ersten Stachel raus. Ich quitschte auf und krallte ihm in den Arm gefolgt von einem wütenden Blick. Plötzlich war die Angst vor ihm weg, und ließ dem Schmerz und der Wut mehr Platz. Dieser Idiot, der reißt mir doch bestimmt gleich das Bein ab!

„So schlimm war das doch bestimmt gar nicht“, meinte er und zeigte mir den langen Stachel. „Nicht schlimm? Ach ja? Ich ramm dir gleich den Kaktus persönlich ins Gesicht!“
Er lachte nur und legte seine Finger an den nächsten Stachel. „Du bist eine ganz schöne Furie. Ich hatte dich wohl falsch eingeschätzt, Zwerg.“
„Hör auf mich Zwerg zu nennen du... duuu... Wuschel-Löwe!“, motzte ich. Er zog den nächsten raus und ich krallte mich noch mehr in seine Jacke. „Wuschel-Löwe? Ernsthaft? Ist dir nichts besseres eingefallen?“, fragte er schmunzelnd. Und der nächste war draußen.

„Ich wette du stalkst mich und hast den Kaktus mit Absicht dahin gestellt!“, sagte ich wütend. „In deinen Träumen vielleicht.“
Eher Alpträume...
„Aber wenn du es unbedingt wissen willst. Ich bin hier öfter, um mal meine Ruhe zu haben. Hier kommt eigentlich sonst nie jemand her. Ich hätte niemals erwartet, dass du mir hier in die Arme fällst“, sagte er und grinste mich an, während er den letzten Stachel zog. Ich kniff kurz die Augen zusammen und verdrängte den Schmerz. „Denkst du wirklich ich wusste das du hier bist? Du bist doch derjenige, der mir immer hinterherglotzt wie als wäre ich ein Alien“, beschwerte ich mich und begutachtete mein Bein. An den Stellen wo die Stachel gesteckt hatten, kam etwas Blut heraus und färbte meine nun löchrige Hose rot. Egal, das ist bis morgen geheilt.

Ich schwang also mein Bein von seinem Schoß, obwohl ich kurz davor war es ihm ins Gesicht zu rammen, und stand auf. Die Stiche waren wohl doch etwas tiefer als gedacht und ich schwankte etwas vor Schmerzen. Immerhin wurde ich auch wortwörtlich durchlöchert. Abgestochen konnte man es vielleicht auch nennen. Bei einem war ich mir jetzt sicher. Ein Kaktus wird niemals, wirklich nie, in meinem Zimmer landen!

Als ich komisch watschelnd laufen wollte, unterbrach mich der Wuschel-Löwe. „So wird das nichts, Zwerg. Dann bist du morgen noch nicht im Krankenzimmer.“
„Da will ich auch nicht hin! Ich will wieder in mein Zimmer. Pflanzen kann ich auch noch wann anders besorgen...“, sagte ich und hinkte weiter. Ich hörte Alec hinter mir seufzen und wenige Augenblicke später stand er vor mir. Ich sah ihn wütend an, da er mir den Weg versperrte, doch er grinste nur. Plötzlich beugte er sich ein Stück und griff mit seinem Arm um meine Taille und zog mich hoch. Er hatte mich einfach so über seine Schulter geworfen....

Und jetzt hang ich hier wie ein nasser Sack.
Na toll.

Ich boxte gegen seinen Rücken und protestierte, dass er mich runterlassen soll, aber er lief einfach weiter durch den Wintergarten. „Nisha?“, fragte plötzlich Myra als sie mich sah. Ich hob meinen Kopf und sah sie verzweifelt an. „Myra! Jetzt hilf mir doch mal! Dieser Idiot lässt mich nicht runter!“, jammerte ich. Doch sie sah mich und dann ihn anwechelnd an und grinste dann nur fies. Oh nein, das macht sie nicht!

„Viel Spaß euch beiden!“, trällerte sie hinterher und winkte noch. Wir entfernten uns ihr immer mehr, bis er den Wintergarten verlassen hatte. Diese elende Verräterin! Sie muss einfach einen verdammten Bad boy Komplex haben! Ich muss definitiv später noch ein Wörtchen mit ihr reden.
Aber zuerst bin ich gezwungen mein erstes Problem zu lösen.

„Lass mich endlich runter!“, schrie ich ihn an. „Du bist leichter als du aussiehst, Zwerg.“
Okay, war das etwa gerade eine Anspielung darauf, dass ich fett aussehe?! Ich glaubs nicht! Was fällt diesem Idioten nur ein!
Trotz allem Drama, dass ich veranstaltete, ließ er sich nicht stören und lief weiter.

Doch das schlimmste kam erst noch.

VixenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt