20. Kapitel - Rangkampf

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Als ich gehen wollte, hielt er mich am Handgelenk fest. „Nein, bleib hier. Lass es uns probieren. Ich werde dich überzeugen“, drängte er mich. Langsam wurde es mir zu viel. Ich sah ihn wütend an und versuchte mich loszureißen. „Lass mich los! Ich will nicht! Nein heißt nein!“, sagte ich wütend. Sein Griff wurde noch fester und es tat langsam echt weh.

„Aua! Lass mich sofort los!“, schrie ich ihn an, doch er zog mich nur mit einem Ruck näher an ihn heran und umgriff meine Taille. „Ihr passt überhaupt nicht zusammen! Er ist nicht gut genug für dich. Siehst du nicht, wer gerade da war und wer nicht? Verstehst du das etwa nicht?!“, sagte er und drückte mich näher an ihn. „Lass mich los! Du bist verrückt!“, schrie ich nur und versuchte mich von ihm zu drücken. Was war nur los mit ihm?

Plötzlich wurde er brutal von mir gerissen und landete auf dem Boden. „Hast du sie nicht gehört du Idiot?! Sie will das nicht!“, schrie plötzlich Alec und stellte sich beschützend vor mich. „Alec...“

„Bleib hinter mir. Der hat doch den Verstand verloren! Ich wusste schon immer, dass da was faul ist“, sagte er ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Lucas stand wieder auf und ein tiefes Knurren ertönte aus seiner Kehle. Aus Reflex ging ich einen Schritt zurück. Er gab uns seine gesamte Aura preis, sodass sie Luft zu vibrieren scheinte. Während es mir fast die Kehle zu schnürte, ließ sich Alec davon nicht beeindrucken. Im nächsten Moment verwandelten sich beide.
Zwei starke Auren prallten in der Luft aneinander und lieferten sich nun einen Kampf den nur einer gewinnen konnte. Doch beide schienen sich nicht aufhalten zu lassen und stürmten immer wieder aufeinander zu wie zwei wildgewordene Alphakrieger.

Ich musste diesen Kampf beenden. Sofort. Ansonsten würde es einer von beiden nicht überleben. Ich wusste, dass sie auf Leben und Tod kämpften. Sie führten gerade einen Rangkampf der hohen Klasse aus. Keiner konnte sie jetzt noch aufhalten. Außer ich. Ich hätte vielleicht eine kleine Chance die beiden auseinander zu bekommen. Doch dafür muss ich mitten rein.

Ich sah mich kurz um. Weit und breit war keiner. Riskierte ich jetzt wirklich mein Leben, um einen Kampf zu verhindern? Ja.
Also verwandelte ich mich und kam auf sie zu. Gerade war es mir ziemlich egal, dass Lucas mich in meiner wahren Gestalt sah. Aber er war gerade sowieso auf den Kampf konzentriert. Genauso wie Alec. Beide hatten ihre Außenwelt komplett vergessen. Meine einzigste Chance war es mich mitten rein zu stürzen.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen und sprang mitten in die Kampfszenen rein. „Hört sofort auf damit! Alle beide!“, schrie ich und knurrte sie an. Doch sie hatten mich immer noch nicht gesehen. Ich duckte mich unter einem Prankenhieb und biss dann kurzerhand in Lucas Bein. Er brüllte auf und fixierte mich sofort mit seinen eisigen Augen. Sofort sträubte sich mein Fell, aber ich kämpfte gegen meine Angst an. „Hör auf jetzt!“, schrie ich nochmal so laut ich konnte und baute mich vor dem Furchteinflösendem weißen Tiger auf.

Doch er schien mich gar nicht erst zu erkennen und sprang mit fletschenden Zähnen auf mich zu. Aber Alec kam ihm zuvor und rammte mit einer Pranke seinen Kopf zur Seite. Lucas knallte knapp neben mir auf den Boden. „Nisha, verschwinde von hier! Das ist zu gefährlich! Er könnte dich töten!“, warnte mich Alec, während Lucas wieder langsam aufstand. „Das ist mir bewusst, aber wenn er sich nicht beruhigt, dann wird einer von euch zu Schaden kommen. Also reiß dich jetzt zusammen und hör auf zu kämpfen. Bitte! Ich will dich nicht verlieren!“, flehte ich ihn an.

Sein Blick wurde augenblicklich weicher und ich erkannte Mitgefühl in seinen Augen. Alec war wieder bei mir. Nur Lucas wirkte noch wie ein wildgewordenes Tier. „Ich versuche mein bestes“, meinte Alec und wendete sich Lucas wieder zu.
Danke, immerhin einer der noch einen Funken Vernunft besitzt.

Alec wirkte wieder viel fokussierter als zuvor und war Lucas nun deutlich im Vorteil. Statt das er sich wild auf ihn stürzte, wich er mit einem eleganten Sprung zur Seite aus und riss ihn zu Boden. Als er ihn fest am Boden hielt, lief ich zu ihm und versuchte mit ihm zu sprechen. Er zappelt und brüllte wie verrückt.

„Lucas. Lucas! Ich bins, Nisha. Ich weiß du kanntest meine Gestalt noch nicht, aber wie du siehst bin ich eine Füchsin. Hör mir zu, du musst dich beruhigen. Ansonsten wirst du schwer verletzt. Du hast schon Verletzungen, aber wenn du so weiter machst, wirst du noch sterben. Willst du wirklich wegen so einem sinnlosen Kampf sterben?“, redete ich auf ihn ein. Meine ruhige Stimmlage schien in langsam zu beruhigen. Er hatte aufgehört sich zu wehren und seine Augen waren auf mich gerichtet. „Nisha?“, fragte er. Ja, er war wieder er selbst. Seine Augen nahmen wieder eine rundere Form an und er blinzelte mehrmals.

„Ja, ich bin es.“
Alec stieg von ihm runter und beide verwandelten sich zurück. Daraufhin auf ich wieder. Beide hatten Kratzer und einige Verletzungen davongetragen. Aber keiner war ernsthaft verletzt. „Warum? Warum bevorzugst du ihn?“, sagte er verzweifelt, während Alec ihm seine Arme auf den Rücken verdrehte. Er wehrte sich nicht mehr. „Weil ich ihm vertraue und weiß das er dieses Vertrauen nicht missbrauchen wird“, sagte ich nur und dann wurde er abgeführt.

~

Nachdem Lucas festgenommen wurde und sofort zurück in seine Schule geschickt wurde kehrte endlich Ruhe ein. Lucas muss wohl eine ziemliche Strafe bekommen haben. Aber es war besser so. Ich war froh, dass er endlich weg war. Es war mittlerweile schon abends und Alec brachte mich noch zu meinem Zimmer.
„Alec ich...“, fing ich an. „Schon gut, es ist schon spät. Wir reden morgen, okay?“
Ich lächelte nur und nickte. Er hatte Recht. Heute war ein wirklich langer und ereignissreicher Tag. Ich brauchte jetzt dringend etwas Schlaf.

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