13. Tod und Angst

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Ich atmete langsam und versuchte mich zu beruhigen. Ich konnte nicht wirklich glauben, was da passiert war. Das war einfach... unrealistisch. Der verletzte Taddl. Der tote Osaft. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass nicht sein konnte. Ich hatte einfach viel zu viel Glück gehabt. Ich hatte jemanden getroffen, den ich kannte und mochte und es hatte so gewirkt, als ob er kein Traitor wäre. Ich hätte wissen müssen, dass das zu viel Glück war. Ich hätte wissen müssen, dass da irgendetwas nicht stimmte. Aber ich war einfach so froh gewesen Osaft zu haben, dass ich mein Misstrauen ihm gegenüber komplett abgestellt hatte. Und das wurde mir jetzt zum Verhängnis.

„Bleib wach“, flehte Felix neben mir und presste Osafts Oberteil auf die Schusswunde in Taddls Schulter. Taddl hörte ihn nicht mehr. Er lag einfach leblos da, während Blut sein Shirt und Felix' Hände rot färbten. Ich stellte mir das so bitter vor. Du rettest den Detective und findest dann sogar ein Haus, in dem du über Nacht bleiben könntest. Außerdem wird das Zweierteam von dem Detective und dir zu einem Viererteam. Felix hatte es genauso satt gehabt jedem zu misstrauen, wie ich. Also hatte er sich eine anschauliche Erklärung zurechtgelegt, um Osaft und mir zu vertrauen. Zu schade, dass er damit falsch gelegen hatte. Sein Vertrauen war ihm genauso zum Verhängnis geworden, wie mir. Ich dummer, naiver Mensch. Aber zurück zu Dner. Er hatte alles getan, um den Detective zu beschützen und versuchte jetzt verzweifelt, Taddls Blut wieder zurück in dessen Körper zu pressen. Ich hätte nie erwartet, dass Taddl noch leben würde. Ich war einfach davon ausgegangen, dass die Traitor super schießen konnten und die Innos deshalb so einfach umbringen konnten. Aber scheinbar war Felix der gute Schütze und Osaft... auch. Denn Taddl hatte definitiv einen Schuss in die Schulter bekommen. Er hatte nur Glück gehabt. Es war wahrscheinlich nichts wichtiges getroffen worden. Er lebte noch. Man sah, wie die Brust sich überraschend regelmäßig hob und wieder senkte.

Felix leistete also ziemlich beeindruckende Erste-Hilfe-Arbeit, während ich einfach auf dem Boden saß und panisch auf das Blut von Taddl und Osaft starrte, das sich langsam aber unaufhaltsam auf dem Boden ausbreitete. Ich hatte mir schon beim Betreten des Hauses eingestanden, dass das hier schrecklicher war, als für irgendeinen Menschen erträglich und war dummer Weise davon ausgegangen nach dem Anblick der Leichen auf alles vorbereitet zu sein. Vor allem nachdem ich die Leiche von jemandem wie Maudado gesehen hatte. Von jemandem, den ich gekannt hatte. Von einem Freund. Aber alle meine engeren Freunde stellten sich als Traitor heraus. Ich schielte noch mal auf das „I“. Nach Maudados Leiche hatte ich gedacht, es könne nicht mehr schlimmer kommen.

Aber auch das war eine falsche Annahme gewesen. Das hier war auf einer ganz anderen Ebene des Horrors. Ich hatte mit Osaft geredet. Osaft war so etwas wie mein Anker gewesen, als ich panisch und allein im Wald gesessen hatte. Und jetzt war er Traitor. Er hatte so verzweifelt gewirkt, als wir die Leichen gefunden haben, aber das war nicht etwa Mitleid gewesen, sondern das Wissen, selbst töten zu müssen. Vermutete ich. Denn auch wenn ich ihn dafür hasste Traitor zu sein, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich damit gut gefühlt hatte. Das war Osaft. Er war kein Mörder. Auch wenn er es versucht hatte, er war kein Mörder, sondern mein Freund. Mein toter Freund, der jederzeit zum Mörder werden könnte. Dazu müsste Taddls Brust nur aufhören sich zu bewegen.

Das Blut kroch weiter durch die Holzfasern auf mich zu. Ich presste mich enger an die Wand. Ich war enttäuscht von Osaft. Und ich fühlte mich schuldig. Ich fühlte mich so, als hätte ich Osaft dabei geholfen Taddl anzugreifen. Was ja auch stimmte. Wäre ich misstrauischer und hätte Osaft ein bisschen provoziert, dann hätte ich gewusst, dass er Traitor war. Osaft war nämlich psychisch instabil und hätte ich auch nur angedeutet, dass ich ihn verdächtigte, hätte er bestimmt gestanden. Aber wie sagte man so schön? Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich und meine Naivität waren Osafts Komplizen.

Trouble in Terrorist Town - Caught in a simulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt