Prolog - Test

1.7K 73 3
                                    

<<Felix / Dner>>

Ein leichter Wind zerstörte meine Frisur.

Ich stand vor einem großen weißen Gebäude. Es sah aus, wie irgendeine von diesen tausend riesigen Firmenzentralen in Köln. Absolut nichts besonderes. Und trotzdem prägend für die Zukunft des Gamings. Vor mir stand eine junge Frau in Bürooutfit. Ich gähnte. Sie warf mir einen verärgerten Blick zu. Blonde Haare streng zurück gekämmt. Hässliche High Heels. Tippte auf ihrem iPhone rum. Laaangweilig. Ich hatte irgendwas Dramatischeres erwartet. Ein Clone Krieger oder so. Etwas, was zum Gaming passte.

„Tschuldigung“, nuschelte ich. Es war vielleicht ganz clever keinen total blöden Eindruck zu hinterlassen.

„Wir können dann“, sagte sie kühl, steckte ihr iPhone in edie einzige Tasche an ihrem Rock stöckelte los, ohne zu schauen, ob ich ihr folgte. Nett. Aber gut, ich hatte mich so lange auf diesen Tag gefreut, dass ich mir das nicht von irgendeiner dämlichen Bürotante kaputt machen lassen würde. Also folgte ich ihr die schlichten, grauen Betonstufen zum Eingang des Gebäudes.

Sie zog ihre Karte durch so ein Karten-Scan-Gerät und tippte dann irgendetwas ein.

„Maria Klein. Erbitte Zutritt für den Tester Felix von der Laden.“ Irgendwie übertrieb der Laden es ein bisschen mit der Sicherheit, oder?

„Also. Herr von der Laden. Sie wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass das das erste Experiment dieser Art ist. Ihre Einverständnis haben Sie uns bereits vor einiger Zeit vorbei gebracht. Sie wissen wie man eine Waffe bedient.“ Ich nickte zu jedem Satz brav.

„Sie kennen das Thema. Bla bla bla. Gut, dass dürfte es gewesen sein.“ Ich lächelte sie an. Das „Bla bla bla“ war das Erste, was ich an ihr sympathisch fand.

„Sind Sie aufgeregt?“

„Unglaublich“, antwortete ich prompt. Sie lächelte und öffnete die nächste Tür. Es war mir ein Rätsel, wie sie sich hier zurechtfinden konnte. Alles sah gleich aus. Graue Flure. Weiße Türen. Grauer Boden. In der Eingangshalle waren wenigstens noch verglaste Fensterscheiben gewesen.

„So. Ich werde sie nun noch ein weiteres Mal auf die Besonderheit dieses Projekts hinweisen.“ Weil das ja auch noch nicht in diversen Briefen und Meetings gemacht wurde... .

„Machen Sie das.“

„Sie werden der Tester der ersten Simulation weltweit sein. Unsere Institution hat in Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Institut eine Simulation entwickelt. Simulation bedeutet, dass wir ihrem Gehirn Impulse senden, auf die sie reagieren können. Wir haben uns für das Spiel Trouble in Terrorist Town entschieden und je nachdem wie erfolgreich der Test verläuft, wollen wir das Konzept auf weitere Spiele übernehmen und eventuell sogar in der Lage sein mehrere Spieler auf einmal spielen zu lassen. Das, was sie testen dürfen, ist die Zukunft des Gamings.“ Die Frau war absolut begeistert. Ich konnte das verstehen. Ich konnte es absolut verstehen. Was hier gelungen war, war unglaublich. Umso geehrter fühlte ich mich, dass ausgerechnet ich das Ganze testen durfte.

Dann verfiel sie wieder in das unangenehme, distanzierte Schweigen von vorhin. Klick, klack, klick, klack. Ihre Absätze berührten den gefliesten Flur in einem gleichmäßigen Rhythmus. Ich passte mich ihrem Tempo an. Klick, klack. Klick, klack.

„Da wären wir.“ Sie öffnete eine Tür. Und ich hatte sofort einen „What the Fuck“- Ausdruck auf meinem Gesicht. Überall Bildschirme und Leute, die einen auf wichtig machten. Und in der Mitte ein Stuhl. Sah ein bisschen aus, wie ein Zahnarztstuhl. Groß und weiß. Und mit Kabeln verbunden. Also doch kein Zahnarztstuhl. Eher so ein Science-Fiction- Teil.

Ich realisierte erst jetzt, dass ich bald auf diesem Stuhl sitzen würde. Total verkabelt. Scheintot. Vielleicht würden meine Augenlider zucken. Doch ansonsten würde mein Körper durch nichts, abgesehen von dem gleichmäßigen Heben und Senken meiner Brust, zeigen, dass ich bei Bewusstsein war. Aber gut. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

„Wir können in wenigen Minuten starten. Sie können sich schon mal setzen, damit ich alles anschließen kann“, sagte meine Führerin mit ruhiger, beherrschter Stimme. Jetzt machte sie also auch noch einen auf Psychologin. Wobei ich zugeben muss, dass ihre Stimme tatsächlich eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Mit wackeligen Beinen lief ich zum Stuhl. Ich war kein Freund von Kabeln, die in meine Haut gesteckt werden sollten. Das kann wohl so ziemlich jeder nachvollziehen.

„Bleiben Sie ruhig, Felix. Sie wissen wie das Spiel geht. Sie brauchen sich keinerlei Sorgen zu machen. Schmerzen werden Sie spüren, aber sobald Sie sterben, wachen Sie hier wieder auf. Denken Sie immer daran, dass das alles nicht real ist. Ihre Mitspieler sind Projektionen Ihres Gehirns. Wir sorgen dafür, dass Ihr Gehirn den Mitspielern vermittelt, dass das alles echt ist. Aber das ist es nicht. Das ist das Wichtigste. Und sollten Sie nicht stark genug sein, um das zu verkraften, müssen wir uns einen neuen Tester suchen.“ Pfff.

Das alles war Nichts Neues. Ich hatte es in den letzten paar Wochen unglaublich oft gehört. Und ich hatte für mich selbst entschieden das Projekt durchzuhalten. Egal wie psychisch fertig mich das machen würde, es war nicht echt. Und wenn ich dieses total abgefahrene Spiel überstehen würde, dann würde ich weiter testen dürfen. Vielleicht würde sich auch eine Möglichkeit ergeben das aufzunehmen. Wie episch wäre das denn? Schon allein in der Lage zu sein wirklich durch Minecraft oder GTA zu spazieren war der Oberhammer. Und das Ganze vielleicht irgendwann aufnehmen zu können, war mehr als nur unglaublich.

Ich setzte mich auf den Stuhl. Ich fand die Vorstellung absurd, dass ich gleich in einer Simulation sein würde. In einer komplett realen Simulation.

„Entspannen Sie sich.“ Ich versuchte es. Wirklich. Aber ich war so verdammt aufgeregt. Das war der abgefuckteste Moment meines ganzen Lebens. Mit Abstand. Mit großem Abstand.

Mit einer seltsamen Mischung aus Euphorie und Angst, setzte ich mich auf den unheimlichen Stuhl. Ich war mir immer noch nicht darüber im Klaren warum ausgerechnet ich für diesen Prototypen ausgewählt worden war. Klar, sie brauchten einen deutschen, möglichst bekannten LetsPlayer. Schließlich war es eine deutsche Firma. Und sie brauchten jemanden, der die ganze Geschichte gut vermarkten konnte. Aber mich? Klar, ich freute mich. Und trotzdem... da blieb dieser letzte Hauch Misstrauen.

„Wir schließen Sie jetzt an, Felix.“ Die Stimme klang irgendwie seltsam in meinem Kopf. Dabei war das Teil doch noch nicht an, oder? Und auf einmal erstarrte ich. Elektrische Impulse flossen durch meine Adern. So stellte ich es mir vor, vom Blitz getroffen zu werden. Ich presste meine Lippen aufeinander, um einen Schrei zu unterdrücken und versuchte gleichzeitig panisch meine Augen offen zu halten. Aber es war aussichtslos. Unweigerlich verschwamm das Gesicht meiner Betreuerin. Der Schmerz wurde von einem tauben Gefühl abgelöst und ich spürte, wie ich die Kontrolle über meinen Körper nach und nach an die Maschinen verlor.

In diesem Moment kamen mir die ersten Zweifel an diesem Projekt. Und diese Zweifel, waren die letzten Gedanken, die mein Gehirn formulieren konnte, bevor ich ins das unendliche Schwarz absackte.

_________________________________________________________________________________

Hey ho, Leute.

Ja, ich weiß, das Kapitel kommt einen Tag zu spät, aber ich bin einfach nicht zum Hochladen gekommen. Und anders als ein paar von euch erwartet haben. ist das keine Fortsetzung des 1. Teils sondern eine eigenständige TTT-Story. Das nächste Kapitel kommt am Mittwoch und da geht dann auch die eigentliche Story los. So. Dann hoffe ich es hat euch gefallen und man liest sich <3

LG Küken

Trouble in Terrorist Town - Caught in a simulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt