11. Ich tue das, was getan werden muss

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Lebende (vielleicht): Dner (Felix), MrMore (Pascal), Rotpilz (Felix), Zombey (Michael), Osaft, Herr Bergmann

PoV: Zombey

Ich hastete auf das Haus zu, als wäre es die Rettung. Was ja genau genommen schon mal nicht so falsch sein konnte. Ich war mir zwar sicher, dass es kein Ausgang aus diesem kleinen und unlustigen Projekt war, aber das Haus war definitiv ein Sammelpunkt für Mitgefangene. Vielleicht gab es sogar Essen. Denn das bisschen Wasser, dass ich und Tim aus dem Bach getrunken hatten... war echt nicht viel. Ich hatte Hunger. Ich hatte Durst. Und ich fühlte mich so, als wäre ich gerade verdammt nah an einer Ohnmacht. Also ja. Das Haus war die Rettung.

Dachte ich zumindest. Sobald ich allerdings mehr als nur grobe Umrisse durch die Bäume erkennen konnte, wurde mir mein Irrtum bewusst. Ich blieb ruckartig stehen und spürte, wie nur Millisekunden später Osaft in mich hinein rannte. Ich konnte mich mit den Händen gerade noch so abfangen, als der matschige Waldboden auf mich zuraste.

„Alles okay?“, fragte Osaft, der es scheinbar geschafft hatte auf den Beinen zu bleiben, und streckte seine Hand aus, um mir hochzuhelfen. Ich ließ mich nach oben ziehen und klopfte mir dann den Schmutz von der Hose.

„Mir geht’s gut“, bestätigte ich kurz, da der fragende Ausdruck noch immer nicht von Osafts Gesicht verschwunden war. Und dann machte ich den Fehler, mich wieder zu dem Haus zu drehen.

Oha. Ich hatte echt für einen kurzen Moment gedacht, ich hätte mich vielleicht getäuscht, aber das war nicht der Fall. In dem Haus, das ich in meinem grenzenlosen Optimismus schon als Rettung bezeichnet hatte, hatte eine Schlacht stattgefunden. Ich war mir nicht sicher, was die angemessenere Reaktion wäre. Einfach ohnmächtig werden oder anzufangen zu schreien. Letztendlich stand ich einfach nur da, bevor ich einen ersten Schritt auf das Haus zu machte. Osaft hinter mir schien erst jetzt vollständig zu begreifen, warum ich stehen geblieben war.

„Holy Shit.“ Um ehrlich zu sein, beschrieb das ziemlich genau das, was ich dachte.

Und auch wenn das eklig war und ich vermutlich anfangen würde zu kotzen, sobald ich die erste Person erkennen konnte, momentan übte das Szenario auf mich eine fast unheimliche Faszination aus und ohne es wirklich zu wollen bewegte ich mich immer näher auf die weit geöffnete Tür zu, die mir eine Idee davon verpasste, dass dieses Spiel noch ernster war, als bisher vermutet.

„Was zur Hölle ist da passiert?“ Ich betrat die Lichtung, an der die Bäume aufhörten und der Waldweg, der eher einem Trampelpfad geglichen hatte, von einem hellen Kiesweg abgelöst wurde. Das war an sich nicht unangenehm. Keine Wurzeln, über die man stolpern konnte. Keine Äste, die mir die Arme noch weiter zerkratzen konnte. Dafür gaben mir ein paar dunkle Flecken auf dem sonst so wunderbar hellen Boden eine kleine Vorahnung darauf, was mich im Haus erwarten würde.

Ein Schauer überlief mich, aber obwohl ich mir spätestens jetzt sicher war, dass ich keine der Personen in diesem Haus von nahem sehen wollten, trugen meine Füße mich unaufhörlich darauf zu.

„Wo gehst du hin, Micha?“ Ich hörte wie der Kies knirschte, als Osaft mir folgte. Und trotzdem konnte ich nicht wirklich stehen bleiben. Bis ich dann begriff, warum mir die erste Leiche so verdammt bekannt vorkam, stand ich schon unmittelbar vor Maudado. Und damit war ich raus. Sorry, Leute. Ich meine, ich wusste, wie Maudado aussah. Der einzige Grund dafür ihn nicht erkannt zu haben, war, weil er tot aussah. Klingt sinnlos, aber er war bleich und blutverschmiert und das, was mich am meisten an seiner Erscheinung störte, war seine ausgestreckte Hand auf der ein simples schwarzes „T“ abgebildet war.

Maudado war also Traitor. Maudado war vieles. Aber kein Traitor. Gut, dass klingt dumm. Aber so war es nun mal. Maudado war einfach eine gute Seele. Und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemanden töten würde. Mit seltsam zitternden Fingern hob ich seine Hand an. Wie zu erwarten war sie kalt und hätte genau so gut von einer Puppe stammen können. Ich rieb vorsichtig über das „T“. Nichts passierte. Was logisch war. Ich wusste selbst nicht, warum ich das getan hatte. Hatte ich allen Ernstes gehofft, dass das „T“ sich einfach wegrubbeln lassen würde? Eher nicht.

Trouble in Terrorist Town - Caught in a simulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt