10. Gefühle. Viele Gefühle.

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Lebende (vielleicht): Dner (Felix), MrMore (Pascal), Rotpilz (Felix), Zombey (Michael), Osaft, Herr Bergmann (Tim)

PoV: Felix/ Rotpilz

Ich atmete weiter so flach wie irgendwie möglich. Ich hatte immer noch Angst, dass Tim zurückkommen könnte. Ich sah Taddl an und fühlte mich stark an einen Zombie Film erinnert. Auch wenn das hier realer war. Gut, da könnte man jetzt kommen und sagen, dass das alles nicht real war, sondern nur eine Simulation, aber ganz ehrlich, das stimmte nicht. Ich hatte meine fünfte Prüfungskomponente im Abitur über Simulationen gemacht und egal wie sehr ich mir das einredete, mein Gehirn selbst verklickerte mir sehr überzeugend, warum genau das keine Simulation sein konnte. Oder zumindest nicht die Art Simulation, die mir vorher beschrieben worden war.

Denn nach diesen Erklärungen war ein Ort entworfen worden, von dem mein Gehirn bei Betreten des Raumes schon erste Eindrücke empfangen und ihn sich eingeprägt hatte. Bei dem Anschluss an diese Gerätschaften, die mich wahnsinnig interessiert hatten, wurde mein Gehirn dann davon überzeugt, dass dieser Ort real war und ich mich dort befand. Und laut den Machern war das alles. Aber die Personen hier hatten Charakter. Und ja, in einer Simulation konnten durchaus Personen vorkommen. Aber die... okay. Ich wusste nicht, inwiefern sich die Personen so verhalten mussten, wie ich es mir vorstellte, aber schon allein, dass Tote so komplett anders aussahen, als in meiner Vorstellung, passte nicht wirklich.

Vorsichtig machte ich einen Schritt auf Taddl zu. Ich rechnete fast damit, dass Taddl sich wieder aufsetzte. Denn er sah nun mal wirklich aus wie ein potenzieller Zombie. Ich atmete einmal tief durch und machte dann den nächsten Schritt. Taddl setzte sich noch immer nicht auf, um mein Gehirn zu essen. Obwohl ich das ganz bestimmt verdient hatte. Ach scheiße. Ich kniff die Augen zusammen, um Taddls Leiche eine weitere Chance zu geben, einen „TheWalking Dead“ ähnlichen Auftritt zu machen. Doch noch immer passierte nichts. Ich fragte mich kurz, ob es wohl angebracht war, zu weinen. Wahrscheinlich schon.

Ich, Felix Hardy, hatte nämlich gerade einen Menschen erschossen. Und eigentlich spielte es keine Rolle, dass das hier eine ungewöhnlich reale Simulation war. Denn trotzdem war der Mensch, den ich erschossen hatte, Taddl. Ich hatte die Simulation als Ausrede benutzt, um jemanden zu töten. Es war scheißegal, dass das vielleicht tatsächlich nicht real war. Ich hatte es riskiert, einen Menschen zu töten, nur weil ich hatte gewinnen wollen. Gott, was war ich für ein Mensch? Beziehungsweise, was war ich jetzt für ein Mensch?

Ich hatte alles aufgegeben, für das ich gelebt hatte. Ich hatte gelebt, weil das Leben schön war. Weil ich Spaß haben wollte. Weil ich wollte, dass alle Spaß hatten und dass alle die Schönheit des Lebens so erkannten, wie ich es tat. Das Problem der Sache war, dass ich jetzt schlecht nach dem Motto weiter leben konnte. Weil ich gerade jemanden umgebracht hatte, der eindeutig Gefühle hatte und eventuell sogar Spaß beim Leben gehabt hätte. Falls er in irgendeiner Weise real war. Aber ich Idiot hatte mich von meiner Sucht nach dem Sieg blenden lassen. Ich hatte das Spiel gewinnen wollen, damit ich weiter Teil dieses Projekts sein konnte. Damit hatte ich mich kaputt gemacht und alles zerstört, wofür ich gelebt hatte. So richtig schön clever.

Toll. Gut. Dann musste ich jetzt halt für etwas anderes leben.

Leichter gesagt, als getan. Ich konnte nicht einfach meine Lebenseinstellung ändern. Ich konnte nicht einfach das akzeptieren, was ich gerade getan hatte. Scheiße. Ehe ich mich versah, saß ich neben Taddls Leiche auf den Boden und nahm wie in Trance seine Hand. Die Hand, auf der ein simples „D“ erschienen war, um mich daran zu erinnern, was ich getan hatte. Ich ließ die Hand los und lehnte mich neben den toten Vielleicht-Zombie an den Baumstamm. Interessiert sah ich in Taddls Gesicht. Bitte sagt mir nicht, wie unheimlich und ekelhaft das war. Ich wusste, das schon. Was aber noch unheimlicher war, war, dass ich mir verdammt sicher war, dass ich nicht dem Taddl ins Gesicht gesehen hatte, den ich kannte. Gekannt hatte. Schließlich war er inzwischen tot. Weil ich ihn umgebracht hatte. Weil ich ein Arschloch war. Und nein, ich war noch immer nicht in der Lage zu weinen.

Trouble in Terrorist Town - Caught in a simulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt