9. Hass und Leere

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Lebende (vielleicht): Dner (Felix), Taddl, MrMore (Pascal), Rotpilz (Felix),Delay (Dario), Zombey (Michael), Osaft, Herr Bergmann (Tim)

PoV: Taddl

„Aaaahrgh.“ Wutentbrannt verpasste ich dem Baumstamm einen Tritt. Ich konnte sehen, wie Tim neben mir missbilligend das

Gesicht verzog und ich spürte einen stechenden Schmerz, der durch meinen Fuß schoss, als Haut und Knochen auf das morsche Holz traf. Sofort stiegen mir wieder Tränen in die Augen. Ich hasste Tränen. Ich hasste mein Bein dafür, dass es mir wehtat und mich in den Möglichkeiten meinem Hass Ausdruck zu verleihen einschränkte.

„Ich hoffe, du erwartest nicht, dass sich deine Schmerzen durch sowas bessern.“ Ich hasste Tim dafür, dass er so eine nette Stimme hatte, ich hasste ihn dafür, dass er mich gerettet hatte, ich hasste ihn für seine Vernunft und ich hasste ihn dafür, dass so ruhig und nett blieb.

Ich ließ mich auf den Boden fallen, um meinem Fuß eine stille Entschuldigung zukommen zu lassen. Diagnose von Tim war gewesen, dass der Knöchel verstaucht war. Außerdem hatte ich bei meinem Sturz noch etliche Schrammen kassiert und meine linke Schulter war wahrscheinlich geprellt oder so. Und auch dafür hasste ich mein Schicksal. Ich lebte noch. Ich hatte überlebt und das Schicksal hatte mir auf so erbärmliche Art und Weise ein Handikap verpassen müssen.

„Ich hasse Felix“, zischte ich giftig. Ja. Felix hasste ich noch mehr, als das Schicksal, Tim, meinen Fuß, mich selbst und die Leute, die das hier alles organisiert hatten. Felix hatte mein Vertrauen zu ihm ausgenutzt. Er hatte nicht nur Maudado, seinen Traitorkollegen, umgebracht, sondern wahrscheinlich auch Holly und zu hundert Prozent Dario. Von wegen Dario ist weggelaufen. Ich hatte Felix gegeben Dario zu holen und stattdessen war er hin und hatte ihn abgeknallt. Und jede Wette sobald ich ihn dazu gezwungen hätte zu der Richtung zu gehen oder wenn er mich nicht mehr brauchte, dann hätte er mich genauso eiskalt erschossen. Und das schlimmste war ja, dass wegen meiner dämlichen Naivität More tot war. Gott,wie lange kannte ich Felix schon? Mehrere Jahre. Gefühlte Jahrtausende. Und dann war er auf einmal Traitor und mutierte zum eiskalten Killer. Willkommen in meinem Leben.

„Taddl, steh wieder auf.“

„Steh wieder auf? Ich bin die ganze Zeit wieder aufgestanden. Wir sind den ganzen Tag gelaufen. Ich bin K.O.. Ich bin fix und fertig. Anders als du konnte ich gestern Nacht nicht schlafen. Und ich laufe jetzt schon seit guten zehn Stunden mit einem mindestens verstauchten Knöchel herum. Ich wurde von einem meiner besten Freunde verraten. Ich habe Dario befohlen Peter zu töten, obwohl Peter Inno war. Ich hab Felix blind geglaubt, nachdem er Maudado, der by the way auch Traitor war, umgebracht hatte. Und dann hab ich ihn zu Dario geschickt. Ich hab Dario an Felix ausgeliefert und jetzt mehr oder weniger auch More auf dem Gewissen. Okay? Was ist dir alles passiert? Oh, du hast einen total verängstigten Zombey verjagt und ein paar Leichen gefunden. Wow, du bist abgehauen und hast mir geholfen. Echt. Nicht mal einen Kratzer hast du abgekriegt. Erzähl du mir also nichts vom Weiterlaufen.“ Ich spürte, wie mir eine Tränen über die Wange lief. Nicht weil ich traurig war, nein das war ich bestimmt nicht. Die Träne lief da einfach entlang weil es wehtat. Mein Fuß, meine Schulter, mein Kopf. Jede Zelle in meinem Körper war erschöpft und wollte nichts anderes als Schlaf. Eine Pause. Aber immer wenn ich meine Augen schloss sah ich Felix. Mein Gehirn konnte sich alles genau vorstellen.

Wie Felix Dario erschoss. Und Holly. Und Pascal. Das mit Maudado musste ich mir nicht mal vorstellen. Ich sah, wie Dario Peter erschoss und wie daraufhin das „I“ auf seiner Hand sichtbar wurde. Ich sah das „I“ von Manu. Ich sah Darios Leiche. Mores Leiche. Ich sah alle Leichen. Und ich hasste mich dafür, dass es mir nicht gelungen war, ihren Tod zu verhindern. Ich hatte versagt. Ich sollte an ihrer Stelle da liegen. Weil ich der Detective war und ihnen hatte helfen sollen. Ich hatte ihnen helfen sollen! Und stattdessen war ich auf Felix reingefallen. Ausgerechnet ihm hatte ich ohne zu zögern vertraut. Aber warum auch nicht. Neben Manu (den ich ja auch noch nie „live“ gesehen hatte) war er der einzige zu dem wirklich engen Kontakt hatte und dem ich vor dieser Aktion sein Leben anvertraut hätte. Jo. Ihr merkt, vertraut nie den Leuten, bei denen ihr euch sicher seid, dass ihr ihnen vertrauen könnt. Vertraut einfach niemandem.

Trouble in Terrorist Town - Caught in a simulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt