Kapitel 15

1.9K 109 33
                                    


Kaum hatten Annalena und Katharina die Location erreicht, kam ihnen Claudia Roth schon im Eingangsbereich entgegen. Sie strahlte die beiden überglücklich an und zog eine etwas überforderte Annalena auch sogleich in eine knochenbrechende Umarmung.

"Das war so stark von dir gestern. Ich bin so so stolz auf dich, wir alle sind stolz.", sie löste sich aus der Umarmung und sah sie mit funkelnden Augen an. Annalena war bewusst, dass wohl nicht jeder stolz auf sie war und bestimmt auch nicht jeder ihren Auftritt gestern guthieß aber das war ihr herzlich egal. Sie griff Katharinas Hand und lächelte sie offen an, immer noch etwas verunsichert ob das alles denn gerade wirklich passierte.

Claudia sah zwischen den Beiden hin und her und musste automatisch noch breiter Lächeln.

Hand in Hand und gefolgt von Claudia, begaben sich alle drei in Richtung der Halle, in der die Festivitäten, falls es denn tatsächlich einen Grund zum Feiern geben sollte, ausgetragen werden würden.

Tatsächlich herrschte schon ausgelassene Stimmung. Einzelne kleine Grüppchen an Abgeordneten und sonstigen Geladenen standen um Tische verteilt und schienen sich angeregt zu unterhalten. Von Nervosität fehlte jede Spur, was Annalena sofort selbst etwas beruhigte.

Kaum hatte sich die ältere Politikerin von ihnen verabschiedet kam Robert auch schon auf sie zu.

"Da seid ihr ja endlich.",er sah kurz etwas skeptisch zwischen den beiden hin und her bis sein Blick auf ihre Hände fiel und er sich zügeln musste nicht zu auffällig zu grinsen.

"Ja wir...vor dem Wahllokal war eine Schlange.", meinte Annalena was Roberts Grinsen nur intensivierte und er ungläubig eine Augenbraue hob, doch nichts weiter zu dem Thema sagte.

"Wie auch immer, ihr seid ja noch rechtzeitig hier.", er sah auf seine Armbanduhr. "Noch zwanzig Minuten. Ich nehme jetzt einfach mal an du nimmst keinen großen Wert darauf, davor noch eine Rede zu halten?"

Annalena schüttelte bestätigend den Kopf und Robert verkündete dass er gleich noch einige Worte sagen würde, dann verschwand er wieder in Richtung der kleinen Bühne.

Katharina nutze den Moment der Ruhe und drehte sich, sodass sie nun direkt vor Annalena stand. Sie nahm auch noch ihre zweite Hand und drückte diese kurz.

Die Politikerin lächelte, wenn auch etwas verwirrt.

"Ich will dir nur nochmal sagen, egal wie die Wahl ausgeht, egal was passiert, ich bin so extrem stolz auf dich! Für mich hast du schon gewonnen."

Annalena stiegen die Tränen in die Augen und sie musst einige Male schnell Blinzeln, um ihr Make-Up vor den drohenden Spuren einiger salziger Tränen zu bewahren. Sie sah sich kurz um und hauchte Katharina dann schnell einen Kuss auf die Lippen.

"Danke!", flüsterte sie und wünschte gleichzeitig sie könnte etwas sagen, um der Jüngeren zu vermitteln wie viel ihr diese Worte bedeuteten. Sie wünschte sie könnten gerade irgendwo anders sein, nur sie beide, nicht hier, nicht in einem Raum mit so vielen Menschen, nicht kurz vor einem der entschiedensten Momente ihres Lebens.

Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende Gedacht musste sie sich selbst widersprechen, natürlich war das Wahlergebnis das worauf sie seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren hingearbeitete hatten, doch das alles schien in Katharinas Präsens zu erblassen.

"Alles okay?", fragte diese, mittlerweile etwas besorgt, und riss Annalena somit aus ihren stetig wandernden Gedanken.

"Ja ich...bin nur froh, dass du hier bist."

Katharina wollte wohl noch etwas sagen, doch sie wurde sogleich von Robert, der mittlerweile die Bühne betreten hatte, unterbrochen.

Er begrüßte alle Anwesenden und rekapitulierte die vergangenen Wochen und Monate in seiner typischen Robert Art, philosophisch.

Choosing You - An Annalena Baerbock FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt