Kapitel 3

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Um 18 Uhr verließen beide das Büro und Frau Baerbock schlug vor sie in zwei Stunden abzuholen. Katharina stimmte zu und versuchte schnellstmöglich nach Hause zu kommen um sich fertig zu machen. Nachdem sie sich in Rekordzeit geduscht und ihr Make-Up aufgetragen hatte, stand sie grübelnd vor ihrem Kleiderschrank. Es war Mitte April und noch relativ kühl, vor allem Abends. Sie konnte auch nicht in Büroklamotten auftauchen, damit waren schon einmal einige Kleidungsstücke ausgeschlossen. Letztendlich entschied sie sich für ein relativ kurzes schwarz-grau kariertes Kleid, in Kombination mit einem schwarzen Langarm-Shirt und einer Strumpfhose. Sie zog ihre schwarzen Stiefel an, lockte sich ihre schulterlangen braunen Haare und legte ihren Schmuck an. Und dann hieß es warten. Sie hatte noch gut 20 Minuten Zeit, die sie damit verbrachte viel zu nervös durch ihre Wohnung zu laufen und alle 2 Minuten ihr Handy zu checken. Zwischendurch fielen ihr noch etliche Dinge ein die man ja noch schnell erledigen konnte, wie zum Beispiel etwas Parfüm auftragen, Deo, ihre Tasche zum zehnten Mal checken...

Nach einiger Zeit fiel ihr plötzlich auf was sie da eigentlich tat, warum war sie denn nur so nervös? Sie ging auf kein Date, sie musste keine Prüfung bestehen, wieso spürte sie dann wie ihr Herz so unkontrollierbar schnell gegen ihren Brustkorb schlug. Ihr Handy vibrierte in ihrer Tasche und sie fischte es mit zittrigen und kalten Fingern heraus. Es war tatsächlich Frau Baerbock, die anscheinend schon da war. Fünf Minuten zu früh. Auf dem Weg nach draußen zog Katharina noch ihre schwarze Jeansjacke an und zog dann die Haustür hinter sich zu. Frau Baerbock hatte direkt vor dem Gebäude geparkt und lächelte sie freudig an als sie auf das Auto zukam. Nur sie war im Auto und Katharina stellte fest, wie erleichtert sie war, dass noch keiner der anderen eingeladenen Parteimitglieder dabei war. Sie öffnete die Tür und glitt in den Beifahrersitz.

"Hallo.", begrüßte sie ihre Chefin leise aber lächelnd. Die andere Frau trug eine weit geschnittene dunkelgrüne Hose und eine cremefarbene Bluse. Wie immer hatte sie ihre silbernen Ohrringe an. Als Katharina sie jedoch genauer musterte fiel ihr auf, dass ihr Make-Up definitiv etwas markanter war als sonst; der rote Lippenstift in Kombination mit dem dunklen Lidschatten ließen ihre Augen noch blauer wirken, und auch die hochgekrempelten Ärmel der Bluse, die nun ihre Arme zur Schau stellten, ließen Katharina die Wärme in die Wangen steigen.

Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie hätte sich schlagen können, dass es ihr nicht früher aufgefallen war, dass sie es nicht verhindert hatte. Siedend heiß wurde ihr bewusst, dass sie sich in ihre rund 20 Jahre ältere Chefin verliebt hatte. Oh, sie hätte es doch wissen müssen, alleine schon das Gefühl in ihrer Brust und Magengegend, jedes mal wenn die ältere Frau sie ansah, sie anlächelte, hätten Hinweis genug sein sollen.

Genau wie jetzt, Katharina bemerkte, dass es seit einiger Zeit still gewesen war und nach dem abwartenden Blick ihres Gegenüber zu urteilen, hatte sie wohl etwas ganz und garnicht mitbekommen.

"Ehm...tut mir leid, was haben sie gesagt?", und natürlich wurde sie schlagartig noch röter. Doch Frau Baerbock lächelte nur wieder ihr charmantes Lächeln, welches Katharina überhaupt in diese Situation gebracht hatte.

"Ich habe nur gesagt, dass sie sehr hübsch aussehen.", sie wollte sie umbringen, ganz klar. Sie hatte sie mit Sicherheit durchschaut, wahrscheinlich sogar gemerkt was los war, bevor sie es selbst gewusst hatte und das war die Rache. Sie würde sie für immer damit aufziehen und- "Schauen sie nicht so ungläubig, ich meins ernst. Sie sollten ihre Haare öfter so tragen."

"Dankeschön.", brachte Katharina gerade so heraus. Zum Glück wechselte Frau Baerbock dann das Thema und startete den Motor. Die komplette Fahrt versuchte sie sich dann selbst davon zu überzeugen, dass es sich hierbei nur um eine kleine Schwärmerei handelte und diese in ein paar Wochen mit Sicherheit wieder vorbei wäre. Hoffentlich.

Choosing You - An Annalena Baerbock FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt