Choosing You - An Annalena Baerbock FF

Kapitel 8

Nachdem Katharina ein öffentliches Statement an die Presse abgeben musste, was ihr peinlicher war als sie zugab, verbrachten die Kanzlerkandidatin und sie einige Tage in Berlin, bevor sie die nächsten Ziele der Tour anfahren würden; diesmal natürlich mit verstärktem Polizeischutz.

Trotz Katharinas Wutausbruch an diesem Tag, fielen die Umfragewerte der Grünen nicht ab, eigentlich ganz im Gegenteil. Für viele schienen Annalenas kleine Fehler in den Hintergrund zu rücken, während Katharinas Unterstützung ihrer Parteivorsitzenden gegenüber die Leute zu inspirieren schien. Nach der wochenlangen Platzierung hinter Herr Laschet bei den Umfragen, schien Annalena nun die SPD fast eingeholt zu haben. Katharina hatte ja mit Vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit so einem Sinneswandel der Bevölkerung.

Die vergangenen Tage war Annalena nicht von ihrer Seite gewichen, nie hätte Katharina erwartete dass sie der anhängliche Typ wäre, aber sie wollte sich nicht beschweren. Endlich war sie nicht mehr dazu gezwungen ihre Gefühle ständig zu unterdrücken, sondern konnte ihnen freien Lauf lassen. Jeden Tag dachte sie, sie könnte sich nicht noch mehr in die andere Frau verlieben, doch jeden Tag aufs Neue wurde ihr das Gegenteil bewiesen.

Am Sonntag Abend saßen sie, eng zusammen gekuschelt unter einer Decke, auf dem Sofa und sahen irgendeinen kitschigen Film der im Fernsehen lief. Katharina achtete eigentlich gar nicht wirklich auf die Handlung sondern fokussierte ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf Annalena; wie sich ihr Brustkorb mit jedem Ein- und Ausatmen langsam hob und senkte, wie die Finger ihrer rechten Hand in bestimmten Zeitabständen durch ihre Haare fuhren um die Strähnen, die nach vorne gefallen waren wieder zu bändigen, wie sie jedes Mal wenn der Hauptcharakter des Filmes irgendetwas besonders dummes machte kurz lachen musste und sie dabei ihren Kopf nach vorne fallen ließ.

Ja, sie stand voll und ganz unter Annalenas Bann und sie hatte kein Interesse aus diesem befreit zu werden. Eigentlich konnte sie ihr Glück immer noch nicht fassen, und der Gedanke an ihren ersten Kuss schien zeitgleich absurder und realer denn je.

***

Die darauffolgenden Wochen vergingen wie im Flug und während sich die beiden jeden Tag sahen, hatten sie doch kaum Zeit für einander. Nicht nur war Annalena im letzten Drittel des Wahlkampfes angekommen, wo es nun nochmal an ihr war Vollgas zu geben, auch kam das Ende von Katharinas Praktikum immer näher und ihre schulischen Verpflichtungen wuchsen fast schon ins unermessliche, an ihre anstehende Bachelorarbeit wollte sie gar nicht erst denken.

An ihrem letzten Tag im Büro hatte Annalena für sie eine kleine Abschiedsfeier mit einigen Parteimitgliedern, unter anderem Robert Habeck und Claudia Roth, organisiert, was Katharinas Vernarrtheit in die andere Frau nur noch mehr befeuerte.

"Auf Katharina, ihr überstandenes Praktikum und ihren Abschluss, den sie schon so gut wie in der Tasche hat.", toastete Annalena überschwänglich mit ihrem zweiten Sektglas in der Hand. Die anderen schienen mehr als verwirrt über die kleine Festivität, da Praktikanten wohl sonst nicht auf diese Weise verabschiedet wurden, aber Katharina war das ziemlich egal. Sie genoss die Gelassenheit ihrer Freundin und die Aufmerksamkeit die sie ihr schenkte.

Später, als die anderen gegangen waren und die beiden immer noch zusammen im Büro saßen und die Überreste des Alkohols tranken, schwelgte Katharina etwas trübsinnig in Erinnerungen.

"Eigentlich schade, dass es jetzt schon vorbei ist, jetzt kann ich dich nur noch außerhalb des Büros nerven.", neckte sie Annalena, versuchend ihre Betrübtheit weitestgehend zu verstecken und legte ihren Kopf für einige Momente auf Annalenas Schulter ab. Diese war weiterhin still aber hauchte ihr einen sanften Kuss auf ihren Haaransatz. Dann nahm sie Katharina das Sektglas aus der Hand und stellte es, zusammen mit ihrem, neben sich auf dem Tisch ab.