Banzai!

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Jon stand in dem großen Badezimmer unter der Dusche. Eigentlich, so dachte er, war das mehr eine Personen-Waschanlage als eine Dusche, denn aus nicht weniger als neun Düsen in den Kabinenwänden trafen ihn wohlig-warme Wasserstrahlen und verwöhnten ihn sanft. Seit etwa einer viertel Stunde genoss er ausgiebig diese heiße Dusche, die seine Müdigkeit wegwusch. Zu gerne hätte er mit Kyrill zusammen geduscht, aber der hatte noch irgendwas mit Geoffrey zu besprechen. Wahrscheinlich wegen Dennis und dem Empfang, der wohl bald bevorstand.

Wenn er daran dachte, wurde ihm etwas mulmig. Sicher, der Anzug, den er bekommen sollte war sehr elegant, doch hatte er nicht das Gefühl gehabt, etwas zu tragen was ihm nicht gefiel. Anders war es mit dem Gedanken an den Empfang selbst. Jon hasste Familienfeiern und festliche Anlässe überhaupt. Er fühlte sich dann immer wie auf dem Präsentierteller und war stets bemüht, nur ja nicht aufzufallen. Er konnte sich noch gut an den Geburtstagsempfang bei Tante Agathe erinnern:. „Schau nur, wie groß er geworden ist“, hatte die Tante gemeint, was offensichtlich ein geheimes Kommando dafür war, dass er herumgereicht wurde und die Tanten ihm die Haare durcheinander brachten und ihn in die Wangen zwickten. Der Spruch „Du hast da was im Gesicht“ warnte ihn gerade noch rechtzeitig: Er konnte er gerade noch entfliehen, obwohl Tante Viktoria schon ihr Taschentuch gezückt und eingespeichelt hatte um ihm einen imaginären Fleck von der Wange zu putzen.  

Jon bekam eine Gänsehaut, erschauerte und schüttelte dieses Horror-Szenario aus seinen Gedanken. Sicher würde der Empfang hier nicht so grässlich werden. Immerhin war keine seiner Tanten eingeladen. Seine Mutter würde die einzige sein, die er kennen würde, außer Kyrill natürlich.

Er drehte die Temperatur des Wassers noch etwas hoch und beschloss, einen weiteren Knopf zu drehen, den er bisher noch nicht ausprobiert hatte. Sofort begann ein Schwall warmen Wassers aus einer Düse in der Decke der Duschkabine auf ihn herabzuregnen. Reglos stehend genoss er die Massage durch das Wasser einige Minuten und drehte dann alles ab. Er griff nach einem flauschigen Handtuch und begann sich abzutrocknen und zog sich den nachtblauen, seidenen Bademantel an, den David ihm bereitgelegt hatte. Nachdem er sich im Spiegel bewundert und seine Haare in Ordnung gebracht hatte, schlüpfte er aus dem Badezimmer hinaus und ging ins Schlafzimmer.

Seine Hoffnung, dass Kyrill schon da wäre, wurde erfüllt. Kyrill saß in einen seidenen schwarzroten Kimono gehüllt bereits im Bett und legte das Buch, in dem er gelesen hatte, weg als Jon den Raum betrat.

Jon blieb an der Tür stehen und begann zu grinsen. Kyrill wollte gerade fragen weshalb Jon so lachte, kam aber nicht mehr dazu, denn Jon plötzlich sprang auf, rief laut „Banzai[i]!“ ,stürzte auf das Bett zu und landete in Kyrills Armen. Beide mussten laut lachen. Jon war völlig außer Atem, kuschelte seinen Körper eng an Kyrill, schmiegte seinen Kopf an dessen Brust und begann ihn zu streicheln.

Kyrill erwiderte diese Zärtlichkeit, legte eine Hand sanft auf den Nacken des Jüngeren begann ihn liebevoll zu kraulen. Jon schnurrte voll Zufriedenheit und ein wohliger Schauer überkam ihn, als Kyrill seine Hand unter den Bademantel schob und er dessen Fingerspitzen sanft über seine nackte Haut gleiten spürte. Er beugte sich vor und langsam vereinten sich seine Lippen mit denen Kyrills zu einem lang anhaltenden Kuss.

Ohne die Verbindung zu unterbrechen, begann Kyrill Jon den Bademantel langsam von seinem anmutigen Körper zu streifen. Jon gelang es, sich ein wenig aufzusetzen ohne dabei den Kuss zu unterbrechen. So konnte er nun Kyrills Beispiel folgen und begann seinerseits damit, Kyrill den Kimono auszuziehen. Beide atmeten sie heftiger und als Jon mit einer hastigen Bewegung den Kimono fortwarf ließ er sich wieder zurück sinken.

Nackt lagen nun aufeinander, noch immer in dem langen Kuss vereint. Raum und Zeit hörten für Jon endgültig zu sein auf, und er öffnete seinen Mund um Kyrills Zunge Einlass zu gewähren. Während sie aufeinander lagen und sich gegenseitig streichelten führten ihre Zungen einen seltsamen Reigen auf, der sie am Rande einer ekstatischen Verzückung entlang schweben lies. Das Haus um sie herum und auch das Bett waren längst verschwunden. Jons Universum bestand nur noch aus ihm, Kyrill und einem Weltall voller unbändiger Energie. Er ließ sich fallen.

Sein Universum drehte sich, als Kyrill ihn auf die Matratze drückte und nun den Kuss abbrach, jedoch nur um ihn von neuem mit Küssen zu liebkosen. Jon keuchte, als er Kyrills starken männlichen Körper auf dem seinen spürte. Er fühlte sich gleichzeitig gefangen und geborgen, ausgeliefert und bedroht und doch beschützt. Der Widerstreit seiner Emotionen und Kyrills Körper auf ihm löste ein Feuerwerk der Sinne aus, in dem sich Jon zu verlieren begann. Er wurde begehrt und er wollte sich dem hingeben der ihn begehrte. Jon keuchte. Er schlang seine Arme um Kyrill und zog ihn zu sich hinab. Kyrill senkte sein Gesicht auf Jons Hals herab und begann damit, diesen mit Küssen zu übersähen.

Heiß waren Kyrills Atem und seine Küsse auf Jons Haut. Er verlor sich nun ganz und reckte seinen Körper Kyrill entgegen. Völlig wollte er sich Kyrill hingeben, alles auskosten und noch mehr verlangen. Mit geschlossenen Augen und schwer atmend fühlte er, wie Kyrill seinen ganzen Körper liebkoste.

Kyrills Hände und Zunge schienen überall zu sein. Lustvoll erforschte Kyrill Jons Körper, spürte wie der Junge unter seinen Liebkosungen wohlig erzitterte und fühlte das Blut in seinen Adern heiß pulsieren. Seine Augen verengten sich. Sie beide tanzten am Rande eines Abgrundes der Lust, aus dem es kein Entrinnen geben würde. Ein Schritt, nur ein winziger Schritt noch und Jon wäre für Ewig darin gefangen. Mit Kyrill zusammen. In Kyrills Kopf schrie eine Stimme nach Jons Blut.

Jon war unfähig, etwas zu sagen, wollte es auch gar nicht, und so drang nur ein lustvolles Stöhnen aus seinem Mund als Kyrill ihn auf den Bauchnabel küsste. Sein Körper glühte vor Verlangen, sein Herz klopfte und sein Geist wollte, dass dieser Moment nie vorbei sein würde.

In der Ferne heulte der Wind.

Kyrill und JonathanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt