Ermattet waren beide eng aneinander umschlungen eingeschlafen, als sie von einem vorsichtigen Räuspern geweckt wurden:
Vor der Abendsonne zeichnete sich die Silhouette von David ab, der ein Tablett mit kalten Getränken mitgebracht hatte. Jon und Dennis setzten sich ruckartig auf und griffen zu. Jon hatte das Gefühl, dass David sie merkwürdig ansah und murmelte verschämt grinsend ein „Danke schön“. David lächelte zurück, stellte das Tablett neben die beiden auf den Boden und verschwand ebenso schnell und geräuschlos wie er gekommen war.
„Das war ja jetzt peinlich“, sagte Dennis zu Jon, doch der lachte nur und meinte „Ach was. Erstens hat er nicht gesehen, was wir gemacht haben und Zweitens war ich mit ihm auch schon mal nackt in der Badewanne.“ – „Du meinst also, er hat das da nicht gesehen?“, gab Dennis grinsend zurück und zeigte auf Jons noch immer erregte Männlichkeit. „Du siehst so süß aus, wenn du rot wirst“, setzte er kichernd hinzu.
„Was jetzt“, wollte Jon das Thema wechseln. „Ich weiß nicht“, gab Dennis zurück, „Du kennst dich doch hier aus?“ – „Hm... bis zum Abendessen ist noch Zeit, wie wär‘s mit ´ner Runde Playstation?“ – „Cool, lass uns gehen“, antwortete Dennis begeistert.
In der Zwischenzeit wurde Geoffrey langsam unruhig.
„Hast du eine Ahnung, weshalb er nicht zurück gekommen ist?“ wollte er von David wissen.
„Er war so komisch letzte Nacht. Er wollte in die Stadt. Wegen... Wegen der Wölfe“, antwortete David zögernd und setzte hinzu: „Sicher musste er wegen der Morgendämmerung in der Stadt bleiben. Er kommt bestimmt, wenn es wieder dunkel ist.“
„Hoffentlich behältst du recht, David“, entgegnete Geoffrey nachdenklich.
Jon platze auf einmal in den Raum:”Wann kommt Kyrill endlich?“
Auf diese Frage hatte Geoffrey gewartet und sie gefürchtet. Stets hatte er gehofft, das Kyrill heim käme, bevor Jon sie stellen würde. Es war bereits dunkel draußen, und sein Herr hätte mit dem schnellen Wagen schon längst wieder hier sein sollen, wenn er bei Einbruch der Dunkelheit losgefahren wäre. Geoffrey machte sich Sorgen. Er warf einen kurzen Blick zu David hinüber.
„Sir Kyrill hat heute viel im Büro zu tun. Ich fahre jetzt los, ihn abzuholen“, antwortete er.
„Oh, jetzt erst?“, wollte Jon enttäuscht wissen.
„Ja, Jon. Es wird sicher spät, bis wir zurück sind.“ Geoffrey blickte lächelnd in die Runde, verabschiedete sich und verließ die Küche.
Schnellen Schrittes ging Geoffrey zur Garage. Minuten später kreischten die Reifen seines Motorrades als er die Garage verließ. Nahezu wie der Wind raste er auf das Haupttor zu und jagte dann über die Landstraße zur Stadt.
Dort angekommen spürte er Kyrills Wagen über GPS auf. Erneut startete er seine Maschine und wenige Minuten später erreichte er die Straße, in der der Wagen abgestellt war. Er stieg aus und fand ihn erwartungsgemäß leer.
Geoffrey sah sich um. Nirgends war eine Spur von Kyrill zu entdecken. Nachdenklich blickte er in die Nacht und lauschte. Doch er nahm nichts Außergewöhnliches wahr. Autos fuhren durch die Straßen und warfen das Licht ihrer Scheinwerfer an die Wände der Häuser. Hin und wieder waren die Sirenen der Polizei zu hören. Ab und an blitzte die Reflektion eines Blaulichtes an den Häusern.
Geoffrey fiel ein, was David gesagt hatte: von Wölfen hatte er gesprochen. Es war ihm nun klar, wohin Kyrill gegangen war und schnellen Schrittes folgte Geoffrey ihm nun und es dauerte nicht lange, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Gespenstisch hob sich die ausgebrannte Ruine von der Nacht ab, getaucht in grelles Scheinwerferlicht, durchzuckt von den blau aufblitzenden Lichtern der Polizeifahrzeuge. Geoffrey blieb im Schutz der wilden Hecken stehen und versuchte, die Lage zu überblicken.
Das schlimmste befürchtend schlich Geoffrey vorsichtig durch den Garten, bis er auf einmal zwei Polizisten gestikulieren sah. Er schlich näher und konnte ihr Gespräch belauschen. Offenbar hatte der eine von ihnen eine Spur entdeckt, die vom Haus weg und durch den Garten führte. Möglicherweise die Fährte eines Brandstifters auf der Flucht. Sein Kollege hielt sie jedoch für die Spur eines Tieres auf der Flucht vor dem Feuer. Wenn er sich mit seiner Abenteuergeschichte lächerlich machen wolle, meinte dieser zu ihm, dann solle er ihn gefälligst da raus lassen; er selber wolle nichts damit zu tun haben.
Geoffrey wartete angespannt bis sich die Polizisten entfernten und folgte seinerseits dieser Spur. Als er bemerkte, dass sie aus dem Garten zu Baustelle und dann weiter zur Straße führte, war er sich sicher, dass es Kyrills Spur war.
Auf der Straße angelangt, war sie nicht mehr so einfach zu sehen. Geoffrey hielt aufgeregt den Atem an, als er ein paar Blutstropfen entdeckte, die ihm den Weg wiesen. Bald gelangte er an einen Kanaldeckel, der offensichtlich vor kurzem erst geöffnet wurde. Kurz entschlossen wuchtete Geoffrey den schweren Deckel beiseite und ließ sich in den engen Schacht hinab.
Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte er im Kanal kauernd Kyrill, seinen Herrn.
Geoffrey blickte seinen Herrn an. Die Spuren des Kampfes waren überdeutlich. Kyrils Kleidung war zerfetzt und mit Blut und Schmutz verschmiert. Die Krallen des Wolfes hatten tiefe Male auf seiner Haut hinterlassen. Als Geoffrey näher kam, öffnete Kyrill die Augen und blickte ihn an. "Gut, dass Du da bist Geoffrey. Wir müssen sofort nach Hause zurück", flüsterte er mit schwacher Stimme.
Behutsam kam Geoffrey näher und antwortete: "Sir, Ihr seid zu schwach. Ihr müsst euch erst stärken." Mit diesen Worten öffnete er den Kragen seines Lederanzuges und bot Kyrill seinen Hals dar. "Nein", sagte Kyrill, "Es wäre falsch, mich auf deine Kosten zu regenerieren. Du musst in dieser Nacht stark sein und das Haus - die Jungen - bewachen." - "Aber Sir, ihr seid zu schwach, um alleine heimzukehren." - "Gib mir deine Hand, Geoffrey."
Geoffrey zog seinen Handschuh aus und streckte den Arm aus. Kyrill ergriff ihn und führte ihn zu seinem Mund. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Geoffrey kurz, als Kyrill zu biss. Nach einigen Augenblicken löste er den Biss und leckte die Wunde mit seiner Zunge ab. Dann ließ er die Hand los und lehnte sich zurück.
"Sir, wird das reichen?" - "Es wird reichen soweit es muss. Du fährst nach Hause, ich fahre zu Stern. Er wird für ein paar Tage auf einen seiner Lehrlinge verzichten müssen." – „Sir, wird er das erlauben?“ – „Er muss. Wahrscheinlich wird er wochenlang heulen und mit den Zähnen knirschen ob des Verdienstausfalles, aber er wird mir einen von ihnenüberlassen.“ – „Und euch eine Rechnung schreiben, Sir“ – „Ja, das wird er wohl“, lächelte Kyrill schwach.
Geoffrey half seinem Herrn auf die Füße und stieg vor ihm den Schacht hinauf. Nachdem er sich versichert hatte, dass sie allein waren, half er Kyrill aus dem Schacht und stütze ihn bis zum Wagen.
„Fahr du mit dem Motorrad vor, Geoffrey, ich möchte nicht, dass David, Jon und sein Freund in dieser Nacht alleine sind.“ Geoffrey öffnete den Mund zum Protest: „Sir, Ihr seid verletzt.“ – „Keine Widerrede. Ich meine es ernst. Und du bist auf dem Motorrad wesentlich schneller als ich mit dem Auto.
Als Kyrill eingestiegen war, sagte er zu Geoffrey: "Ich werde erst morgen Abend wiederheim kommen." - "Ich werde mir eine Ausrede einfallen lassen, Sir" gab dieser zur Antwort und setzte seinen Motorradhelm auf.
Nachdem Geoffrey außer Sicht war, setzte sich Kyrill ans Steuer des Wagens und startete den Motor. Gemächlich fuhr er davon, durch die Seitenstraßen um schließlich am Hintereingang eines Hauses anzuhalten. Er stieg aus und klopfte energisch an die Tür. Es dauerte eine Weile, bis sich ein Fenster öffnete und ein jungenhaftes Gesicht blickte auf die Straße. Kyrill verschwendete keine Zeit und rief hinauf. „Ich bin Kyrill Laminus. Ich muss mit Herrn Stern sprechen.“ Mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ, fügte er ein „Jetzt, sofort!“ hinzu.
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Hm ja... Irgendwie bin ich mit diesem Kapitel selber nicht so ganz zufrieden. Ich wollte euch aber auch nicht noch länger warten lassen.
Euer YaoiStoryteller
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Kyrill und Jonathan
RomanceJonathan will den Heimweg über den Friedhof abkürzen und begegnet dabei dem Vampir Kyrill. Natürlich finden die beiden Gefallen aneinander. --- Es gibt schon einige weitere Kapitel, die ich der Reihe nach einstellen werde. Kommentare und Vorschläge...