Kapitel 9: Der Aufstand

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Es war mir egal, dass diese Frau in diesem Teil des Landes die Königin war. Ich war an diesem Ort nicht Zuhause. Also stand ich vor ihr, als wäre sie irgendeine Frau aus Draconis – niemand besonderes.

Die Weiße Königin saß auf ihrem Thron. Das opulente weiße Kleid war um sie gehüllt wie ein Kokon, der sie vor allem beschützte, was sie fürchtete. Ihr Mann saß auf dem Thron neben dem ihren. Sein rundliches Gesicht erinnerte mich an den Mond. Auch in seinen Augen lag ein Lachen, das die Müdigkeit in seinen Zügen nicht ganz zu verstecken vermochte. Sie beide beobachteten mich.

„Meine Königin.", unterbrach die Stimme der Wache, die mich in den Saal gebracht hatte, die Stille, die sich seit meiner Ankunft ausgebreitet hatte. „Sie hat bereits etwas gesagt.", informierte er die Anwesenden.

„Im Kerker wurde mir versichert, dass sie bisher nur mit ihrem Zellennachbarn geredet hätte." Die Königin wendete sich an die Wache. Sie erdolchte ihn praktisch mit ihrem Blick. „Woher also dieser Sinneswandel?"

„Die Information war auch korrekt.", stellte die Wache schnell sicher. „Sie hat auf dem Weg hierher mit Eurem Sohn geredet. Es war nicht viel, aber ich dachte, Ihr solltet es wissen, Eure Majestät."

„Was wurde gesagt?", fragte die Königin nach. Ihre ganze Haltung hatte sich, während die Wache gesprochen hatte, entspannt. Ihr Ton wurde sanfter.

„Das kann ich nicht sagen, Eure Majestät. Euer Sohn befahl mir Abstand zu halten." Sie nickte. Auf ihren Blick legte sich ein Schleier, den mein Vater immer bekam, wenn die Bediensteten auf mich mehr hörten als auf ihn. Es war interessant zu sehen, dass mein Vater nicht der einzige mit dererlei Probleme war.

„Lasst meinen Sohn kommen!", befahl sie dann. Ein Bediensteter, welcher bis zu dem Zeitpunkt im Schatten einer Säule gestanden hatte, verneigte sich tief und verschwand.

„Ihr habt mich rufen lassen, Mutter." Arthus schien sich vor der Tür des Thronsaals nicht wegbewegt zu haben. Vielleicht hatte er auch gelauscht. Er hätte sonst nicht so schnell gerufen werden können.

„Aber sicher. Wie sagtest du so schön: du wirst der nächste König, also musst du auch lernen, wie man sich wie einer verhält." Die Worte seiner Mutter brachten Arthus dazu stehen zu bleiben.

Schlaues Kerlchen., flüsterten meine Gedanken. Er bemerkte also, dass seine Mutter nichts Gutes im Schilde führte.

„Setz' dich doch zu uns.", fuhr die Königin fort und deutete auf den Thron, der noch unbesetzt war. Nur zögerlich setzte sich der Prinz erneut in Bewegung und folgte der Aufforderung. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich mit ihr unterhalten hast." Sie machte eine abfällige Bewegung in meine Richtung.

Er schaute ebenfalls kurz zu mir hin, ehe er wieder seine Mutter anschaute. „Auf dem Weg hierher habe ich ihr lediglich etwas über die Rüstungen in der Ruhmeshalle erzählt."

„Sie soll etwas gesagt haben." Die Stimme der Königin wurde zischend. Ich vermutete, dass sie ungeduldig wurde.

„Sie hat sich bei mir bedankt, dass ich sie den Weg hier rauf begleitet habe."

Alle Achtung, Prinzchen. Lügen ohne rot zu werden, kann nicht jeder. Ich begann langsam ihn anders wahr zu nehmen. Er hatte sich an eine Umgebung, in der er nur Dekoration war, seinen Platz erkämpft. Bei der Mutter ein wahres Kunststück.

„Mehr nicht? Keine brauchbaren Informationen?", fragte sie verwirrt nach. Sie hatte mehr erwartet. Die Gesichtszüge und ihre Stimme sprachen definitiv von Enttäuschung.

Der Prinz schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe viel geredet, um vielleicht nur eine Kleinigkeit aus ihr heraus zu bekommen. Geholfen hat es nicht.", erklärte er. Beinahe kaufte ich ihm dieses Schauspiel ab. Es wirkte in meinen Augen etwas zu aufgesetzt. Wahrscheinlich war ich die einzige, der es auffiel, weil ich ähnliches bereits bei meinem Vater durchzog.

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