Epilog

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Die Kälte an meinem Rücken begann unangenehm zu werden. Ich lehnte an der Steinmauer an einem der bodentiefen Fenster und schaute in den Himmel. Der Mond stand dort voll und rund und lachte. Ich beobachtete ihn und lächelte ihm zu. Vor seinem Lachen hatte ich keine Angst mehr.

Dass er immer noch jede Nacht da war und lachte, beruhigte mich. Allerdings hatte ich schon seit einiger Zeit nicht mehr das Gefühl, dass er mich auslachte. Er lachte einfach und ich würde es auch tun.

„Wann hört er wohl auf zu lachen?" Muriels Stimme durchbrach die Stille im Gang. Ich stieß mich von der Mauer ab und schaute zu ihr rüber. Sie stand ein Fenster weiter und schaute ebenfalls zum Mond.

„Niemals. Aber irgendwer sollte immer die gute Laune behalten.", antwortete ich ihr. In Gedanken war ich bei dem Moment, in dem ich ihr gestanden hatte, dass ich Kelley gewesen war. Selbstredend war sie schockiert gewesen und konnte es nicht glauben. Es kam mir vor, als wäre es erst am Tag zuvor gewesen. Tatsächlich lag der Tag allerdings schon zwei Jahre in der Vergangenheit. Mit Fertigstellung der Silbernen Burg und meinem Einzug hatte ich Muriel mitgenommen. Sie war meine Zofe. Mathilda hatte ich im Schwarzen Palast bei meinem Vater gelassen.

Ich schaute wieder aus dem Fenster. Draußen erstreckte sich der Wald, was bedeutete, dass die Aussicht nicht so weit ging wie im Palast. Trotzdem fühlte sich dieser Ort so gut an wie kein anderer. Das lag vor allem daran, dass ich gehen konnte, wohin ich wollte. Ich war die zukünftige Herrscherin von Larthetia. Als solche konnte ich die Burg verlassen und dahin reisen, wohin ich wollte. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich die Freiheit dazu und ich würde dafür sorgen, dass es auch so blieb.

„Die Schneiderin möchte gleich morgen früh noch eine letzte Anprobe deines Kleides durchführen." Muriels Stimme drang langsam in meine Gedanken vor. Ich schaute zur ihr, als sie sich gerade aufrichtete und ebenfalls zu mir schaute.

Die Hochzeit., erinnerten mich meine Gedanken. Das Hochzeitskleid., flüsterten sie hilfreich hinterher. Meine Hochzeit mit Arthus sollte in zwei Tagen stattfinden. Einen Tag, auf den ich bereits seit unserer Verlobung hin fieberte. Die Bewohner von ganz Larthetia waren eingeladen, da es nicht einfach nur eine Hochzeit werden würde, sondern gleichzeitig unsere Krönung zum neuen Herrscherpaar des gesamten Landes.

„Was sie wohl noch ändern will?", fragte ich, während ich mich zum Gehen wendete. Dass die Schneiderin nach einer weiteren Anprobe gebeten hatte, konnte nur bedeuten, dass eine Änderung stattgefunden hatte oder noch stattfinden würde, sobald ich es trug.

Muriel kam hinter mir her und lachte.

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