Cain (König des Südens)
„Guten Morgen, Majestät.", begrüßte mich eine fröhliche Stimme, als ich auf der Suche nach meiner Frau war. Vor mir stand eine breit lächelnde Lady Merlinde aus dem Nachbarland Castitas. Sie verneigte sich tief und elegant, bevor sie in die entgegengesetzte Richtung aus meinem Sichtfeld verschwand.
Ich sah ihr lächelnd nach. Lady Merlinde war eine der jungen Damen, die meine Frau und ich als mögliche zukünftige Gemahlin unseres Sohnes in den Palast eingeladen hatten. Ich befürchtete jedoch, dass Lady Merlinde mit ihrem überaus sonnigen Gemüt und der unerschütterlichen Fröhlichkeit nicht allzu gut in ein Leben im weißen Schloss passte. Sie würde schnell an dem tristen Leben voller herzloser Entscheidungen zerbrechen.
Letzten endlich blieb die Entscheidung, welches der Mädchen im Schloss bleiben sollte, allerdings bei meinem Sohn. Etwas Kopfschmerzen verursachte mir, dass er sich ausschließlich mit der Fremden aus dem Norden beschäftigte. Kelley war ihr Name, wie er mir einmal anvertraute. Ich befürchtete, dass er auf dem besten Weg war, sich in sie zu verlieben. Eine unmögliche Situation, denn Kelley war eine einfache Bürgerin.
Ich konnte es nachempfinden. Zwischen all den jungen Frauen, die dazu erzogen wurden, dem Prinzen zu gefallen, war die Fremde eine Abwechslung. Sie war ganz anders und wollte unter keinen Umständen gefallen, was sie wahrscheinlich noch anziehender machte. Sie erinnerte mich an Venus, meine geliebte Frau. Sie stach auch durch nicht das beste Benehmen heraus. Eine Tatsache, die meine Eltern nicht erfreute und doch sollte es für mich keine andere sein.
Kurz überlegte ich, ob ein Teil der Faszination, die Kelley ausstrahlte, darin lag, dass sie aus dem Norden kam. Aus den nördlichen Ländern waren keine jungen Damen im Schloss. Soviel ich wusste, war sogar Kaiser Dirins einziges Kind ein Mädchen. Vielleicht hätten wir in den Palast ebenfalls eine Einladung schicken sollen.
Ich schüttelte den Kopf, als ich den Thronsaal betrat. Der Krieg machte diese Idee unmöglich.
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Larthetia
FantasyLarthetia war im Krieg - mit sich selbst - und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. Ein Ende war nicht in Sicht, auch wenn alle Beteiligten des Kämpfens müde waren. Aleria hat nie eine andere Welt als die des Krieges kennengelernt. Sie sehnt sich...