Als die Stadtmauer immer größer vor uns auftauchte, änderte sich die Beschaffenheit der Straße. Aus der breiten Sandstraße wurde eine aus Stein. Die weitere Reise wurde von klappernden Hufen der trabenden Pferde begleitet. Durch die breiten Fugen begann die Kutsche leicht zu schwanken und die Fahrt wurde unangenehmer.
Durch Maracos Bekanntheit in der Stadt kamen wir ohne Probleme durch das Tor. Er wurde einfach durchgewunken ohne, dass viele Fragen gestellt wurden. Kurz danach sprang ich von der Kutsche. Er fuhr in einen anderen Stadtteil als es mein Ziel war.
„Wir sehn uns sicher noch, bevor du abreist." Mit den Worten trieb er seine Pferde an und fuhr die Straße Richtung Schenke entlang. Er gab mir keine Gelegenheit zu antworten, deshalb winkte ich ihm einfach stumm hinterher.
Als er vom dichten Gedränge, das in der Nähe des Tores herrschte, gänzlich verschluckt wurde, atmete ich tief durch. Meine Lungen füllten sich mit einer Leichtigkeit wie schon lange nicht mehr. Ich roch das große Abenteuer und meine Freiheit mit jedem Atemzug ein wenig mehr. Mir wurde schwindelig vor Vorfreude auf einen Tag außerhalb des Palastes. Zeitgleich merkte ich das drückende Gefühl um mein Herz, das mich daran erinnerte, dass es eben nur dieser eine Tag war.
Der Bäcker lag am anderen Ende der Stadt. Um diesen Tag bestmöglich ausnutzen zu können, musste ich als erstes dorthin. Das bedeutete auch, dass ich ein ganzes Stück laufen musste. Ich liebte es jedes Mal wieder diese Stadt zu durchstreifen. Jedes Mal entdeckte ich dabei etwas, was ich zuvor noch nie gesehen hatte.
Die Stadt war um diese Tageszeit voller Leben, dass ich befürchte, erst spät an meinem Ziel anzukommen, da ich unterwegs alles betrachten wollte.
Die große Hauptstraße verband alle drei Stadttore miteinander. Da der Bäcker in der Nähe des südlichsten Tores war, war es für mich das einfachste der breiten Straße in diese Richtung zu folgen.
Überall liefen geschäftige Menschen hin und her. Vor lauter Geräuschen und Gerüchen wusste ich gar nicht, worauf ich als erstes achten sollte. Da waren Mütter, die versuchten ihre Kinder von den Scheiben der Händler wegzubekommen, mit Ware beladene Männer, die diese zu ihren Häusern oder Läden beförderten, Hunde bellten und Katzen fauchten. Zwischen all dem lenkten Kutscher ihre Pferde mit den großen Wagen hindurch. Jeder musste aufpassen nicht von den großen Rädern der Kutschen erwischt zu werden.
Auf dem Platz in der Stadtmitte versuchte ich mich so unauffällig wie möglich an allem vorbeizuschleichen. Die Händler an dieser Stelle der Stadt waren die hartnäckigsten und diejenigen mit dem besten Verhandlungsgeschick. Jemand anders könnte sich einen Laden an dieser Stelle nicht leisten. Wer als potenzieller Kunde einmal in ihren Fängen war, kam nicht mehr weiter - zumindest nicht ohne etwas gekauft zu haben. Da ich als Prinzessin niemals Geld brauchte, hatte ich auch nie etwas dabei, wenn ich als Kelley unterwegs war. Wahrscheinlich hätte ich sonst meinem Vater etwas von ihren Ausflügen berichten müssen.
Schnellstmöglich bog ich in die Abzweigung der Hauptstraße ein, die Richtung Süden führte. An dieser Stelle der Stadt war es nicht so belebt. Es lag vor allem daran, dass dieser Teil der Hauptstraße nicht auf den Palast ausgerichtet war. Der Handel ging nämlich in genau die Richtung. Dieser Teil der Straße führte in den Wald. Da wollte kaum jemand hin.
Ich überquerte die breite Straße und bog in eine schmalere Nebengasse ab. Gleich nach dem Betreten dieser, kam mir der Geruch von frisch gebackenem Brot in die Nase. Ich folgte dem stärker werdenden Geruch die Straße weiter runter.
Schon von weitem erkannte ich direkt unter dem Schild des Bäckers eine junge Frau. Sie hatte dunkelbraunes, weich fallendes Haar, das ihr rundliches Gesicht perfekt umrahmte. Ich musste lächeln, als ich sie sah. Nur wegen ihr war ich den ganzen Weg durch die Stadt gelaufen. Das war Muriel, meine beste Freundin.
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Larthetia
ФентезіLarthetia war im Krieg - mit sich selbst - und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. Ein Ende war nicht in Sicht, auch wenn alle Beteiligten des Kämpfens müde waren. Aleria hat nie eine andere Welt als die des Krieges kennengelernt. Sie sehnt sich...