Wie von der Nadel gestochen sprang ich auf. Endlich war der heutige Unterricht vorbei und ich konnte Nash zur Rede stellen. Sofern er noch immer vor der Schule herumlungerte.
Hektisch schmiss ich alles irgendwie in meine Tasche und drückte mich an meinen Mitschülern vorbei nach draußen. Auf dem Flur war ich eine der Ersten und konnte ungehindert die Treppe runter rasen. Im Erdgeschoss war deutlich mehr Betrieb und ich drosselte mein Tempo. Obwohl es immer noch zügig voranging, kam es mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich draußen stand.
Suchend blickte ich mich um. Wo war Nash? Von oben hatte ich ihn wesentlich besser erkennen können, als zwischen all den Schülern stehend. Ohne zu wissen, ob er noch immer an der gleichen Stelle stand, steuerte ich die Mauer an. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich den richtigen Fleck der Mauer ausgesucht hatte, aber als ich näher kam, konnte ich ihn entdecken. Er stand noch immer da. Einsam und verlassen lehnte er an der Mauer und schien einfach zu warten.
»Hey Nash!« Winkend machte ich auf mich aufmerksam. Als er mich entdeckte, stieß er sich von der Mauer ab und kam auf mich zu.
»Hi Sina. Endlich Schulschluss? Ich dachte, du hättest früher aus.« Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und grinste mich schief an. So süß er jetzt auch tat, wusste ich nicht, ob ich ihm das abkaufen sollte.
»Gehen wir in den Park?« Ich musste ihn auf das Thema ansprechen. Aber nicht hier. Es gab zu viele Ohren in der Gegend, welche liebend gern jedes Gespräch belauschten.
»Wenn du nicht gleich nach Hause musst, gerne.« Er trat neben mich und gemeinsam verließen wir das Schulgelände.
Schweigend kämpften wir durch die Schülerschar und schlugen den Weg Richtung Park ein. Nash blickte sich ständig um, während ich ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr Sonderbares fiel mir auf. Jeden Weg, welcher wir das erste Mal gingen, nahm er alles am Rand akribisch genau unter die Lupe. Als hätte er diese Dinge noch nie gesehen. Ich nahm an, dass es in anderen Städten ähnlich aussah. Dass wir hier nicht viele Sonderheiten hatten. Oder die Dessertauswahl. Ich war auch unentschlossen, aber nicht so. Seine teilweise unerklärliche Orientierungslosigkeit. Als Tramper musste man doch ein bisschen Karten lesen und geographisches Verständnis haben. Sonst fährt man doch nur hin und her. Aber das konnte er mir nachher im Park alles selbst erklären.
Endlich erreichten wir ihn. Den Park hörten wir, ehe wir ihn sahen. Das Kindergeschrei wurde vom leichten Wind zu uns getragen. Mein Herz fing vor Aufregung zu pochen an. Was würde Nash zu all dem sagen? Ich hoffte bloß, dass alles gut gehen würde. Dass er eine vernünftige Erklärung für alles hatte.
Wir bogen hinter dem letzten Gebäude nach rechts und da waren wir. Vor uns erstreckte sich die grüne Oase der Stadt. Den Ort, welcher noch voller grünen Leben war. Wir beschleunigten unsere Schritte und als wir auf die Wiese traten, entfuhr mir ein Seufzer. Jedes Mal hatte ich das Gefühl, wir würden eine andere Welt betreten. Ich hatte noch nie einen Schüler aus meiner Schule angetroffen. Die fühlten sich zu cool, um hier her zu kommen. Lieber hingen sie in der Stadt und im Zentrum ab.
Nash steuerte eine Bank im Schatten an. Rund herum tobten Kinder und die Eltern standen beisammen und unterhielten sich über ihren Nachwuchs und die Welt. Manche Kinder stritten sich über ein Spielzeug, während andere friedlich miteinander teilten. Wie im späteren Leben. Früh übt sich. Ich kannte das Gefühl nicht. Zwar war ich im Kindergarten gewesen, aber meine Eltern waren mit mir äußerst selten ausgiebig draußen gewesen. Meiner Erinnerung nach war ich die meiste Zeit in unserem Garten gewesen und habe alleine gespielt. Andere Kinder hatte ich nur sporadisch bei mir zuhause. Ein Seufzer entfuhr mir bei den traurigen Erinnerungen.
![](https://img.wattpad.com/cover/293740047-288-k670404.jpg)
DU LIEST GERADE
Falling deep to fligh high
FantasíaSinas Leben läuft alles andere als Perfekt. Was schief gehen kann, geht schief. Bis sie Nash begegnet. Im letzten Moment findet er sie und hält sie vom dümmsten Fehler ihres Lebens ab. Wird sie ihren Weg finden? Ist Nash der, der er vorgibt zu sein...