Kapitel 3

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Für Fujo_Rin 

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Die Nacht brach herein und die orangenen Lichter vom Campusgelände, die durch das Fenster fielen, hüllten das Zimmer in ein gelbgoldenes Licht.

Ich lag auf meinem Bett und starrte gegen die Zimmerdecke. Jetzt, wo alles um mich herum zusammengebrochen war und ich inmitten des Schutts und Staubs lag, fühlte ich mich seltsam ruhig in dieser Stille.

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und fragte mich, wie lange es wohl her war, dass Iwa-chan durch diese Tür gegangen war und mich hier zurückgelassen hatte.

Dabei waren wir seit der Mittelstufe unzertrennlich gewesen. Er war damals, wie heute, mein größter Motivator und mein allerstärkster Halt. Ohne ihn an meiner Seite, fühlte ich mich wie ein in Seenot geratenes Schiff. Seine Worte machten mich vollkommen manövrierunfähig und so war ich schutzlos den hohen Wellen ausgeliefert, die immer wieder über mir zusammenbrachen.

Er hatte mit mir Schluss gemacht, versuchte ich, mir begreiflich zu machen, doch der Satz klang so absurd, so unreal, dass er nicht wahr sein konnte. Ich hatte es nie für möglich gehalten, dass es eine Zukunft gab, in der wir nicht zusammen waren.

Aber er sah das scheinbar anders. Und so hatte er die Gelegenheit beim Schopf gepackt und einfach aus dem Nichts vier Jahre Beziehung beendet. Und ich fragte mich, wann er entschieden hatte, dass ich keine feste Konstante, sondern nur noch eine ersetzbare Variable in seinem Leben war?

Bis vor wenigen Stunden dachte ich, dass er die Person war, die mich immer lieben würde. Die, egal was kam, meine Hand für immer fest umklammert hielt. Er war meine Person, mein Gegenstück, meine erste große Liebe und mein allerbester Freund.

Und so fiel es mir im Moment verdammt schwer zu akzeptieren, dass unsere gemeinsame Reise hier endete.

Zittrig holte ich tief Luft, versuchte, gegen die schmerzhafte Enge in meinem Brustkorb zu atmen. Ich versuchte das unangenehme Pochen in meinem Inneren auszuhalten und musste plötzlich an meinen Leistungskurs aus dem ersten Semester denken. Denn dort hatte ich zum ersten Mal von der Schmerzskala gehört.

Die Abstufung von Eins bis Zehn kam immer dann zum Einsatz, wenn sich ein Leistungssportler während eines Spieleinsatzes verletzte. Das System half den Ersthelfern, die Situation besser einzuschätzen und entsprechende Sofortmaßnahmen zu ergreifen.

Ich hatte von der Skala nie Gebrauch gemacht, doch wenn ich sie heute anwenden müsste, dann war der Schmerz, den ich jetzt gerade empfand, eine absolute Zehn.

Mir kamen erneut die Tränen, als ich hörte, wie die Eingangstür geöffnete wurde und wieder ins Schloss fiel. Kurz darauf betrat Iwa-chan das Zimmer. Sein Gesicht, das spärlich von dem hereinfallenden Licht angeleuchtet wurde, glich wie immer einer undurchschaubaren Maske.

Man hatte ihm schon immer selten angesehen, was er dachte oder fühlte. Nur mir hatte er auch hin und wieder seine verletzlichen Seiten gezeigt. Ich wusste genau, was ihn bewegte, und wer er wirklich war.

Ich drehte den Kopf leicht in seine Richtung, doch als ich denselben Kummer in seinen Augen sah, den auch ich gerade verspürte, wandte ich schnell wieder den Blick ab.

Es tat so schrecklich weh zusehen, dass ihm das alles hier auch gerade so verdammt schwerfiel. Ich schniefte leise und drehte mich auf die Seite, weg von ihm.

Ohne ein Wort zu sagen, machte er die kleine Nachttischlampe an seinem Bett an und sammelte seine letzten Habseligkeiten zusammen. Nach einer kurzen Zeit hörte ich den Reisverschluss des Koffers zugehen und wusste, mir blieben nur noch wenige Minuten mit ihm.

Fallen StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt